Einmal breifrei bitte
erstaunlich, dass man diese matschige Substanz sehr wohl bis zum Rand des Tisches schieben kann, und da bleibt sie tatsächlich auch ruhig liegen, aber sobald man sie dann noch etwas weiter schubst, fällt sie tatsächlich in Richtung des Bodens? Unfassbar! Und das macht sie immer wieder, nie, nie, nie fällt sie nach oben!! Woher zur Hölle weiß die Matsche, wo sie hinmuss???
Natürlich ist uns das alles klar, aber solcherlei evidenzbasiertes Wissen muss man sich ja schließlich erst mal erarbeiten. Und darüber hinaus gilt es vielleicht auch zwischendurch einfach mal kurz innezuhalten und die frisch gesammelten Informationen zu überdenken, zu bündeln und irgendwo abzuspeichern!
Ihr Leitsatz hier
sollte sein: »Ich werde nie mehr mögliche Sauerei-Anrichtungs-Materialien anbieten, als ich zum entsprechenden Zeitpunkt tolerieren kann!!!!«
Wenn Sie in der Nacht davor nicht geschlafen und nach der gemeinsamen Mahlzeit noch einen schwierigen Tag vor sich haben, ist z. B. Porridge zum Selbstlöffeln keine gute Idee für eine schnelle Selbstesser-Runde mit absehbarem Ende, dann tun es zum Frühstück beispielsweise auch kleine Toastbrot-Finger, Reiter oder wie auch immer Sie das nennen, mit Butter oder etwas ungesüßtem Fruchtmus. (Ich habe Karline recht bald schon 100-prozentiges Birnenmus aus dem Babygläschen als »Marmelade« verkauft und mich selbst so mit dem Geschmack angefreundet, dass ich mittlerweile die meisten echten Marmeladen zu süß finde. Heute ist das Kind zusammen mit dem Vater zur klassischen Erdbeer / Himbeer / Waldbeer-Fraktion übergegangen und ich bin die Einzige am Frühstückstisch, die sich noch gerne das Brot mit Babybedarf bestreicht …)
Bieten Sie einfach zu allen Mahlzeiten, bei denen Sie Lust auf Experimente haben, etwas an – mit der Zeit lernen Sie sowohl den Geschmack als auch die Textur-Vorlieben Ihres Kindes besser kennen, und Ihnen werden automatisch immer mehr Speisen einfallen, die Sie offerieren können.
Haben Sie Geduld und planen Sie viel Zeit mit ein. Als ich feststellte, dass Karline häufig erst mal eine Weile brauchte, um in Gang zu kommen und Appetit und Interesse zu entwickeln, nämlich in etwa immer genau so lange, wie ich brauchte, um mich ausreichend zu verköstigen, legte ich am Tisch noch eine Zeitschrift oder etwas zu schreiben parat, und erklärte ihr, dass ich zwar schon fertig sei, sie sich aber gerne noch Zeit lassen könne; ich weiterhin gemütlich bei ihr sitze, aber einfach schon etwas lese oder arbeite. Eine große Tageszeitung zwischen uns auszubreiten oder gar meinen Rechner aufzuklappen hätte ich persönlich in diesem Fall als unhöflich empfunden.
Sie wundern sich, dass ich einem damals vielleicht 8 Monate alten Wesen ausführlich erklärte, dass es in Ruhe weiteressen solle und was ich währenddessen tat?
Falls nicht: gut!
Falls ja: Ich für meinen Teil finde, dass man von Anfang an, und zwar tatsächlich ab Tag 1 nach der Geburt ein Kind als eigenständiges und emotional kompetentes Wesen betrachten sollte und diesem auch selbstverständlich in Sachen Kommunikation genauso viel Respekt entgegenbringen wie jedem anderen ausgewachsenen Menschen auch. Würden Sie einfach wort- und erklärungslos vom Tisch aufstehen, wenn Sie in geselliger Runde mit Ihren Lieben zusammen essen und die anderen noch nicht ansatzweise fertig sind? Eine Erklärung wäre vonnöten, schon alleine aus Anstandsgründen.
Warum sollte das dann nicht auch für einen Säugling gelten? Nur, weil er oder sie selbst noch nicht sprechen kann, heißt das ja noch lange nicht, dass er oder sie Sie nicht versteht, und wenn auch noch nicht im Wortsinn, dann doch zumindest Ihre Haltung zum jeweiligen Thema!
Ein Kind, dem ich ankündige, dass ich es jetzt gleich vom Boden hochhebe, um es auf den Wickeltisch zu befördern, hört meine Stimme, bevor der Körperkontakt erfolgt, erschrickt also nicht, erkennt bald schon die dem Vorgang vorausgehenden und damit praktischerweise zuzuordnenden Sprachlaute, weiß ergo, was ihm gleich widerfährt, und kann sich darauf einstellen.
Indem ich seine Handlungen verbal spiegle (»Du nimmst Deine Finger in den Mund! Jetzt lachst Du mich an«) und selbstverständlich auch die meinen in Worte fasse, ermögliche ich es ihm einerseits, sich selbst als Individuum wahrgenommen zu fühlen (aha, immer, wenn ich so quatschig den Mund aufreiße, reagiert Mama auch so lustig und macht Geräusche, die mir Spaß machen, das merk ich mir, das fühlt sich gut
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