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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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gemacht. Allein an Säugetieren erkennt er einen Fischermarder, eine Schwalbe, einen Hermelin und einen Vielfraß.
    Ein Beil prallt gegen seine rechte Körperseite, trifft ihn aber nicht mit der Schneide, so dass er strauchelt, aber nicht stürzt. Offenbar sind ihm die Dakota an Land gefolgt.
    Doch zwischen den Zweigen hindurch kann er wieder Wasser sehen.
    Dann ist er also am Lake Waste-of-Time angelangt. Sein erster Impuls ist, das Kanu aufs Wasser zu werfen, und wissen Sie was? Genau das tut er. Es landet mehr oder minder aufrecht, stabilisiert sich aber schnell, als durch den Spalt am Boden wieder Wasser eindringt.
    Zwei Menschen läuft platschend zu dem treibenden Boot und hält sich beim Einsteigen an die von Listiger Waschbär empfohlene Methode, denn er kann sich nicht leisten, irgendwas zu vermasseln: Hände links und rechts auf den Bootsrand, den ersten Fuß mitten hinein, den anderen nachziehen. Jetzt kann er lospaddeln. Wird auch höchste Zeit, denn er hört die Dakota aus dem Wald hervorbrechen.
    Als Zwei Menschen sich umsieht, stellt er fest, dass er kein Paddel mehr hat. Er kann sich nicht erinnern, dass er es weggelegt hat, aber auf dem Weg durch den Wald hatte er es jedenfalls nicht dabei, weil er mit beiden Händen das Kanu tragen musste.
    Mist!
    Er wirft sich auf den Bauch und paddelt mit den Händen, doch er kann immer nur eine Hand eintauchen. Noch nie ist ihm Wasser so dünn vorgekommen. Das Boot scheint sich im Kreis zu drehen.
    Er beginnt, öfter die Seite zu wechseln. Das Ufer verschwindet allmählich aus seinem Blickfeld, und das Wasser wird tief. Trotzdem versteht er nicht, warum die Dakota ihn nicht gefangen und umgebracht haben, bis er sich umdreht und sieht, dass sie immer noch hinten am Ufer stehen.
    Das Kanu anstarren und sich in leisem, ernstem Ton unterhalten.
    Während Zwei Menschen am anderen Ufer, das die Grenze zwischen dem Land der Dakota und dem der Ojibwe [34] bildet, jetzt seine eigenen Leute sehen kann. Darunter auch Listiger Waschbär, der vor Konzentration die Stirn runzelt und dann wie ein Wolf heult und den Dakota triumphierend den Mittelfinger zeigt.
    Genau
, denkt Zwei Menschen und wälzt sich im Wasser auf dem Boden seines Kanus erschöpft auf den Rücken.
    Ihr könnt mich alle mal
.

10 Ely, Minnesota
    Immer noch Freitag, 14 . September
    »Wenn man ein Kanu von einem See zu einem anderen trägt, nennt man das Portagieren«, sagt Sheriff Albin. »Der Pfad, den man dabei benutzt, heißt Portage.«
    »Hmm«, sage ich.
    Ich habe ihm nicht richtig zugehört. Seine Geschichte klang völlig unsinnig – besonders dass die Dakota die Gesichter von Menschen gegessen haben sollen – und erinnerte mich an dieses Parfüm namens
Canoe
, das die Mafiatypen immer benutzten. Vielleicht tun sie’s immer noch.
    Ich habe mich auch gefragt, warum Sheriff Albin uns so viel Zeit widmete. Dass er Informationen über ein potentielles, von Reggie Trager begangenes Verbrechen zu erhalten versucht, ist das eine. Etwas ganz anderes ist es, Landkarten hervorzuholen und uns alte Indianergeschichten zu erzählen.
    »Portagen sind allerdings eine heikle Sache«, fährt Albin fort. »Sie wuchern zu, die Uferlinie verändert sich, man darf zu ihrer Kennzeichnung weder Schilder aufstellen noch Kerben in Bäume schneiden. Auch wenn sie auf der Karte richtig eingezeichnet sind, können sie vom Wasser aus schlecht zu sehen sein. Und bloß weil es eine Portage ist, auf der man ein zwanzig Kilo schweres Kevlarboot transportieren kann, heißt das noch lange nicht, dass man auch ein hundert Kilo schweres Aluminiumkanu für vier Personen mit der ganzen Ausrüstung dort entlangschleppen kann. Der Pfad könnte eine steile Felswand raufführen. Er könnte einfach zu lang sein.
    Wenn man also von See zu See zu See will, könnte es durchaus sein, dass man sich zwischen einem Dutzend verschiedenen Pfaden entscheiden muss, je nachdem, was portagiert werden soll und von wem. Den richtigen Weg von A nach B zu finden, ist so schwer, wie ein Kombinationsschloss aufzubekommen.«
    Mein Gott. Das reicht schon.
    »Was meinen Sie, was Benjy Schneke und Autumn Semmel zugestoßen ist?«, fragt Violet, und ich bekomme noch mehr Lust als sonst, sie zu vögeln.
    Albins Miene verdüstert sich. »Preist Reggie Trager seine Tour etwa
damit
an?«
    »Nein, das haben wir in Ford gehört und dann in der Bücherei nachgelesen.«
    »Sind Sie da sicher?«
    »Ja.«
    Das beruhigt ihn etwas.
    »Und was ist Ihrer Ansicht nach passiert?«,

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