Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
Vom Netzwerk:
Minnesota
    Immer noch Freitag, 14 . September
    »Der Typ glaubt tatsächlich, dass es Aquabigfoot gibt«, sagt Violet.
    »Stimmt.«
    Wir sind wieder auf der U. S.  53 , unterwegs zur CFS Lodge in Ford. Sie fährt. »Und müssen wir das diskutieren?«
    »Was denn? Dass der Sheriff vom Lake County das Ungeheuer für real hält oder dass es tatsächlich real sein könnte?«
    »Das mit dem Sheriff.«
    »Puh. Ich hab schon befürchtet, du willst mir mit irgendwelchen Spandrels kommen.« [36]
    »Da bin ich der Falsche.«
    »Obwohl ich gern wüsste, warum jemand, der so clever zu sein scheint wie Sheriff Albin, das für möglich hält.«
    »Ja«, sage ich. »Ganz genau.«
     
    CFS Outfitters & Lodge liegt nicht bloß
an
der Highway-Abfahrt, die der zum (sogenannten) Zentrum von Ford folgt – es
ist
die Highway-Abfahrt. Man kommt unter einer riesigen CFS -Reklametafel hindurch direkt auf den Parkplatz des Ladens, eines dreistöckigen Spitzdachhauses mit Werbeplakaten von Northface und so ähnlichem Zeug an den Schaufensterscheiben. Von dort folgt man den Schildern zu einer Straße, die von der gegenüberliegenden Ecke des Parkplatzes zur Lodge hinabführt.
    Die Straße ist mit Leitkegeln abgesperrt, doch ein schlaksiger, hagerer Vierundzwanzigjähriger, der trotz seines Outdoorhuts sonnenverbrannt ist, kommt mit einem Klemmbrett zu unserem Wagen. »Kann’ch Ihnen behilflich sein?«, fragt er, als Violet die Fensterscheibe runterkurbelt.
    »Wir sind wegen Reggie Tragers Expedition hier.«
    »Sagen Sie mir Ihre Namen, bitte?«
    »Violet Hurst und Lionel Azimuth.«
    Der junge Mann sieht auf seinem Klemmbrett nach, was bei einer Liste von nur sechs oder acht Leuten seltsam ist. Andererseits verhält es sich mit Klemmbrettern vielleicht wie mit Waffen: Wenn man eins mit sich rumschleppt, will man es auch benutzen.
    »Doktor. Doktor«, sagt er. »Mein Name ist Davey Sugar. Ich bin einer der Guides auf der Expedition. Willkommen bei CFS .«
    Er wirkt so ernst, gar nicht wie jemand, der an einem schmutzigen Gaunerstück beteiligt ist, und ich vergewissere mich vorsichtshalber, ob wir von ein und derselben Sache sprechen.
    Ich beuge mich über Violet hinweg und frage: »Was meinen Sie? Gibt’s das White Lake Monster tatsächlich?«
    Er lächelt breit, während er die Leitkegel aus dem Weg räumt. »Ich muss gestehen, dass ich nicht dran glaube. Aber es wäre doch cool, oder?«
     
    Die Straße erklimmt den Hügel, und plötzlich sehen wir unten den Ford Lake, das darauf aufblitzende Licht ein Maschendrahtzaun aus Sonne. Sogar der Backsteinklotz der alten Ford-Mine – hinter dem sich vermutlich, in der Kurve, Dr. McQuillens Haus befindet – sieht schön aus.
    Die Lodge ist idyllisch: ein Dutzend Hütten am See, frisch gestrichen im gelben Farbton von Schlumpfines Haar, auf einem Rasen, der so saftig wie Moos aussieht. Daneben eine schmale Bucht mit einer E-förmigen Schwimmdockanlage, an der mehrere mit Planen abgedeckte Boote liegen.
    Auf dem zerfurchten, von Bäumen beschatteten Parkplatz neben dem Jachthafen stehen drei Pick-ups, einer davon mit einem Rahmenaufbau über der Pritsche, ein paar offenbar beschädigte Kleinwagen und ein großer glänzend schwarzer Geländewagen mit einem Kennzeichen aus Minnesota.
    Für den Fall, dass wir flüchten müssen, lassen wir unsere Sachen im Wagen.
     
    Zwei Männer in Polohemden und Anstreicherhosen biegen bei unserer Ankunft gerade um die Ecke der Empfangshütte. Dass es sich um die Empfangshütte handelt, wissen wir, weil an der Hauswand eine Reihe Sonnenblumen steht und oben drüber ein hölzernes Schild hängt, auf dem in Holzschrift oder wie das heißt, wenn die Buchstaben dort eingebrannt werden, » CAMP FAWN SEE  –
Empfang
« steht. Einer der beiden ist ein etwa sechzigjähriger Weißer mit weißem Haar und randloser Brille. Der andere, vielleicht Mitte dreißig, ist ein Latino mit Schnurrbart. »n’Abend«, sagt der Weiße.
    »Ist einer von Ihnen Reggie Trager?«, fragt Violet.
    »Ganz bestimmt nicht.« Er dreht sich um und ruft: »Reggie! Kundschaft!« Dann geht er mit dem anderen Typ zu dem Pick-up mit dem Rahmenaufbau.
    Violet und ich begeben uns zur Vorderseite der Hütte, die zum See hin liegt. Auf dem Rasen spricht ein Mann in ein schnurloses Telefon, der gleichzeitig ein Bier trinkt und sich von dem großen schwarzen Labrador wegdreht, der an ihm hochspringt.
    Während er sagt: »Nein, hör zu, Trish, ich muss auflegen. Ich weiß. Tut mir leid. Du auch. Du

Weitere Kostenlose Bücher