Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
Vom Netzwerk:
er, wenn sich von den Semmels niemand darum kümmern wollte oder konnte, sollte Reggie Trager die Gelegenheit dazu erhalten.«
    Ein weiterer Grund, warum Trager die Geschichte in seiner Einladung nicht erwähnt hat. »Wurde Trager beschuldigt, Chris junior und Pfarrer Podominick ermordet zu haben?«, frage ich.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Dafür gab es keine Beweise, und drei Zeugen haben ausgesagt, Reggie könnte es nicht gewesen sein, weil er bei ihnen war, als die Schüsse fielen. Außerdem ist das Ganze nicht so einfach, wie es klingt. Auch sein Motiv war nicht besonders überzeugend. Reggie führt etwa fünfundachtzig Prozent der Gewinne von CFS an Chris juniors Witwe ab.«
    »Aus Herzensgüte oder weil er muss?«
    »Das war die Bedingung im Testament. Damit hat Reggie keinen Grund mehr, jemanden umzubringen, um CFS zu übernehmen. Geld macht Reggie wahrscheinlich etwa so viel wie vorher, nur muss er den ganzen Laden jetzt allein schmeißen.«
    »Vielleicht wollten sie ihn feuern.«
    »Davon hat mir niemand etwas gesagt. Nicht mal Chris juniors Witwe, die Reggie Trager nicht besonders gut leiden kann.«
    »Was hat sie denn gegen ihn?«
    »Sie hält ihn für schuldig.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Aus keinem, der Geschworene interessieren würde.«
    »Sie anscheinend auch nicht.«
    »Offenbar klage ich lieber niemanden eines Verbrechens an, dessen er nicht überführt werden kann. Aber wenn Sie mich fragen, ob ich glaube, dass Reggie die Morde begangen hat, dann lautet die Antwort nein. Ich würde nicht behaupten, dass ich ihn gut kenne, und mir ist auch klar, dass die meisten Menschen zu fast allem fähig sind, wenn man sie dazu treibt, aber bei Reggie kann ich mir das nicht vorstellen.«
    »Und wer war es Ihrer Ansicht nach?«
    Er schüttelt den Kopf. »Keine Ahnung. Chris junior und Pfarrer Podominick führten ein auskömmliches Leben, in einer Stadt, in der es den meisten viel schlechter ging, aber keiner von beiden scheint richtige Feinde gehabt zu haben. Offenbar hätte nicht mal jemand von ihrem Tod profitiert.«
    »Glauben Sie, dass der Mörder von Chris junior und Pfarrer Podominick auch Autumn und Benjy umgebracht hat?«
    Albin schaukelt ein paarmal mit dem Stuhl vor und zurück und sieht mich an.
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Nicht gerade eine ähnliche Vorgehensweise. Einen Mord mit einem Jagdgewehr kann ich wenigstens verstehen. Und der Mörder von Chris junior und Pfarrer Podominick war so clever, dass er keine Spuren hinterließ. Das, was Autumn und Benjy zugestoßen ist, schien mir was völlig anderes zu sein.«
    »Hat am White Lake jemand nach einer Portage für Motorboote gesucht?«, fragte Violet.
    »Ja, und ich habe keine entdeckt. Auch am Lake Garner habe ich keine entdeckt, aber der ist viel größer und schwerer zu erkunden. Vielleicht gab’s da eine, die mir entgangen ist.«
    Das war keine schlechte Frage, doch ich glaube nicht, dass Violet in dieselbe Richtung wie Albin denkt. »Können wir die Autopsieberichte von Autumn und Benjy sehen?«, frage ich.
    »Nein. Das dürfte gegen das Gesetz verstoßen.«
    Ich weiß nicht, ob das stimmt. [35] Ich versuche es mit »Gibt es noch irgendwas, das Sie uns sagen müssen, um uns vor Gefahren zu schützen?«
    Ich weiß nicht, was für Eide, Menschen zu schützen, ein Sheriff hier oder sonstwo leisten muss, aber es dürften einige sein. Und vielleicht erlauben oder erfordern sie sogar, dass Albin mit Informationen rausrückt, die er sonst aus rechtlichen oder moralischen Gründen nicht geben darf.
    Wenigstens glaube ich, dass er darauf hinauswill.
    »Das Beste wäre, Sie reisen ab«, sagt er. »Wenn ich die Sache betrachte, sehe ich im Grunde kein Licht, sondern nur Schatten. Aber wenn Sie das Ganze durchziehen wollen, dann trauen Sie Reggie Trager nicht, bloß weil ich ihn für unschuldig halte. Ich bin kein Geschworenengericht. Bleiben Sie in der CFS Lodge – in Ford ist es zu gefährlich. Und halten Sie mich über alles, was passiert, auf dem Laufenden. Das meine ich nicht als Wahlmöglichkeit. Ich geben Ihnen meine Handynummer und meine E-Mail-Adresse. Sollte ich irgendwann zu dem Schluss kommen, dass Sie Informationen zurückgehalten haben, die bei einer strafrechtlichen Ermittlung auch nur nützlich sein könnten, werde ich dafür sorgen, dass Sie das beide bereuen. Haben wir uns verstanden?«
    Wir nicken. »Ja, Sir«, sagt Violet.
    »Noch was. Wenn Sie am White Lake sind, gehen Sie nicht ins Wasser.«

11 Ford,

Weitere Kostenlose Bücher