Einmal gebissen, total hingerissen
angezogen und stochert in irgendetwas Fürchterlichem herum, das meine Mom
zusammengemixt hat. Mom macht sehr interessante
Frühstücksmahlzeiten mit den Lebensmitteln, die sie in Genossenschaftsläden kauft, und wir sind ihre
Versuchskaninchen. Als Sunny sich in einen Vampir
verwandelt hatte, hat Mom mit Knoblauchrühreiern
experimentiert. Sunny ist allein bei dem Geruch ins
Badezimmer gerannt um sich die Seele aus dem Leib zu
würgen. Sie behauptet, das hätte lediglich an ihrer
wachsenden Abneigung gegen Knoblauch gelegen, aber
ehrlich, es kann auch einfach das Rezept gewesen sein und Moms Versuch zu kochen.
»Also, was ist die Spezialität des Morgens?«, frage ich, während ich auf meinen Stuhl rutsche. Ich bin völlig ausgehungert. Heute kann mir nichts den Appetit verderben, ganz gleich, was sie sich ausgedacht hat.
»Hm, es hat eigentlich keinen offiziellen Namen«, sagt Mom und schiebt etwas von dem nicht identifizierbaren Brei aus der Bratpfanne auf einen Teller. »Aber die Köchin in der Kommune hat es immer Hippie-Haschee genannt.«
Andererseits werde ich vielleicht die erste Stunde
blaumachen und auf dem Weg zur Schule bei Dunkin'
Donuts vorbeigehen. »Also, wie ist dein Date gelaufen?«, frage ich und versuche nicht die Nase zu rümpfen, als sie den widerlich riechenden Mischmasch vor mich hinstellt.
Sie stellt einen weiteren Teller an ihren eigenen Platz und setzt sich zwischen Sunny und mich. Ich schaue zu meiner Schwester hinüber und bemerke, dass das Essen zwar auf ihrem Teller hin-und herrutscht, aber irgendwie nicht in ihrem Mund landet.
»Großartig«, antwortet Mom mit leuchtenden Augen. »Wir waren in einem wunderschönen Restaurant. Es war
natürlich ein Steakhouse. Er ist offensichtlich ein großer Steak-Fan. Er meint, am liebsten mag er sie ganz blutig.«
Ich versuche, Sunnys Blick aufzufangen. Siehst du?
Blutiges Steak. Das Einzige, was Vampire gern essen, weil es eben blutig ist.
»Er hat dich in ein Steakhouse eingeladen?«, frage ich.
Mom ist natürlich eine strenge Vegetarierin. Die arme Frau.
»Hast du ihm nicht gesagt, dass du kein Fleisch isst? Dass du Mitglied der Tierschutzorganisation PETA bist? Dass du denkst, die Chemikalien, die man in Rindfleisch nachweisen kann, seien willfährig machende Hormone, die die Regierung den Tieren injiziert hat, um die menschliche Rasse ruhigzustellen, während die Wirtschaft schreckliche Dinge mit unserer Welt anstellt?«
»Es war okay«, sagt Mom, die den gewaltigen Fauxpas
ihres Dates natürlich auf der ganzen Linie entschuldigt.
»Ich habe einfach eine Kartoffel und Gemüse bestellt. Es war sehr gut.« Wow. Mom muss wirklich auf diesen Burschen stehen. Sie würde niemals mit irgendjemandem in ein Schlachthaus gehen. Es wird traurig sein, wenn sie herausfindet, dass er tausend Jahre alt und untot ist. Oh, na ja.
»Und was habt ihr dann gemacht?«
»Er hat mich in diesen eleganten Club ausgeführt, in dem eine altmodische Band zum Tanz gespielt hat. Er tanzt einfach traumhaft Walzer.«
Hm. Liegt wahrscheinlich daran, dass er schon da war, als der Walzer erfunden wurde, und tausend Jahre Übung hinter sich hat.
»Aber du hasst Walzer. Und klassische Musik. Bist du nicht eigentlich diejenige, die immer sagt: 'Wenn es nicht Jefferson ist, ist es Mist?'«
Sie kneift die Augen zusammen. »Rayne, ich bin eine
Erwachsene mit einer breiten Palette von Interessen.
Verdirb mir die Freude nicht, weil du dich unbehaglich bei dem Gedanken fühlst, das ich ein Date hatte.«
Seufz. Es geht los. Ihre Stimme klingt ganz gepresst. Ich wusste, dass sie zu dieser Schlussfolgerung kommen würde.
»Es macht mir nichts aus, wenn du Dates hast. Ich will nur sichergehen, dass er dich gut behandelt.« Und seine Tage nicht damit zubringt, in einem Sarg zu schlafen . . .
»Nun, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Er ist der perfekte Gentleman. Du wirst es heute Abend selbst sehen.«
»Heute Abend?« Sunny und ich sehen uns über den Tisch hinweg an. Ich bin davon überzeugt, dass meine Augen
genauso groß sind wie ihre.
Mom lacht. »Ja, heute Abend. Ich habe ihn zum Essen
eingeladen. Ich habe versprochen, dass ich ihm ein
Tofusteak machen kann, das genauso köstlich ist wie eins, wofür ein unschuldiges Tier geschlachtet wurde.«
Wow. Ich wette, der Vampir kann sich vor lauter Vorfreude kaum halten! Aber heute Abend! Das lässt Sunny und mir keine Zeit, etwas zu planen. Es sei denn . . .
Ich lege einen Hustenanfall
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