Einmal gebissen, total hingerissen
Ahnung. Über diese
Möglichkeit hat der Film sich nicht geäußert. Vielleicht sollten wir zur Tür gehen und ihm den Eintritt verweigern.
Nur um auf der sicheren Seite zu sein. Wenn Mom ihn dann reinlässt, wird sie die Einzige sein, die keine Macht hat.«
»Gute Idee.«
Wir springen auf und laufen durch den Flur. Einen Moment lang starren wir zuerst die Tür an, dann einander, und wir fragen uns beide, was uns auf der anderen Seite erwarten wird? Wird er elegant und selbstbeherrscht sein? Wird er versuchen uns mit faszinierenden Augen zu hypnotisieren?
Was, wenn er einen der Höllenhunde bei sich hat, wie der Freund in dem Film? Oder vielleicht hat er sich ja bereits ganz in einen Vampir verwandelt und beschlossen, das Abendessen auszulassen und sich stattdessen gleich auf unsere Hälse zu stürzen ... als Dessert.
Bei einem bösen Vampir kann man das nie wissen, nicht wahr?
»Okay, lass es uns tun«, sage ich. Ich hole tief Luft, dann lege ich die Finger um die Klinke und ziehe sie auf, sodass wir den Mann auf der anderen Seite der Tür sehen können.
Sunny schaut, eine Augenbraue zweifelnd hochgezogen,
zuerst ihn an, dann mich. Ich weiß, was sie denkt. Der Typ sieht nicht direkt aus wie ein Geschöpf der Nacht. Ohne seinen Smoking sieht er eher aus wie . . . nun ja, ein Steuerberater. Vielleicht war es die Beleuchtung in der Blood Bar, die ihn so beeindruckend hat wirken lassen.
Oder der Smoking. In beigefarbenen Baumwollhosen und
einem langweiligen Hemd, muss ich zugeben, geht ihm
jede dämonische Ausstrahlung ab.
Vielleicht ist es auch das Herrentäschchen, das uns aus der Bahn wirft.
Außerdem sieht er.. . gebräunt aus. Aber das könnte
natürlich mit einem Selbstbräuner total gefälscht sein. Wir haben da ein Mädchen in der Schule, Denise, die immer so aussieht, als hätte sie Ferien auf den Bahamas gemacht, aber das ist reiner Schwindel. Das Mädchen war niemals südlich von Jersey.
Kurzum, der Typ sieht überhaupt nicht aus wie ein
Blutsauger. Aber das könnte eine clevere Tarnung sein. Eins habe ich in der Vampirwelt gelernt - niemand ist das, was er zu sein scheint. Der ehemalige Meister des Blutzirkels, Lucifent, sah aus wie der kleine Junge aus The Sixth Sense .
Die ehemalige Jägerin, Bertha, hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Nilpferd als mit Sarah Michelle Gellar. Und Jareth, der superheiß aussieht und wie Jude Law, ist in Wirklichkeit der nervigste und spießigste Blödmann von einem Vampir im ganzen bekannten Universum.
Nicht dass ich an Jareth gedacht hätte. Tatsächlich hatte ich bis zu diesem Moment fast vergessen, dass er überhaupt existiert. Ich bin nicht mal enttäuscht, dass er heute Abend eine Ratssitzung hatte und sich nicht mit mir in der Blood Bar treffen konnte. Tatsächlich bin ich erleichtert. Sehr erleichtert, ihn nicht wiedersehen zu müssen ...
Tut mir leid, ich schweife ab. Zurück zu dem, was passiert ist.
»Hey, ich bin David«, sagt Mr Steuerberatertrottel, wobei er zufällig (oder nicht ganz so zufällig) denselben Namen nennt wie Kiefers Figur in The Lost Boys . Er hält einen Strauß dunkelroter Blumen in Händen. Die Farbe von Blut, könnte ich hinzufügen. »Ihr müsst Sunshine und Rayne sein?«
Hm. Er kennt unsere Namen. Sehr interessant. Andererseits schätze ich, dass Mom sie ihm gesagt haben könnte ..
»Ich bin Sunny. Sie ist Rayne«, erklärt Sunny hilfsbereit.
Ich frage mich für einen Moment, ob sie hypnotisiert
wurde, damit sie ihm zu Willen ist und alles ausplaudert, dann komme ich zu dem Schluss, dass es einfach typisch Sunny ist, übertrieben freundlich zu sein.
David sieht mich an, dann Sunny, dann wieder sie. »Ähm, wollt ihr mich nicht hereinbitten?«, fragt er ein wenig zweifelnd.
A-ha! Ich werfe Sunny einen triumphierenden Blick zu. Er hat genau die richtigen Worte benutzt! Er muss hereingebeten werden! Ich wusste es! Ich wusste, dass er ein Vampir ist.
»Es ist ziemlich nass hier draußen«, fügt David hinzu.
Hoppla. Ich war so mit seinem Aussehen beschäftigt, dass ich den sturzbachartigen Regenguss, in dem er steht, nicht mal bemerkt habe. Ich schätze, wir können zumindest ausschließen, dass er eine Hexe ist. Anderenfalls wäre er inzwischen so was von geschmolzen.
Trotzdem, das bedeutet nicht, dass der Plan sich im
Geringsten geändert hätte.
»Genau genommen, nein. Wir können Sie nicht
hereinbitten«, sage ich und versuche, entschuldigend, aber gleichzeitig so energisch wie möglich zu klingen. »Wir
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