Einmal gebissen, total hingerissen
Teifert bedeutet mir, auf einem davon Platz zu nehmen, aber ich schüttle den Kopf. Ich habe kein Interesse daran, mit diesem Verrückten herumzusitzen und zu plaudern.
»Ich bin so was von weg«, sage ich und wende mich dem linken Bühnenabgang zu.
»Warte«, ruft er mir nach. »Du musst dir anhören, was ich zu sagen habe.«
»Mann, ich brauche mir überhaupt nichts anzuhören«, gebe ich zurück, aber irgendetwas in mir zwingt mich, stehen zu bleiben. Neugier, schätze ich. Ich meine, ob es nun eine begehrenswerte Beschäftigung ist oder nicht, man bekommt nicht jeden Tag zu hören, dass man ein »Schicksal« hat.
Und vor allem bekommt man es nicht vom Schauspiellehrer zu hören.
Mr Teifert seufzt und fährt sich mit der Hand durch sein wirres schwarzes Resthaar. »Tatsächlich befindest du dich da im Irrtum, Rayne.«
»Was soll das denn heißen?«
»Ich werde es dir sagen, wenn du dich hinsetzt.«
Grrr. Ich drehe mich widerstrebend wieder um und komme mitten auf die Bühne. Ich lasse mich auf den nächstbesten Sessel fallen, der erheblich unbequemer ist, als er aussieht.
Die Federn bohren sich in mein Hinterteil und ich hoffe, diese große Enthüllung meines Schicksals wird nicht allzu lange dauern.
»Also, sagen Sie es mir«, sage ich.
Mr Teifert nimmt mir gegenüber Platz. Er beugt sich vor, die Hände auf den Knien. »Du kennst mich als Highschool-Lehrer. Aber ich bin außerdem Vizepräsident von Slayer Inc. Wir sind eine von Menschen geleitete Organisation, die die Gemeinschaft der Vampire im Auge behält und dafür sorgt, dass sie sich anständig benehmen.«
»Und wenn sie es nicht tun, machen Sie sie zu Staub. Sehr diplomatisch.«
Mr Teifert seufzt. »Ja. Manchmal ist das unsere einzige Möglichkeit. Aber wir versuchen, zuerst andere zivilisierte Methoden anzuwenden.«
»Ähäm.«
»Doch wenn alles andere versagt, wenn der fragliche
Vampir sich weigert, dem Kodex zu folgen, dann müssen wir ihn entfernen.«
»Wie Sie es mit Lucifent gemacht haben?«, erwidere ich anklagend und denke daran, wie Bertha, die Vampirjägerin, vor Kurzem den ehemaligen Meister des Zirkels erlegt hat.
»Was hat er Ihnen jemals angetan?«
Teifert bewegt sich, als sei sein Sessel plötzlich unbequem.
»Das ist vertraulich«, antwortet er. »Aber glaub mir, wir hatten unsere Gründe.«
»Okay, schön«, sage ich. Das alles führt offensichtlich nirgendwohin. »Nicht dass ich mit Ihren Methoden einverstanden wäre, aber lassen Sie uns weitermachen.
Also, wenn einmal in jeder Generation eine Jägerin geboren wird und diese Jägerin in meiner Generation Bertha ist, wie kommt es dann, dass Sie es jetzt auf mich abgesehen haben?«
Teifert schnaubt. »Bitte. Wir leben im 21. Jahrhundert.
Kannst du dir nicht denken, dass wir da für Ersatz
vorgesorgt haben?« Er schüttelt den Kopf. »Gut, in den alten Tagen ist nur eine Jägerin erwählt worden. Aber wenn diese dann von einem Vampir getötet wurde oder ihr irgendetwas anderes zugestoßen ist, musste dann eine ganze Generation abgewartet werden, bevor die Zirkel wieder überwacht werden konnten. Absolut unpraktisch. Also
wählen wir heutzutage mehrere Mädchen bei ihrer Geburt aus.«
»Das heißt, wenn ich in Ausübung meiner Pflichten sterbe, tauschen Sie mich einfach aus? Klingt irgendwie hart.«
Plötzlich habe ich Mitleid mit Bertha.
»Unser Ziel ist es natürlich, dich am Leben zu halten. Und wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um das sicherzustellen.«
»Sie reden so, als hätte ich mich bereits einverstanden erklärt, das zu machen«, werfe ich ein. »Das habe ich nicht getan. Und ich werde es auch nicht tun. Ich stehe auf einer Warteliste, um Vampir zu werden, und ich denke, wenn ich eine offizielle Jägerin werde, würde mich das definitiv ganz weit zurückwerfen.«
»Es tut mir leid, Rayne«, sagt Mr Teifert, dessen Stimme kein bisschen entschuldigend klingt. »Aber du hast keine Wahl.«
Ich kneife die Augen zusammen. »Was soll das heißen, 'Ich habe keine Wahl?' Natürlich habe ich eine Wahl. Ich kann einfach, ähm, wählen. Ob ich Vampire jage oder sie am Leben lasse. Und ich wähle das Leben. Nun, nicht direkt das Leben, da sie technisch gesehen bereits tot sind. Untot, schätze ich, aber. ..«
»Als du geboren wurdest, hat eine Mitarbeiterin von Slayer Inc., die am Mercy Hospital beschäftigt war, dir einen schlafenden Nanovirus injiziert«, unterbricht Mr Teifert mich mit eigenartig ruhiger Stimme. »Wenn du dich weigerst, dein
Weitere Kostenlose Bücher