Einmal gebissen, total hingerissen
Schicksal zu erfüllen, werden wir gezwungen sein, den Virus zu aktivieren, und du wirst, fürchte ich, eines sehr schmerzhaften Todes sterben.«
Ich bin mir sicher, dass mir meine Augen total aus dem Kopf quellen, während ich ihn anstarre. Nanovirus? Was zum Teufel ist ein Nanovirus? Der Mann muss Witze
machen, oder? Ich sehe mich in der Aula um, ob ich
irgendwo das Team von »Versteckte Kamera« erspähe. Das hier muss ein Scherz sein, oder?
Ich merke, dass meine Hände plötzlich total feucht sind.
Und meine Finger zittern richtig. Angst lässt mein Herz schneller schlagen. Hat Teifert den Virus bereits aktiviert?
Sterbe ich gerade? OMG, ich könnte buchstäblich sterben.
Genau hier, genau jetzt!
Oder bin ich einfach Rayne, der Hypochonder? Wie damals, als ich geschworen habe, ich hätte mir Ebola eingefangen, nachdem ich in Sozialkunde darüber gelesen hatte. Ich meine, ich hatte alle Symptome. Kopfschmerzen,
Muskelschmerzen, rote Augen, Müdigkeit, Übelkeit. . .
Die Schulschwester war nicht beeindruckt und hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass dies auch die Symptome eines Katers seien. Genauso wie der deutliche Geruch von Wodka in meinem Atem. Ich schätze, ich hätte mir gründlicher die Zähne putzen sollen, nachdem Spider und ich am Abend zuvor auf Tour gegangen waren, um herauszufinden, ob die gefälschten Führerscheine
funktionierten.
Aber ich gehe keine Risiken ein. Vor allem, da es sich so anfühlt, als würde mir gleich die Luft wegbleiben. Ich sehe schwarze Punkte vor den Augen. »Bitte!«, flehe ich. »Ich will weiterleben. Schalten Sie ihn ab! Bitte, schalten Sie ihn ab!«
Mr Teifert verdreht die Augen. »Ich habe ihn gar nicht eingeschaltet, Rayne. Aber ich muss sagen, dass ich recht beeindruckt bin von deinen schauspielerischen Fähigkeiten.
Hast du jemals über das Theater nachgedacht?«
Oh.
Ich kann wieder sehen. Und atmen. Ich verspüre nicht
länger den Drang, auf das Licht zuzugehen. Puh.
»Komm mit.« Mr Teifert erhebt sich von seinem Sessel und gibt mir ein Zeichen, ihm zu folgen. Ich stehe widerstrebend auf und zockle hinter ihm her, während er zum hinteren Teil der Bühne geht, hinter die bunt bemalten Kulissen, hinter den inneren Vorhang, hinter den Käfig, in dem sich alle Lichtschalter befinden. Gerade als ich denke, wir könnten nicht weiter hinter irgendetwas gehen, kommen wir zu einer kleinen, nichtssagenden Tür, die mir noch nie aufgefallen war.
Mr Teifert zieht einen großen, altmodischen goldenen
Schlüssel hervor und steckt ihn ins Schloss. Bevor er die Tür öffnet, sieht er nach links und nach rechts. Um festzustellen, ob wir allein sind, schätze ich. Dann dreht er den Schlüssel. Die Tür öffnet sich knarrend.
Ich kann praktisch spüren, wie mir das Herz in der Brust hämmert, während ich ihm in den Raum folge. An dieser Stelle denke ich, was ist, wenn der Typ sich die ganze Geschichte mit Slayer Inc. nur ausgedacht hat? Was, wenn er in Wirklichkeit ein verrückter, axtschwingender Lehrer ist, der im Hinterzimmer gern Teenager zerhackt und sie dann verspeist?
Sind in letzter Zeit andere Schüler von der Oakridge High verschwunden? Hm. Wann habe ich den pummeligen Toby das letzte Mal gesehen? Er hatte eine Menge Fleisch auf den Rippen . . .
Ich bin fast bereit, schreiend auf die Bühne
zurückzurennen, als Teifert einen Schalter umlegt und der Raum in ein dumpfes orangefarbenes Licht getaucht wird.
Ich sehe mich um und mir stockt der Atem. Plötzlich bin ich zu fasziniert, um zu gehen, auch wenn ich weiß, dass ich jetzt einen noch besseren Grund dazu hätte.
Waffen. Jede Menge Waffen. Tatsächlich würde ich meine Doc-Martens-Kampfstiefelsammlung darauf wetten, dass
keiner von euch je so viele Waffen auf einem Haufen
gesehen hat. (Hm, wenn ihr Museen nicht mitzählt, was ich nicht tue, da das uralte Waffen hinter Glas sind. Nicht die Variante wie diese hier, die geradezu danach schreien, benutzt zu werden, um jemandem binnen eines
Wimpernschlages den Kopf vom Rumpf zu trennen. In dem Raum befinden sich kunstvolle, mittelalterliche Schwerter, glänzende Äxte (Schluck!) und eine große Sammlung juwelenbesetzter Dolche.
»Die Werkzeuge der Jägerin«, erklärt Teifert. Ich blicke zu ihm hinüber. In diesem Licht sieht er nicht länger wie ein vertrottelter Schauspiellehrer aus. Tatsächlich würde ich -
wenn ich es nicht besser wüsste - sagen, dass er eine Art unheimliches Leuchten verströmt. Ein Leuchten der . . .
Macht.
»Die darf
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