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Einmal gebissen, total hingerissen

Einmal gebissen, total hingerissen

Titel: Einmal gebissen, total hingerissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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ich benutzen?«, frage ich und streiche mit der Hand über den Griff des Schwerts. Im Geiste sehe ich mich selbst, wie ich die mächtige Klinge schwinge. Genau wie dieser coole Jen Taufman, der der Gesellschaft für Kreativen Anachronismus angehört und an den
    Wochenenden Workshops in mittelalterlicher Kampfkunst gibt.
    »Ähm, nein«, macht Mr Teifert all meinen Träumen, ein Ritter in glänzender Rüstung des 21. Jahrhunderts zu
    werden, ein Ende. Typisch. Er zieht eine Schublade auf und stöbert darin herum. »Jedenfalls nicht sofort. Für den Anfang wirst du dies hier benutzen.«
    Ich starre den Gegenstand in seiner Hand an. Das? Das ist alles, was ich kriege, um das Böse zu vernichten und unsterbliche Kreaturen der Nacht zu töten?
    »Ähm, das ist bloß ein Stück Holz, Mann.«
    »Es ist ein Pfahl«, klärt Mr Teifert mich auf. »Du musst doch wissen, dass Vampire gepfählt werden, Rayne. Das hat sogar Hollywood richtig verstanden.«
    Ich verdrehe die Augen. »Aber diese Pfähle sind wenigstens glatt. Spitz. Beinahe elegant. Ich wette, das Ding da haben Sie gerade irgendwo im Wald aufgelesen.«
    Mr Teifert betrachtet den groben Stock in seiner Hand.
    »Das liegt daran, dass er noch nicht fertig ist. Jede Jägerin muss ihren eigenen Pfahl schnitzen. Ihn mit ihrer eigenen Essenz durchtränken. Das ist es, was ihm seine Macht verleiht.«
    »Oh, Jubel. Also muss ich nicht nur da rausgehen und
    gegen böse Schurken kämpfen, ich muss auch
    Holzschnitzerei lernen?«
    Der Schauspiellehrer stößt einen tiefen Seufzer aus. »Ich habe nie behauptet, dass die Ausbildung zur Jägerin ein Ausflug zu einem Konzert der Backstreet Boys sein würde.«
    »Gut. Denn ich würde mich lieber selbst mit einem
    unvollendeten Pfahl erstechen, als eins von diesen
    Konzerten zu besuchen«, informiere ich ihn. »Eines
    langsamen, schmerzlichen Todes sterben. Das wäre immer noch besser. Ich kann nicht fassen, dass Sie denken, ich würde so eine Band mögen. Ich meine, ich weiß, ihr Erwachsenen denkt, wir Teenager würden alle gleich
    aussehen, aber hallo?« Ich zeige auf mein Outfit. »Dies ist ein Schwarz tragendes, der Nacht huldigendes Gothicgirl.
    Ich habe echt einen besseren Geschmack als so was.«
    »Ähm, in Ordnung. Wir kommen vom Thema ab«, unterbricht Teifert mich. Was auch gut ist, denn ich hätte noch eine Menge mehr dazu zu sagen gehabt. Ich meine, wenn das keine Beleidigung ist!
    Der Schauspiellehrer hält mir den Pfahl hin. Ich nehme ihn widerstrebend entgegen, denn ich befürchte, dass ich mir an dem grässlichen Ding einen Splitter einfange. »Ähm, danke«, murmle ich, nicht ganz sicher, was die
    angemessene Reaktion ist, wenn man ein Stück Holz
    geschenkt bekommt.
    »Hör mir zu, Rayne. Bemüh dich, den Job als Chance zu betrachten«, versucht Teifert es noch einmal. Du meine Güte. Der Mann lässt nicht locker. Er würde einen
    großartigen Werber für die Army abgeben.
    »Eine Chance, unschuldige Geschöpfe der Nacht zu ermorden, die absolut keine Bedrohung für die menschliche Rasse darstellen? Echt klasse.« In meiner Stimme liegt mehr als ein Anflug von Ironie, wie ihr euch wahrscheinlich vorstellen könnt.
    »Das ist der Punkt, in dem du irrst, kleines Mädchen«, erwidert Mr Teifert, kneift die Augen zusammen und
    kommt mir total auf autoritär. »Nicht alle Vampire gehören zu den 'Guten', wie du zu glauben scheinst. Und die, die es tun, leben in Frieden und haben keinen Grund, unsere Organisation zu fürchten. Es sind nur die bösen Vampire, die wir in Schach halten wollen.«
    »Okay, schön. Nur die bösen Jungs. Was ist mit dem Freund meiner Schwester?«, frage ich. »Ist Magnus ein Guter oder ein Böser?«
    »Wir haben Magnus' Aufstieg an die Macht mit großer
    Freude zur Kenntnis genommen. Wir haben sogar das
    Gefühl, dass er ein großartiger Meister sein wird.«
    Oh. Hm, das ist eine Erleichterung. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen, es mir mit Sunny zu verderben.
    Nanovirus hin, Nanovirus her, es würde so was von gegen den Zwillingsehrenkodex verstoßen, den Freund der eigenen Schwester zu Staub zu machen.
    »Okay. Wenn ich also bei diesem Gig mitmachen würde«, sage ich vorsichtig. »Nicht dass ich zwangsläufig Ja sage, aber wenn ich es tue, wer wäre mein erstes Opfer?«
    Mr Teifert greift in seine lederne Aktentasche und zieht einen Ordner heraus. Er blättert darin herum, bis er zu einem DIN-A4-großen Foto kommt. Er hält es hoch, damit ich es mir ansehen kann.
    Meine Augen weiten sich

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