Einmal Himmelblau und zurueck
nicht lange, mache die Kippe wieder unter dem Wasserhahn aus und schnippe sie in den Mülleimer zu der anderen. Dann wasche ich mir die Hände und verlasse die Toilettenräume.
Am Tisch sehe ich Tom sitzen. Im Gespräch mit John. Witzig. Meine beiden Männer, denke ich und erschrecke. Ja, genau das ist es. Diese beiden Männer sind mir in meinem Leben die wichtigsten. Tom als mein engster Vertrauter und allerbester Freund und John ... als meine große Liebe, die mir das Herz brechen, ach was ... herausreißen wird.
That’s life.
No way out ...
Shit Happens
Ich ziehe die Couch aus und frage mich im selben Moment, was ich hier mache. Mein Bett ist breit genug und ich habe sicher nicht vor, die letzte und dazu noch die einzige Nacht mit John in getrennten Betten zu verbringen. Ich stopfe den Auszug wieder zurück und lasse mich auf das Megasofa fallen. Mein Blick fällt auf die Uhr. 4:58.
Seine Maschine geht um 18:26 Uhr. Zwei Stunden vorher einchecken. Halb fünf. Okay. Gute zwölf Stunden bleiben uns noch. An das, was danach kommt, will ich nicht denken. Das kommt noch früh genug.
Ich höre John im Gästebad die Spülung betätigen und dann rauscht die Dusche. Ich setze mich an den Tisch und nehme mir einen Zettel und einen Stift. Dann fange ich an, eine Wegbeschreibung von der Couch zu meinem Bett aufzumalen und lege es ihm auf das Sofa. Er wird den Weg finden. Davon bin ich überzeugt.
Schnell schlüpfe ich aus meinen Klamotten und überlege kurzzeitig, meinen Pyjama anzuziehen. Doch sexy ist was anderes und so stopfe ich das Flanellteil in die hinterste Schublade und suche mir ein T-Shirt aus dem Schrank, das ich überwerfe, bevor ich mich unter die Decke kuschele.
Mir kommt der Gedanke, eine Kerze anzuzünden, aber den verwerfe ich ganz schnell wieder. Ich habe John ja nicht eingeladen, bei mir zu übernachten, damit ich ihn verführen kann. Obwohl – so schlecht ist die Idee nicht.
Statt einer Kerze nehme ich einen Stift und einen Block aus meinem Nachttisch zur Hand und beginne, ein paar Zeilen zu schreiben. Ich habe das dringende Bedürfnis, meine Gefühle auf Papier festzuhalten. Für John.
Die Tür zum Bad geht auf, als ich gerade fertig bin, und ich höre ihn, wie er über den Flur in das Wohnzimmer geht. Ich kann mir förmlich vorstellen, wie er vor der unausgeklappten Couch steht, den Zettel in die Hand nimmt, sich dabei noch die Haare trocken rubbelt – das machen Männer in Filmen immer so – und dann sein umwerfendes Lächeln lächelt. Ich warte, und keine dreißig Sekunden später klopft es an meine angelehnte Tür. Dass der Mann Anstand hat, das habe ich ja schon beim ersten Zusammentreffen bemerkt.
»Komm rein«, sage ich, und als die Tür aufgeht, bleibt mir die Spucke weg.
Er trägt nur eine Jeans über den Hüften und sein nackter, unglaublich durchtrainierter Oberkörper wird von verschiedenen Tattoos verziert. Auf der Innenseite seines rechten Oberarms erkenne ich ein Zitat aus meinem Lieblingsfilm The Crow. Es kann ja nicht immer regnen . Und anmutig um den Arm verschlungen eine schwarze Krähe mit ausgebreiteten Flügeln. Das ist so wunderschön und mir fehlen die Worte.
Innerhalb von Sekunden scanne ich seinen Körper von unten bis oben ab. Zwar stecken seine langen Beine in der Jeans, aber trotzdem ist zu erkennen, wie durchtrainiert sie sind. Meine Augen wandern weiter über seinen flachen Bauch, über seine breite, tätowierte Brust, über sein markantes Kinn und bleiben an seinem Mund hängen, der leicht geöffnet zu einem Lächeln verzogen ist. Ich will dahinschmelzen und ihn sofort in mein Bett ziehen, doch als ich dann sehe, dass er sich mit dem Handtuch die Haare trocken rubbelt, lache ich auf.
Er stutzt, schaut an sich herunter und dann mich an. »Ist was nicht in Ordnung?«
»Nein, alles gut. Bestens sogar.« Ich kichere immer noch.
»Warum lachst du dann so?« Er grinst hilflos, weil er nicht versteht, worüber ich mich so sehr amüsiere.
»Weil du ein Handtuch in der Hand hast«, gebe ich glucksend zurück.
»Ähm ... Was ist an einem Handtuch ... Also, jetzt verappelst du mich doch, oder?« Oh Gott ... ich bin hin und weg. Wie er dieses Wort sagt. verappelst . Oh Gott ... ich sterbe. Dieser Akzent. Ich liebe ihn.
Und wieder wird mir schmerzlich bewusst, dass wir in wenigen Stunden getrennte Wege gehen werden. Und mein Lachen wandelt sich in ein Schluchzen und dann passiert es: Ich sitze halbnackt in meinem Bett, vor mir steht, ebenfalls
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