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Einmal Himmelblau und zurueck

Einmal Himmelblau und zurueck

Titel: Einmal Himmelblau und zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bielfeldt
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selbst John lacht.
    »Hast du gerade zu tun?«, frage ich und linse über seine Schulter in den Gastraum. Es sieht ziemlich leer aus. Nur ein paar Nachteulen spielen an Tisch Drei Billard und einige Pärchen sitzen jeweils an den Zweiertischen. Leise dudelt meine Lieblings-CD von 30 Seconds To Mars im Hintergrund. Tom verneint.
    »Nö, ist recht ruhig heute. Sonntag eben.«
    »Dann setz dich doch einen Moment«, lade ich ihn ein und zeige auf den Stuhl. Tom schaut fragend zu John.
    »Klar, bitte«, sagt der und schiebt mit seinem langen Bein den Stuhl für Tom zurück. Ich drücke Johns Hand und Tom setzt sich dankbar. Ich weiß selbst, wie anstrengend es ist, den ganzen Abend zu stehen. Da hilft es, wenn man zwischendurch mal sitzen kann. Und ich bin froh, dass John nicht so blöde reagiert, wie ich reagiert hätte, wenn er Saskia nicht weggeschickt hätte. Ich grinse bei der Erinnerung an diese göttliche Szene.
    Tom ist ein Traum von einem Mann. Groß, schlank, dunkle Haare, dunkler Teint, dunkle Augen, weiße Zähne, gebildet, kultiviert, nicht arm, wohnt in einem tollen Loft mit Aussicht auf die Alster, ist grad Single und ... schwul. Perfekt.
    Würde ich mir nicht sicher sein können, dass John auf Frauen steht – im Speziellen gerade auf mich – hätte ich ihn nicht an den Tisch gelassen. Aber so steckt hinter dieser Einladung auch ein bisschen Strategie. John weiß nichts von Toms Neigung und irgendwie interessiert es mich schon, wie er auf unseren ziemlich vertrauten Umgang reagiert.
    Tom und ich kaspern ein bisschen miteinander herum und mir entgeht nicht, wie er John immer wieder bewundernde Blicke zuwirft, wenn der nicht hinguckt. Ich grinse in mich hinein.
    »So ihr Süßen, ich muss dann mal wieder. Habt noch Spaß.« Tom steht auf, zwinkert mir vielsagend zu und wirft John sein charmantestes Lächeln zu.
    »Danke, du auch«, stichele ich und lache auf. Mit Saskia kann man keinen Spaß haben. Das wissen wir beide. Tom lacht und verschwindet.
    »Nett, dein Tom.« Huch? Höre ich etwa da einen Anflug von Sarkasmus in Johns Stimme?
    »Ist nicht mein Tom«, gebe ich zurück und schlürfe aus meinem Kaffeebecher.
    »Sah so aus.«
    »Wir arbeiten zusammen. Hier. Wenn ich nicht gerade mit fremden Männern auf dem Sofa sitze und mir die Nacht um die Ohren schlage, stehe ich ebenfalls hinterm Tresen.«
    »Du arbeitest hier?« Endlich mal etwas, womit ich ihn überraschen kann. »Wann?«
    »Jedes Wochenende und wenn ich gebraucht werde. Außer jetzt im Dezember. Da bin ich draußen auf dem Markt«, erklärte ich ihm meinen Arbeitsrhythmus.
    »Und Tom ist nur dein Kollege? Sonst nichts?« Ich sehe ihn verwirrt an.
    »Denkst du allen Ernstes, ich würde hier mit dir sitzen, wenn ich mit Tom was am Laufen hätte?« Ich versuche, genauso sexy meine Augenbrauen hochzuziehen, wie er es immer macht. Aber ich glaube, das gelingt mich nicht wirklich.
    »Nein, eigentlich nicht«, stammelt er verlegen und seine Augen verraten mir, dass er sich für seine unüberlegte Frage ohrfeigen könnte.
    »Gut.« Ich drücke mit einem Zwinkern seine Hand. »Und außerdem – selbst, wenn ich wollte, würde aus Tom und mir kein Paar werden. Er ist nämlich schwul.« John stutzt kurz, dann lacht er erleichtert auf.
    »Ich hab mir das schon fast gedacht. Er ist einfach zu nett für einen Hetero-Mann.«
    »Das stimmt. Tom möchte man einfach knuddeln, in die Tasche stecken und mit nach Hause nehmen. Also – ich zumindest. Ich hoffe, du nicht?«
    »Nein, ich nicht. Ich möchte lieber dich ...« Er verstummt und beißt sich auf die Lippen. »Entschuldige«, sagt er verlegen und ich wundere mich, warum er plötzlich so schüchtern ist.
    »Wofür?«
    »Dafür, dass ich dich ganz ohne Rücksicht anbaggere?« Er schaut mich verschämt an, sodass ich nicht anders kann, als enger zu ihm zu robben und ihn zu umarmen.
    »Du bist süß, weißt du das?« Ich sehe ihn liebevoll an und streiche ihm eine einzelne Haarsträhne aus seinem Gesicht. Seine Augen leuchten auf, als ob meine Worte etwas in ihm in Wallung brächten.
    »Willst du mich immer noch heiraten?«, fragt er mich mit sanfter Stimme. Ohne Vorwarnung und ich kann mir nur ganz schnell mit aller Gewalt auf die Lippe beißen, damit ich nicht auf der Stelle losheule. In meinen Augen wird es trotzdem feucht und ich muss ganz tief Luft holen, um die Tränen wegzuatmen.
    Was für eine Frage?, schreit alles in mir. Ich würde dich vom Fleck weg heiraten. Dich lieben und ehren, bis dass der Tod

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