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Einmal Himmelblau und zurueck

Einmal Himmelblau und zurueck

Titel: Einmal Himmelblau und zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bielfeldt
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solange er hier ist. Ich werde es ihm nicht schwerer machen, als es für ihn sowieso schon ist. Ich werde stark sein. Zusammenbrechen und Wunden lecken kann ich später.
    Es kommt mir vor, als würde die Zeit heute schneller vergehen als sonst. Natürlich. Ist es nicht immer so? Wenn man nicht will, dass es vorbeigeht, ist es schneller zu Ende, als man will ...
    Mittlerweile sind wir bei der dritten Kanne Kaffee angelangt und die Uhr zeigt 15:47. Es wird langsam Zeit. Der Flieger wartet nicht.
    »Ich pack dann mal mein Zeugs.« John stellt seinen Becher ab, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und erhebt sich vom Sofa.
    »Ja, mach das. Ist ja nicht so viel«, versuche ich zu scherzen. Kaum ist John aus dem Zimmer, drängen sich meine Tränen schon wieder in den Vordergrund. »Nein, verdammt!«, flüstere ich wütend. »Jetzt nicht. Später kannste heulen. Aber. Nicht. Jetzt!« Ich kneife mir in die Handfläche. Das hilft.
    Leise stehe ich auf und greife in meine Tasche. Dort habe ich den Brief deponiert, den ich John geschrieben habe. Mein Plan ist es, ihn in seine Jackentasche zu schmuggeln, damit er ihn erst liest, wenn er im Flieger sitzt.
    Ich habe versucht, all meine Gefühle für ihn, die seit gestern auf mich eingeprasselt sind, in Worte zu fassen. Ob es mir gelungen ist, weiß ich nicht. Ich habe den Brief nicht noch einmal durchgelesen. Jetzt hole ich ihn, bereits leicht zerknittert, aus meinem Versteck, drücke ihm noch einen Kuss auf und stecke ihn heimlich in die Innentasche seiner Jacke. Dabei bete ich, dass er ihn wirklich erst im Flieger findet und liest.
    »Fertig.« John stellt seine Tasche im Flur ab und bleibt im Türrahmen stehen. Ich will nicht, dass er geht, doch ich weiß, dass er gehen muss. Es nützt nichts. Ich stehe auf.
    »Dann lass uns …«
    »Du kommst mit?« Erstaunt sieht er mich an. Ich verziehe mein Gesicht, so gut es geht, zu einem halbwegs passablen Lächeln. Das habe ich mir genau so gewünscht. Er wusste bis eben nicht, dass ich vorhabe, ihn zum Flughafen zu begleiten und umso mehr freut es mich, dass er jetzt über das ganze Gesicht strahlt. Mit zwei großen Schritten ist er bei mir, umarmt mich und küsst mich immer wieder. »Danke.«
    »Wofür?«
    »Dafür, dass du da bist.« Ich befreie mich, wenn auch unwillig, aus seiner Umarmung.
    »Wenn du deinen Flieger noch erreichen willst, dann müssen wir jetzt los. Der Verkehr ist um diese Zeit die Hölle.« Ich blicke auf seine Tasche. »Weißt du was? Wir nehmen die Bahn. Das ist stressfreier und geht schneller.« Obwohl es mir lieb wäre, wenn er den Flieger verpassen würde. Doch wenn ich an Lynn denke ... nein. »Auf geht’s.«
    »Okay. Du bist der Chef.« Er wirft mir einen seiner unglaublichen Blicke zu, der meine Beine weich wie Pudding werden lässt.
    »Hör auf damit«, sage ich.
    »Womit?« Ihm ist offensichtlich überhaupt nicht bewusst, was er damit bei mir anrichtet.
    »So zu gucken.« Ich schaue zu Boden, weil ich die Intensität seines Blicks nicht mehr ertragen kann. Er geht mir durch Mark und Bein und ich habe wirklich Mühe, klar zu denken, wenn er mich so ansieht. Dass er seine rechte Augenbraue wie ein Sexgott nur leicht nach oben zieht, macht es auch nicht besser.
    Ich bin bereit. Sag mir wann und wo. Oh. mein. Gott. Ich will diesen Mann mehr, als ich jemals einen Mann gewollt habe. Damit meine ich nicht nur den Sex.
    Wir hatten innerhalb der letzten zwölf Stunden zweimal Sex. Unglaublichen Sex, um genau zu sein und ich werde meine Bettwäsche nie wieder waschen, wenn ich seinen Geruch so bei mir behalten kann. Alleine der Gedanke daran treibt mir die Schamesröte ins Gesicht. Es war unglaublich. Er ist unglaublich. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Und ich werde so etwas wie mit ihm auch nie wieder erleben. Batsch!
    Da ist sie wieder, die Realität, und erwischt mich einmal mehr mit voller Wucht.
    Ich schlucke alles hinunter, was mir auf der Zunge liegt, stelle das Kribbeln in meiner Körpermitte ab und verbiete mir das Nachdenken. Es ist vorbei. Nicht jetzt, aber spätestens in zwei Stunden.
    »Also, lass uns gehen, okay?« Ich gebe ihm nicht einmal die Möglichkeit, sich zu verteidigen und befreie mich aus seinem Blick.
    Es fällt mir unsagbar schwer, mich normal zu verhalten, während wir mit der Bahn zum Flughafen fahren. Am liebsten würde ich mich auf seinen Schoß kuscheln und an ihn klammern. Doch dafür bin ich mindestens fünfundzwanzig Jahre zu alt. Daher halte ich nur seine Hand. Die ganze Fahrt,

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