Einmal Hochzeit und zurück
Limos, die ich kriegen konnte, und dazu zwei gigantische Hotdogs, was den größten Teil meines Geldes verschlang. Erst hinterher kam mir in den Sinn, dass ich jetzt beinahe pleite war. Stanzi bestand allerdings darauf, mir ihre Hälfte bis auf den letzten Penny zurückzuzahlen, und mir fiel wieder ein, dass man das unter Teenies so machte.
Die Mädels hinter uns baten uns, ihnen die Plätze freizuhalten, weil sie zur Toilette mussten, und wir kicherten wie blöde beim Gedanken an diese fiesen Plumpsklos und daran, was passierte, wenn auf fünfzehn Dixie-Klos siebentausend Mädels kamen, die allesamt schwer mit den wunderlichen Launen der Pubertät zu kämpfen hatten.
Der Lärm war ohrenbetäubend, und es war völlig sinnlos, etwas anderes tun zu wollen als herumzuhüpfen, vor allem, als die wirklich anstrengende Space-Musik einsetzte.
Dann plötzlich wurden die Lichter gedimmt - es war fast komplett dunkel. Dann wurden wir ermahnt, hinauszugehen und irgendwelchen Mechandising-Kram zu kaufen, sonst... und dann gab es einen gewaltigen Trommelwirbel, die Lichter an der Bühne wurden langsam, ganz langsam heller, und plötzlich spazierte ein großer, schlaksiger Beinahe-Popstar auf die Bühne.
Das Geschrei war unbeschreiblich, ich hatte noch nie etwas Vergleichbares erlebt. Na ja, vielleicht schon, ich kann mich bloß nicht daran erinnern, dass Howard Jones mal so beliebt gewesen wäre. Die Mädels hier hätten die globale Energiekrise lösen können, gäbe es nur eine Möglichkeit, 16 Millionen Dezibel rohe, ungezähmte Kreischkraft nutzbar zu machen.
»Yeah, yeah«, schrie ich.
»A aaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!«, kreischte Stanzi.
Es war ein großartiger Gig. Wir schrien, wir weinten, wir sahen zu, wie dutzende und aberdutzende Mädels von den Rettungskräften weggekarrt wurden, wir machten mit, als das Publikum in zwei Hälften aufgeteilt wurde, und setzten alles daran, dass unsere Hälfte gewann, wir kauften es ihm tatsächlich ab, als er sagte, das Londoner Publikum sei sein zweitliebstes (gleich nach dem schottischen, was wir gut verstehen konnten), wir buhten lauthals und ohne nachzudenken, als die Namen Gareth und Will fielen, wir brüllten »Heirate uns, Darius!«
Dann kam der Schmuse-Song. Die Beleuchtung wurde gedämpft, und er kniete sich hin und guckte sich betont langsam im Publikum um. Ein unüberhörbares »Ooohhh« ging durch die Reihen, als Kontrapunkt zu dem anhaltenden Kreischen.
»Heute Abend suche ich ein ganz besonders süßes Mädchen«, flüsterte er. Kitsch, wie er abgeschmackter nicht sein könnte, aber wir schluckten alles. Die Mädels renkten sich beinahe die Arme aus.
»Iiiiich! Iiiiich!«
»Vielleicht von dieser Seite?« Er ging auf die rechte Bühnenseite, ans entgegengesetzte Ende. »Oder aus der Mitte?«
»Aus der Mitte!«, schrien tausend piepsiger Stimmchen in gerechtem Zorn, hatten sie doch am längsten anstehen müssen.
»Oder von hier drüben?«, sagte er. Und da stand er auch schon direkt vor uns, nur ein paar Meter entfernt auf der anderen Seite der Absperrung.
Ich musste lachen, weil ich so glücklich war. »Hey!«, rief ich.
Er sah mich und lächelte zurück.
Dann winkte er mir, zu ihm auf die Bühne zu kommen.
Mir blieb die Spucke weg. Stanzi klammerte sich an meinen Arm, als ginge es um ihr Leben. Zwei muskelbepackte Ordner waren schon auf dem Weg zu mir.
»Danke«, formte ich mit den Lippen und zeigte dann auf Stanzi. »Die hier.«
Ich glaube, das war die selbstloseste Entscheidung meines Lebens.
Ich muss schon sagen, Stanzi da oben auf der Bühne zu sehen, als Objekt eines Schmachtfetzens von Liebeslied, war mit das Komischste, was ich je gesehen habe, und obwohl ich mich vorhin noch über die T-Shirt-Preise empört hatte, bereute ich es inzwischen fast, die Gelegenheit nicht selbst beim Schöpfe gepackt zu haben.
Auf der Bühne, umgeben von explodierenden Lichtern und stürmischem Beifall und Gejohle, hatte das kleine Energiebündel, das ich langsam zu kennen glaubte, sich in eine Schlenkerpuppe ohne Knochen verwandelt, die so alarmierend hin und her wankte, dass man sie festhalten musste, damit sie nicht vollends umkippte. Glücklicherweise ist Darius ein großer, starker Kerl, im Gegensatz zu den meisten anderen Popstars, so dass keine Gefahr bestand, komplett hintenüberzukippen. Sie starrte ihm in die Augen wie Mogli, der von Kaa hypnotisiert wird, und wiegte sich zu dem (sehr langsamen) Song, und sang mit heruntergeklapptem Unterkiefer stumm den Text
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