Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
Vom Netzwerk:
mit, während die übrigen Zuschauer vorgaben weiterzujubeln (um Darius zu beweisen, wie nett sie waren), Stanzi aber insgeheim tausend verschiedene Tode sterben sehen wollten. Wusste der Kerl denn nicht, dass er ein dickes Mädchen aussuchen sollte, damit alle sich einbilden konnten, er hätte es bloß aus Mitleid gewählt und in Wahrheit viel lieber sie genommen? Aber das da war kein dickes Mädchen, haha, es war meine Freundin, und ich hätte es selbst sein können! Haha!
    Während ich so dastand und im Takt mitwinkte (komischerweise kannte ich den gesamten Text), fiel mir plötzlich wieder ein, wie eifersüchtig ich damals auf Courtney Cox gewesen war, als die bei einem Bruce-Springsteen-Video herausgezogen wird, und ich fragte mich ein wenig wehmütig, ob ich wohl der einzige Mensch im Publikum war, der sich noch daran erinnern konnte. Nicht mal Darius konnte das noch wissen. Aber heute war ich ein anderer Mensch.
    »Die ist doch Dreck«, sagte ein Mädchen mit Feenflügeln neben mir.
    »Ja, ich wette, es tut ihm schon Leid«, erwiderte ihre Freundin. »Er denkt bestimmt: ›O nein, was hab ich mir denn da für einen hässlichen Besen ausgesuchte ‹«
    »Ihr redet über meine Freundin«, sagte ich und bemühte mich, größer auszusehen als meine 1,52 Meter.
    »Ehrlich?«, sagte die Erste rasch. »Kennt sie ihn denn? Könnt ihr uns backstage einschleusen?«
    Das konnte ich erst mal nicht mit Gewissheit sagen, denn als das Lied vorbei war und Stanzi eine feste, schwitzige Umarmung und einen Kuss bekommen hatte, aus denen sie sich nur äußerst widerstrebend löste, wurde sie nicht zu mir in die Menge zurückgeschickt, vermutlich, damit sie nicht von den tobenden, blutrünstigen Teenie-Bestien in Stücke gerissen wurde. Sie schickten sie seitlich von der Bühne und schmuggelten sie wahrscheinlich zum Nebeneingang hinaus, und ich musste mir den Rest des Konzerts allein angucken.
    Aber das war mir egal. Ja - mir ging gerade auf, wenn jemand aus der Schule uns hier gesehen hatte, dann könnten wir mit dieser Aktion sogar ein paar Pluspunkte sammeln. Ja, wir könnten endlich anfangen, ein paar Dinge grundlegend zu verändern. Wäre doch super! Wie alle anderen hüpfte ich bei »Colourblind« als Zugabe wild und aufgedreht herum.
    Ich war den ganzen Abend sechzehn. Und es war toll!
    Ich konnte mich kaum beruhigen - und ich glaubte auch nicht, dass Stanzi sich jemals wieder beruhigen würde. Von nun an würde Hyperventilation für uns zum Alltag gehören. Wir bekamen zwar keine Backstage-Ausweise, aber sie bekam ihr Darius-T-Shirt - kostenlos - und wurde vom Star höchstpersönlich geknuddelt und geknutscht, was wesentlich besser ist als Sex, wenn man ein jungfräulicher Teenager und in einen Popstar verschossen ist, und sie hopste herum wie ein Flummi, als Dad und ich sie am Nebeneingang fanden. Eine koffeinhaltige Cola beim Pizza-Express half auch nicht.
    »Das ist Liebe«, sagte ich.
    »Ich kann nichts essen«, verkündete Stanzi theatralisch. »Ich werde nie wieder was essen. Ich werde einfach vergehen und sterben für die Liebe, denn nichts in meinem Leben könnte jemals so herrlich sein wie der heutige Abend.«
    »Kann ich dann deine Pizza-Brötchen haben?«
    »Nein!«
    Wir mussten sie zu Hause abliefern, als sie anfing, unzusammenhängendes, unverständliches Zeug zu plappern, und ich musste Dad eine Million Mal versichern, dass wir weder getrunken noch irgendwas genommen hatten, was wir nicht hätten nehmen sollen.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich irgendwie seltsam. Es war die Abwesenheit totaler und absoluter Angst. Ja, ehrlich gesagt war ich beinahe ... fröhlich. Die Sonne schien, meine Schenkel waren schlank, Popstars liebten uns, was konnte da an einem Montag schon Schlimmes passieren? Nachdem ich meinem Dad einen Abschiedskuss auf die Wange gegeben hatte, hüpfte ich fast davon.
    »Uff«, sagte er. »Ist ein Weilchen her, seit du das das letzte Mal gemacht hast.«
    »Na, solange du ein braver Dad bist, kriegst du jeden Tag einen«, rief ich keck und freute mich über das überraschte Gesicht, das er machte, als ich leichtfüßig aus dem Auto sprang. Ich hatte beschlossen, von nun an alles ganz leicht zu nehmen. Wenn einer in unserer Familie nett war, dann wären die anderen Mitglieder vielleicht auch etwas weniger ätzend. Ich setzte zwar nicht allzu viel Hoffnung in meine Theorie, aber momentan war es das Einzige, woran ich mich klammern konnte. Ich hatte gedacht, die

Weitere Kostenlose Bücher