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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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Mutter blickte durch ihn hindurch, als sei er Luft. Ich hätte sie am liebsten angeschrien und gebrüllt: »Mum! Du hast keine Ahnung, was er tun wird!«
    »Bitte, Joyce«, sagte er. »Können wir es einfach gut sein lassen? Bloß für heute? Die Mädels haben ihren großen Abend.«
    Stanzi und ich schauten uns an und scharrten mit den Füßen.
    »Ja, ihr beiden, lasst es doch einfach gut sein«, sagte ich.
    »Okay, okay«, lenkte meine Mum ein. »Viel Spaß euch allen.«
    »Aufhören, ihr alle!«, kommandierte Stanzi. »Wenn wir nicht auf der Stelle fahren, falle ich tot um!«
    Sollte ich auch nur einen Gedanken daran verschwendet haben, ich könnte ein bisschen underdressed wirken, so wurden diese Bedenken bei unserer Ankunft am Earls Court augenblicklich zerstreut. Drinnen drängelten sich schätzungsweise gut fünftausend Teenie-Schlampen. Ja, allem Anschein nach gehörten wir sogar zu den Ältesten. Viele waren mit ihren Eltern da, die kleinen Schwestern im Schlepptau, was dem Ganzen die seltsame Aura einer Monsterkinderkrippe verlieh. Flauschige rosa Plüschhaarreifen mit wackelnden Bommeln daran, mit denen man aussah wie ein kuscheliges Rieseninsekt, schienen wieder in zu sein.
    Mein Vater ließ uns unauffällig am Haupteingang aus dem Auto, damit er nicht mit reinkommen musste und wir so tun konnten, als seien wir allein da. »Ich warte einfach auf euch«, sagte er und holte seine Abendzeitung hervor.
    »Dad, das dauert garantiert Stunden. Fahr doch nach Hause und ... überrasche Mum und geh mit ihr irgendwo Fish and Chips essen oder so was!«
    Er sah mich an. »Deine Mutter isst nie Pommes.«
    »Aber sie liebt Pommes. Ehrlich wahr. Bitte, Dad. Fahr nach Hause.«
    Er seufzte. »Na gut. Aber wenn sie sich über mich ärgert, gebe ich dir die ganze Schuld.«
    »Wird sie schon nicht«, sagte ich und hoffte inständig, ich möge Recht haben.
    »Okay. Ich hole euch nachher hier ab. Und hier ...« Er streckte die Hand aus. Darin waren ein Zehner und - himmlisch! - eine Prepaid-Karte für mein Handy.
    »Ich warte hier draußen auf euch«, brummte er. »Seid vorsichtig. Und nehmt keine Drogen.«
    »Darius sagt Nein zu Drogen«, verkündete Stanzi.
    »Gut für ihn. Und ich will euch um Punkt halb elf hier wiedersehen.«
    Rasch warf ich einen Blick auf meine Swatch. Es war sechs Uhr. Die Vorgruppen, von denen es anscheinend mindestens neunhundert gab, fingen um halb acht an zu spielen. Der große Künstler selbst würde wohl frühestens in drei Stunden auf die Bühne gehen. Herrje, bis dahin würde die Hälfte von uns tief und fest schlafen.
    »Ist echt toll«, rief Stanzi.
    »Nicht zu fassen, dass die Leute schon drei Stunden vorher Schlange stehen.«
    »Du machst Witze, oder was? Ich wollte schon um vier hier sein, aber meine Mama hat mich nicht gelassen. Blöde Kuh.«
    Wir gingen an einem der vielen Verkaufsstände vorbei, die Merchandising-Artikel in allen erdenklichen Farben, Formen und Größen verkauften. Stanzi war im siebten Himmel.
    »Guck mal das hier!«
    »Wer ist denn so bescheuert, 25 Pfund für ein T-Shirt zu bezahlen?«, fragte ich, die 16-jährige Ausgabe meiner Mutter, ohne nachzudenken. »Ach so. Du.«
    »Ich arbeite samstags sehr hart«, erklärte Stanzi. Dann nahm sie eins der sackartigen, billig gemachten Shirts. »Aber - ich weiß nicht so genau. Meinst du, in einem riesengroßen T-Shirt gefalle ich ihm besser als in meinem Spitzen-Netz-Top von Zara?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht«, erwiderte ich. »Und es wird auch wesentlich schwieriger, einen auf cool zu machen, wenn du mit seinem Namen und seinem Gesicht auf der Brust herumläufst. Man könnte meinen, du seist leicht zu haben.«
    »Weil ich sein Gesicht auf der Brust habe?«
    »Ja.«
    »Meiner großen, sackartigen T-Shirt-Brust?«
    »Ja.«
    Sie dachte kurz darüber nach und musste mir zustimmen.
    »Komm«, sagte ich, als die Schlange sich im Infinitesimalbereich nach vorne bewegte. »Ich versuche mal, uns ein Bier zu besorgen.«
    »Bier ist eklig.«
    Ich dachte an meine Vorliebe für Süßes als Teenager zurück und wagte einen zweiten Versuch: »Dann eben einen Snowball.«
    »Eher einen Wodka Red Bull.«
    »Oh ja. Lecker.«
    Aus der brüllend lauten Arena hörte man dumpfes Bassdröhnen.
    »O mein Gott! Es fängt an!«, jaulte Stanzi und packte mich schmerzhaft fest am Arm.
    »Das glaube ich nicht«, widersprach ich. »Das ist bloß Musik aus der Büchse. Die legen was auf, damit die Leute in Stimmung kommen.«
    »Woher willst du das denn

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