Einmal ist keinmal
Gespräch hinauslief. »Und jetzt ist er unberechenbar geworden.«
Jimmy sackte gegen den Türpfosten. »Ja, er ist unberechenbar geworden. Er wird alles ruinieren… das schöne Leben, das schöne Geld. Er läßt sich nichts mehr sagen. Er hört nicht mehr auf mich.«
»Und was wollen Sie dagegen machen?«
»Ach«, seufzte Alpha. »Das ist eine große Frage. Und die Antwortet lautet: Diversifizierung, Verbreiterung der Produktpalette. Ich mache einen Haufen Kohle und setze mich ab. Wissen Sie, was diversifizieren für mich heißt? Ich nehme das Geld, das ich mit Ramirez verdiene, und investiere es in andere Projekte. Eine Hühnerbraterei, einen Waschsalon, vielleicht auch in eine Metzgerei. Vielleicht komme ich ganz billig an eine Metzgerei, weil der Kerl, dem der Laden gehört, als Buchmacher auf die Nase gefallen ist.«
»Sal.«
»Ja, Sal. Heute haben Sie Sal mächtig erschreckt. Es war wirklich Pech, daß Sie ausgerechnet in dem Moment in den Laden spazieren mußten, als Louis ankam, aber ich denke, zum Schluß wird sich noch alles zum Besten fügen.«
»Ich wußte gar nicht, daß Sal mich kannte.«
»Schätzchen, Sie sind nicht schwer zu erkennen. Sie haben keine Augenbrauen.«
»Es hat Sal nicht gefallen, daß ich Louis gesehen habe.«
»Genau. Also hat er mich angerufen, und ich habe ihm gesagt, wir würden uns alle im Jachthafen treffen. Louis wollte sowieso dorthin, weil morgen eine Lieferung reinkommt. Ich hatte mir längst vorgenommen, Louis zu erledigen, weil er ein Versager war. Erst läßt er sich in Carmens Haus vor Zeugen blicken, die er anschließend aus dem Weg räumen muß. Und dann erwischt er nur zwei von dreien. Morelli wird er auch nicht los. Der Schwachkopf sieht Morellis Wagen auf Ihrem Parkplatz, überlegt aber nicht mal, ob Morelli überhaupt noch damit fährt. Also röstet er statt dessen Morty Beyers. Und dann muß er sich auch noch von Ihnen entdecken lassen. Da denke ich mir, seine Zeit ist abgelaufen. Also borge ich mir Benitos Wagen und fahre zum Jachthafen. Unterwegs sehe ich Sie an der Tankstelle, und da kommt mir eine geniale Idee. Jimmy, sage ich mir, das ist die Lösung für dich.«
Ich konnte ihm kaum folgen. So ganz war mir noch nicht klar, was Jimmy eigentlich mit der Sache zu tun hatte. »Lösung wofür?« fragte ich.
»Für den ganzen Schlamassel. Eines sollen Sie nämlich wissen. Ich habe für das Boxen viel geopfert. Ich hatte nie Zeit, zu heiraten oder eine Familie zu gründen. Ich habe immer nur für das Boxen gelebt. Wenn man jung ist, macht einem das nichts aus. Man bildet sich ein, man hätte noch genug Zeit. Aber eines Tages wacht man auf, und man merkt, daß man keine Zeit mehr zu verlieren hat. Ich habe einen Kämpfer, der gern Leute quält. Das ist eine Krankheit. Er ist krank im Kopf, und ich kann ihm nicht helfen. Ich weiß, daß er nie ein ganz Großer werden wird, also nehme ich das Geld und kauf ein paar Immobilien. Als nächstes lerne ich diesen Jamaikaner kennen, der mir sagt, daß es einen besseren Weg gibt, Geld zu verdienen. Mit Drogen. Ich kaufe den Stoff, und seine Organisation übernimmt den Verkauf. Ich wasche das Geld in meinen Läden und durch Ramirez. Eine Weile läuft das Geschäft wie geschmiert. Wir müssen nur dafür sorgen, daß Ramirez nicht ins Kittchen wandert, damit wir weiter in Ruhe unser Geld waschen können.
Das Problem ist, ich habe jetzt zwar einen Haufen Geld, aber ich kann nicht mehr aussteigen. Die Organisation hat mich bei den Dingdongs, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Striker.«
»Genau. Ein riesiges, jamaikanisches Syndikat. Geldgierige, unangenehme Kerle. Ich bin jedenfalls unterwegs, um Louis umzunieten. Da sehe ich Sie, und habe plötzlich eine geniale Idee. Ich erschieße Louis und Sal so, wie es ein Profikiller des Syndikats gemacht hätte. Dann verstreue ich ein bißchen erstklassiges Heroin auf dem Boot und in der Tonne, damit die Bullen auf den Trichter kommen und die Operation beenden. Dann ist keiner mehr da, der hinter meinem Rücken plaudern kann, und für das Syndikat bin ich jetzt so heiß, daß sie mich eine ganze Weile nicht mehr einsetzen werden. Und das schönste an der Sache ist, daß der Mord an Sal und Louis Ramirez angehängt wird, was ich Ihnen zu verdanken habe. Sie haben doch bestimmt bei der Polizei ausgesagt, daß Ramirez an Ihnen vorbeigedüst ist, als Sie an der Tankstelle standen.«
»Ich verstehe immer noch nicht, was Sie eigentlich hier wollen oder wieso Sie mich mit der
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