Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
mich über den Haufen schießt?«
    Sein Sarkasmus war nicht dazu geeignet, mich zu besänftigen. »Der Vorschlag hat gewiß seinen Reiz, aber ich glaube, die Kugel kann ich mir sparen. Ich brauche nämlich bloß die Tür zuzuknallen, du arroganter Affe.«
    Seine Augen weiteten sich, und eine Nanosekunde, bevor ich die schwere Isoliertür zuschlug, ging ihm ein Licht auf. Er warf sich gegen die Tür, aber es war zu spät. Ich hatte den Riegel schon vorgeschoben.
    Ich stellte das Thermostat auf zehn Grad ein. Das war wahrscheinlich kalt genug, damit die Leichen nicht auftauten, und warm genug, damit Morelli sich auf der Rückfahrt nach Trenton nicht in ein Eis am Stiel verwandelte. Ich kletterte ins Führerhaus und ließ mit Hilfe von Louis’ Schlüssel den Motor an. Dann rollte ich vom Parkplatz, fuhr auf die Landstraße und steuerte den Highway an.
    Als ich unterwegs ein Telefon entdeckte, rief ich Dorsey an. Ohne ins Detail zu gehen, teilte ich ihm lediglich mit, daß ich mit Morelli im Anmarsch war. Ich sagte, ich würde in etwa vierzig Minuten vor dem Revier vorfahren, und es wäre schön, wenn er mich dort in Empfang nehmen könnte.
    Auf die Minute pünktlich lenkte ich den Kühlwagen auf den Polizeiparkplatz. Dorsey und zwei uniformierte Beamte tauchten im Scheinwerferlicht auf. Ich stellte den Motor ab, atmete ein paarmal tief durch, um meinen nervösen Magen zu beruhigen, und kletterte aus dem Führerhaus.
    »Vielleicht sollten Sie noch etwas Verstärkung holen«, sagte ich zu Dorsey. »Morelli dürfte ziemlich wütend sein.«
    Dorsey zog die Augenbrauen bis zum Haaransatz hoch. »Sie haben ihn hinten im Laster?«
    »Ja. Und er ist nicht allein.«
    Einer der Beamten schob den Riegel zurück, die Tür flog auf, und Morelli schoß wie eine menschliche Kanonenkugel auf mich zu. Er rammte mich, wir fielen um und wälzten uns fluchend und schimpfend auf dem Asphalt.
    Als Dorsey und seine Männer Morelli von mir wegrissen, tobte er weiter. »Ich kriege dich!« schrie er. »Wenn ich hier wieder rauskomme, bezahlst du mir dafür. Du bist eine gemeingefährliche Irre. Du bist eine Gefahr für die Menschheit!«
    Zwei weitere Streifenbeamte erschienen auf dem Parkplatz, und zu viert gelang es den Männern schließlich, Morelli durch den Hintereingang auf die Wache zu schleppen. Dorsey blieb mit mir zurück. »Vielleicht warten Sie lieber draußen, bis er sich beruhigt hat«, sagte er.
    Ich pickte mir ein paar Steinchen aus dem Knie. »Das könnte dauern.«
    Ich gab Dorsey die Kühlwagenschlüssel und erzählte ihm, was ich über die Drogen und Ramirez wußte. Bis ich mit dem Erklären fertig war, hatte man Morelli in den ersten Stock verfrachtet. Die Luft war rein. Endlich konnte ich hineingehen und meine Ablieferungsbestätigung in Empfang nehmen.
    Kurz vor Mitternacht war ich schließlich wieder zu Hause. Das einzige, was mir leid tat, war die Tatsache, daß ich meinen Mixer am Jachthafen gelassen hatte. Jetzt hätte ich wirklich einen Daiquiri vertragen können. Ich schloß die Wohnungstür ab und warf meine Umhängetasche auf die Arbeitsplatte in der Küche.
    Was Morelli anging, hatte ich gemischte Gefühle. Ich war. mir nicht sicher, ob ich das Richtige getan hatte. Letztendlich war nicht die Fangprämie ausschlaggebend gewesen, sondern meine gerechte Empörung und die Überzeugung, daß es besser für ihn wäre, sich freiwillig zu stellen.
    Meine Wohnung war dunkel und friedlich, nur in der Diele brannte Licht. Im Wohnzimmer hingen dichte Schatten, aber sie machten mir keine Angst mehr. Die Jagd war vorbei.
    Ich würde über meine Zukunft nachdenken müssen. Kopfgeldjäger zu sein, war wesentlich komplizierter, als ich mir ursprünglich vorgestellt hatte. Trotzdem, die Arbeit hatte auch ihre guten Seiten, und ich hatte in den vergangenen zwei Wochen allerhand gelernt.
    Die Hitzewelle war am Nachmittag zu Ende gegangen, es herrschten nur noch angenehme fünfundzwanzig Grad. Der Vorhang war zugezogen, und eine leichte Brise spielte mit dem zarten Chintzstoff. Die ideale Nacht zum Schlafen.
    Ich kickte die Schuhe von den Füßen und setzte mich auf die Bettkante. Plötzlich überfiel mich ein ungutes Gefühl. Woher es kam, wußte ich nicht. Irgend etwas stimmte nicht. Aber was? Mir fiel ein, daß meine Tasche am anderen Ende der Wohnung lag, und meine Beklemmung wuchs. Du leidest an Verfolgungswahn, sagte ich mir. Schließlich hatte ich alles abgeschlossen, und falls jemand versuchen sollte, durchs Fenster

Weitere Kostenlose Bücher