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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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wieviel Vorschuß ich verlangen sollte. Ich brauchte genug Geld, um zwei Wochen davon leben zu können, und wenn ich den Wagen als Köder für Morelli benutzen wollte, mußte ich eine Alarmanlage kaufen. Ich wollte den Jeep nicht rund um die Uhr beobachten, aber ich wollte auch nicht, daß Morelli ihn mir unter der Nase wegnahm, während ich schlief, auf dem Klo saß oder einkaufte.
    Ich hatte meine Überlegungen noch nicht abgeschlossen, als plötzlich das Telefon klingelte. Das heißt, es surrte nur »brrrp«. Vor Schreck wäre ich fast von der Straße abgekommen. Es war ein sonderbares Gefühl, so als wäre man auf frischer Tat beim Lauschen oder Lügen ertappt worden, oder als säße man auf der Toilette und auf einmal klappten die Wände weg. Um ein Haar hätte ich angehalten und wäre schreiend aus dem Auto gesprungen.
    Zaghaft griff ich nach dem Hörer. »Hallo?«
    Erst blieb es still, dann sagte eine Frauenstimme: »Ich möchte Joseph Morelli sprechen.«
    Ach du dickes Ei. Es war Mama Morelli. Als ob ich nicht schon tief genug in der Scheiße saß. »Joe ist im Moment nicht da.«
    »Wer sind Sie?«
    »Eine Freundin. Joe hat mich gebeten, ab und zu seinen Wagen auszufahren.«
    »Das ist gelogen«, sagte sie. »Ich weiß, mit wem ich spreche. Ich spreche mit Stephanie Plum. Ich erkenne doch deine Stimme. Was machst du in Josephs Wagen?«
    Niemand kann seine Verachtung so gut zeigen wie Mama Morelli. Wenn ich eine gewöhnliche Mutter am Telefon gehabt hätte, hätte ich mir vielleicht schnell eine Erklärung oder Entschuldigung einfallen lassen, aber vor Mama Morelli hatte ich eine Heidenangst.
    »Wie bitte?« schrie ich. »Ich kann Sie nicht verstehen. Was? Was?«
    Ich knallte den Hörer auf und schaltete das Telefon aus. »Gut gemacht«, sagte ich zu mir. »Sehr erwachsen. Sehr professionell. Tolle Reaktion.«
    Nachdem ich den Wagen abgestellt hatte, marschierte ich strammen Schrittes den halben Block bis zum Kautionsbüro. Das Adrenalin pumpte nur so durch meine Adern, und ich steigerte mich richtig schön in die bevorstehende Auseinandersetzung hinein. Ich stürmte durch die Tür wie Wonder Woman persönlich, zeigte Connie den zuversichtlich hochgestreckten Daumen und ging sofort in das hintere Büro durch. Vinnie saß an seinem Schreibtisch und studierte die Ergebnislisten vom Pferderennen.
    »Tag«, sagte ich. »Wie geht’s?«
    »Ach du Scheiße«, sagte Vinnie. »Was ist denn nun schon wieder?«
    Das ist es, was ich an meiner Familie so liebe. Die Freundlichkeit, die Herzenswärme, die Höflichkeit. »Ich will einen Vorschuß auf meine Prämie. Ich habe ziemliche Unkosten.«
    »Einen Vorschuß? Soll das ein Witz sein? Das soll doch wohl ein Witz sein, ja?«
    »Das soll kein Witz sein. Ich bekomme zehntausend Dollar, wenn ich Morelli abliefere, und ich will zweitausend Dollar Vorschuß.«
    »Wenn die Hölle zufriert. Und bilde dir bloß nicht ein, du kannst mich noch mal erpressen. Wenn du es meiner Frau steckst, bin ich so gut wie tot. Dann kannst du zusehen, ob du von einem Toten einen Job kriegst, du Intelligenzbestie.«
    Da war was dran. »Okay, mit Erpressung komme ich also nicht weiter. Wie wäre es dann mit Geldgier? Wenn du mir jetzt zweitausend gibst, verlange ich hinterher nicht die vollen zehn Prozent.«
    »Und wenn du Morelli nicht kriegst? Hast du daran schon mal gedacht?«
    Nur in jeder wachen Minute. »Ich kriege Morelli.«
    »Tja, tja. Entschuldige, aber ich kann deinen Optimismus nicht teilen. Und vergiß nicht, daß ich dir für dein wahnsinniges Vorhaben nur eine Woche Zeit gegeben habe. Du hast noch vier Tage. Wenn du Morelli bis nächsten Montag nicht geschnappt hast, setze ich jemand anderen auf ihn an.«
    Connie kam herein. »Wo liegt eigentlich das Problem? Stephanie braucht Geld? Dann geben Sie ihr doch Clarence Sampson.«
    »Wer ist Clarence Sampson?« fragte ich.
    »Einer von unseren Quartalsäufern. Normalerweise ist er die Friedfertigkeit in Person. Aber ab und zu rastet er ein bißchen aus.«
    »Und wie sieht das aus?«
    »Das sieht so aus, daß er volltrunken Auto fährt. Diesmal hat er unglückseligerweise einen Polizeiwagen zu Schrott gefahren.«
    »Er ist mit einem Polizeiwagen zusammengestoßen?«
    »Nicht direkt«, sagte Connie. »Er hat versucht, den Polizeiwagen zu fahren. Dabei ist er leider in der State Street von der Straße abgekommen und in einen Schnapsladen gekracht.«
    »Hast du ein Foto von dem Kerl?«
    »Ich habe eine fünf Zentimeter dicke Akte mit Fotos

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