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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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machte es mir auf dem Sitz, so gut es ging, bequem.
    Irgendwann blieb ein Jugendlicher mit einer Menge Haare auf dem Kopf und Goldketten für siebenhundert Dollar um den Hals neben dem Cherokee stehen. Seine beiden Freunde standen daneben. »He, Baby«, sagte der erste. »Was machst du hier?«
    »Ich warte auf jemanden«, sagte ich.
    »Ach, ja? So ein Prachtbaby wie dich läßt man doch nicht warten.«
    Einer der Freunde kam näher. Er schmatzte und züngelte mir etwas vor. Als er merkte, daß ich ihn ansah, leckte er mein Fenster ab.
    Ich kramte in meiner Tasche nach dem Revolver und dem Nervengas und legte beides aufs Armaturenbrett. Danach blieben zwar immer noch gelegentlich Leute stehen und glotzten, aber sie wurden nicht mehr aufdringlich.
    Um fünf Uhr, als ich mir schon ziemlich böse Falten in meinen Kayonrock gesessen hatte, wurde ich plötzlich unruhig. Ich hielt zwar Ausschau nach Clarence Simpson, aber ich dachte an Joe Morelli. Er war in der Nähe. Das spürte ich in der Magengrube. Es war wie eine summende elektrische Spannung. Im Geist spielte ich seine Festnahme durch. Am einfachsten wäre es, wenn er mich nicht kommen sähe, wenn ich mich von hinten anschleichen und ihn mit dem Gas betäuben könnte. Wenn das nicht ging, mußte ich ihn in ein Gespräch verwickeln und den richtigen Moment für das Spray abwarten. Wenn er erst mal gelähmt am Boden lag, konnte ich ihm Handschellen anlegen. Dann wäre mir wesentlich wohler.
    Um sechs Uhr war ich die Festnahme ungefähr zweiundvierzigmal durchgegangen und zu allem bereit. Um halb sieben war der Gipfel der Spannung schon wieder überschritten, und mir war die linke Backe eingeschlafen. Ich reckte und streckte mich und probierte es mit isometrischen Übungen. Ich zählte vorbeifahrende Autos, sagte den Text der Nationalhymne auf und las mir die Liste der Zutaten auf einem Kaugummipäckchen vor, das ich in meiner Tasche gefunden hatte. Um sieben rief ich bei der Zeitansage an, um zu überprüfen, ob Morellis Uhr richtig ging.
    Ich war gerade dabei, mir vor Augen zu führen, daß ich für die meisten Operationen im Stadtgebiet von Trenton die falsche Hautfarbe und das falsche Geschlecht hatte, als ein Mann, auf den Sampsons Beschreibung zutraf, aus dem Rainbow Room gewankt kam. Ich sah mir das Foto am Armaturenbrett an. Ich sah mir den Mann noch einmal an. Ich warf einen letzten Blick auf das Foto. Ich war mir zu neunzig Prozent sicher, daß es sich bei dem Mann um Sampson handelte. Großer, schwabbeliger Körper, fieser kleiner Kopf, dunkle Haare und Bart, weiße Hautfarbe. Er sah aus wie Bluto. Es mußte Sampson sein.
    Außerdem wimmelte es in dieser Gegend bestimmt nicht von bärtigen Weißen.
    Ich packte Revolver und Spray in die Tasche, ließ den Wagen an und fuhr zweimal um die Ecke, um ihm den Weg nach Hause abzuschneiden. Ich parkte in der zweiten Reihe und stieg aus. Ein Häufchen Teenager stand quatschend an der Ecke, zwei kleine Mädchen saßen mit ihren Barbiepuppen auf einer Treppe. Auf dem Bürgersteig gegenüber stand eine ausrangierte kaputte Couch, die zwei alten Männern mit zerfurchten, ausdruckslosen Gesichtern als eine Art Hollywoodschaukel diente. Sampson kam langsam auf mich zugetorkelt, voll wie tausend Mann. Sein Lächeln war ansteckend. Ich lächelte zurück. »Clarence Sampson?« fragte ich. »Ja«, sagte er. »Das bin ich.«
    Er lallte, und er roch muffig wie Kleider, die wochenlang im Wäschekorb gelegen hatten.
    Ich streckte ihm die Hand hin. »Ich heiße Stephanie Plum. Ich repräsentiere Ihr Kautionsbüro. Sie haben eine Gerichtsverhandlung versäumt, und wir möchten Ihnen gern einen neuen Termin vorschlagen.«
    Während er die Information verarbeitete, zog er verwirrt die Stirn kraus, dann lächelte er wieder.
    »Muß ich wohl vergessen haben.«
    Ein Managertyp war Sampson jedenfalls nicht. Es bestand keinerlei Gefahr, daß er streßbedingt einen Herzinfarkt bekommen könnte. Viel eher würde er an Trägheit sterben.
    Nun war ich wieder an der Reihe zu lächeln. »Das macht nichts. So etwas kommt öfter vor. Ich bin mit dem Wagen da…« Ich zeigte auf den Cherokee. »Wenn es Ihnen recht ist, fahre ich Sie aufs Revier. Dann können wir den Papierkram gleich erledigen.«
    Er sah an mir vorbei, zu dem Haus, wo er wohnte. »Ich weiß nicht…«
    Ich hakte mich bei ihm unter und lenkte ihn die gewünschte Richtung, wie ein gutmütiger alter Cowboy einen strohdoofen Bullen. »Es dauert nicht lange.« Drei Wochen vielleicht.
    Ich

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