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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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schaut sie an, und für einen Moment denke ich, er fängt gleich an zu weinen. »Du warst immer so eine gute Freundin«, sagt er schließlich. »Ich weiß, wir hatten in den letzten Jahren, seit ich geheiratet habe, kaum noch Kontakt zueinander, aber du weißt ja … Kinder und so weiter.«
    »Ja, ich weiß, ich weiß.«
    »Ich meine, wenn man Familie hat, verändern sich die Prioritäten, da kommt es leicht vor, dass man Freunde von früher aus den Augen verliert …«
    »Klar, das verstehe ich …«
    »Eines Tages wirst du bestimmt selbst Kinder haben, und dann kannst du genau nachvollziehen, was ich meine.«
    Sie wird ein bisschen rot. »Ich wollte dir nur sagen«, erwidert sie dann, »dass ich immer für dich da bin.«
    Mit angehaltenem Atem kaure ich auf der Stuhlkante.
    »Ich meine das ganz ernst«, fügt sie hinzu, und es kommt von Herzen.
    »Das weiß ich. Und ich weiß auch, dass du zu den wenigen Menschen gehörst, auf die ich mich hundertprozentig verlassen kann.«
    »Unbedingt.«
    »Weißt du, ich konnte es gar nicht fassen, dass du dich einfach so aus heiterem Himmel bei mir gemeldet hast. Wie ein Engel, der zu mir geschickt worden ist, genau in dem Moment, wo ich es am meisten brauche.«
    Okay, jetzt ist es so weit. Jetzt wird er einsehen, was für einen Fehler er gemacht hat und dass er sich all die Jahre nach Fiona gesehnt hat. Auf einmal merke ich, dass mich der ganze Hintergrundlärm des Restaurants – das Geplapper, das Gläserklirren, das Lachen – furchtbar nervt, und ich möchte am liebsten alle anschreien, sie sollen gefälligst still sein, damit ich mich voll und ganz auf das konzentrieren kann, was hier geschieht.
    »Hey, selbstverständlich bin ich für dich da. Jederzeit. Ruf mich einfach an, wenn du mich brauchst«, sagt Fiona leise, und das Blut steigt ihr ins Gesicht.
    »Weißt du, was, Fiona? Der Abend hier mit dir hat mir etwas klargemacht.«
    »Was denn?«
    Ich halte die Luft an.
    »Ich schau dich an, wie du mit gegenübersitzt, Single und am Daten …«
    »Ja, und?«
    »Und ich denke, ich könnte so nie wieder leben. Ich möchte es auch gar nicht.«
    »Du hast gesagt, dir ist etwas klargeworden. Was war das denn nun genau?«
    »Na ja, was glaubst du denn?«
    »Äh … sag du es mir.«
    »Mir ist klargeworden, wie wichtig es mir ist, verheiratet zu sein.«
    »Äh … und … äh … mit wem?«
    »Na ja, mit Ayesha natürlich. Mit wem denn sonst?«

Kapitel 19
    Kate
    Als Fionas Verabredung vorbei ist, mache ich mich auf den Weg zu Kate, weil ich mir so Sorgen um sie mache. Es ist noch ziemlich früh, und sie sitzt im Wohnzimmer, ihrem
Salon
, der Fernseher läuft, und sie zappt durch die Kanäle, ohne wirklich etwas mitzukriegen. Das erkenne ich an ihrem weggetretenen Gesichtsausdruck und daran, dass sie alle dreißig Sekunden auf die Uhr schaut. Sie sieht gestresst aus, und ich spüre, dass sie mit den Nerven am Ende ist. Was nur eines bedeuten kann.
    Ich laufe zum Fenster, schaue hinaus und … sehe die Bestätigung, die ich gar nicht gebraucht hätte. Es ist stockdunkel, und in der Auffahrt steht nur
ein
Auto. Und das wiederum bedeutet, dass Paul immer noch nicht nach Hause gekommen ist. Seit vierundzwanzig Stunden wartet sie inzwischen auf ihn. Nach allem, was passiert ist: Erst der schreckliche Streit in Galway, dann die Lüge mit dem Geschäftsessen, wo er in Wirklichkeit mit Robbie, dem Dorngestrüpp und Julie im Pub war. Da ich den ganzen Abend mit Fiona verbracht habe, kann ich natürlich nicht sicher sein, ob er nicht vielleicht doch angerufen hat und jetzt unterwegs zu ihr ist, aber nach Kates Zustand zu urteilen, erscheint es mir höchst unwahrscheinlich, dass alles wieder gut ist.
    Plötzlich springt sie auf, geht zum Fenster und späht hinaus auf die Straße. Instinktiv lege ich ihr den Arm um die Schulter, aber sie reagiert natürlich nicht. Eigentlich müsste ich mich inzwischen daran gewöhnt haben, aber aus irgendeinem Grund tut es mir immer noch weh. Ich mache mir echt Sorgen um Kate. Sie sieht so erschöpft aus, dass ich es kaum ertrage, ihr nicht helfen und für sie da sein zu können. Richtig da sein, meine ich. Da steht meine große Schwester und braucht mich dringend, aber ich kann nichts für sie tun.
    Tot zu sein, kann einen wahnsinnig machen, ehrlich. In Momenten wie diesem hadere ich mit meinem Schicksal.
    Kate holt ihr Handy und drückt auf Wahlwiederholung. Vermutlich Pauls Nummer. Sie horcht, wartet, erreicht aber anscheinend nur die

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