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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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hatte ich natürlich nichts einzuwenden. Aber als sie gepackt hat, war ich zufällig bei ihr in unserem Schlafzimmer, und da fiel mir auf, dass sie lauter neue Unterwäsche einpackt. So richtig sexy Sachen, Mieder und Strings, was sie sonst nie trägt. Jedenfalls nicht für mich. Jedenfalls nicht mehr. Da hab ich kurz Verdacht geschöpft, aber idiotisch, wie ich bin, hab ich ihn mir schnell wieder ausgeredet. Am nächsten Tag hatte Heather – die andere meiner beiden Mädchen – eine ziemlich schlimme Bauchgrippe mit hohem Fieber und allem Drum und Dran, und ich hab versucht, Ayesha auf dem Handy zu erreichen. Aber es war abgeschaltet. Was an sich schon seltsam ist. Dann hab ich es im Hotel probiert, weil ich dachte, sie muss wenigstens wissen, dass ich mit Heather ins Krankenhaus fahre. Aber bei Ayeshas Zimmeranschluss kam immer nur ›Bitte nicht stören‹. Ich dachte, sie hat das bestimmt vergessen abzuschalten, und wollte mich an der Rezeption mit ihrer Freundin verbinden lassen, die ja angeblich auch zu dem Fest eingeladen war. An der Rezeption haben sie natürlich keine Person dieses Namens gefunden. Stunden später ging in Ayeshas Zimmer schließlich doch jemand ans Telefon, und zwar Rick, das Arschloch, ganz cool. So hab ich rausgefunden, dass unsere Ehe im Eimer ist. Erbärmlich, oder nicht? Ich bin mit meiner kranken Tochter im Temple Street Children’s Hospital, die Kleine weint nach ihrer Mum, aber die ist unterwegs und hat in einem Fünf-Sterne-Hotel Sex mit einem anderen.«
    »Tim, das ist die schlimmste Geschichte, die ich je gehört habe.« Die arme Fiona sieht ganz verstört aus.
    »Aber das war noch gar nichts im Vergleich mit dem, was dann kam. Als wir uns getrennt haben, dachte ich, das Beste für die Kids wäre, wenn sie in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können, also bin ich ausgezogen und habe Ayesha das Haus überlassen.«
    »Echt anständig von dir … vor allem unter diesen Umständen.«
    »Die Kinder haben immer erste Priorität für mich, selbst mitten in diesem ganzen Schlamassel, das ist mir wichtig. Deshalb bin ich ja auch in diese Schuhschachtelwohnung gezogen, wo die Wände aus Pappe sind und man die Gespräche der Nachbarn mithören kann. Ich dachte, auch wenn ich am Boden bin, wenigstens geht es meinen Mädchen gut, und ich kann sie sehen, sooft ich möchte. Wenigstens weiß ich noch, wofür das Leben sich lohnt, für meine Kinder nämlich. Die in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können und sich nicht auch noch umorientieren müssen.«
    Fiona nickt beifällig.
    »Aber dann hab ich einen Brief von einem Anwalt gekriegt, dass ich vor dem Familiengericht erscheinen soll.«
    »Du machst Witze.«
    »Meinst du, mir ist nach Scherzen zumute?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Als ich den Brief gelesen habe, musste ich mich fast übergeben. Ayesha hat tatsächlich erreicht, dass ein ungefähr achtzigjähriger Richter, der von nichts eine Ahnung hat, bestimmt, wie oft ich meine Kinder sehen darf.«
    »Und was hat er angeordnet?«
    »Dass ich sie einen Abend pro Woche und am Wochenende einen ganzen Tag sehen darf. Außerdem müssen wir uns regelmäßig vor Gericht melden und Bericht erstatten. Stell dir vor, es wird zwei Jahre dauern, bis die Mädchen auch mal bei mir übernachten dürfen. Ich war es gewohnt, jeden Tag mit ihnen zusammen zu sein, wie ein normaler Vater eben, und jetzt kann ich die beiden nur noch zu den vom Gericht festgesetzten Zeiten abholen und wieder zurückbringen, und Rick, dieser widerliche Schmarotzer, bringt meine Kinder jeden Abend zusammen mit meiner Frau ins Bett. In meinem Haus. Nacht für Nacht liege ich wach in meiner Schuhschachtelwohnung, starre an die Decke und frage mich, wie viel ich noch ertrage. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sich das anfühlt, Fiona, nur, dass ich nie im Leben so oft mit dem Gedanken an Selbstmord gespielt habe wie in den letzten Monaten.«
    Der Kellner unterbricht seinen Bericht, um die Bestellung aufzunehmen, und die beiden sammeln sich ein bisschen. Ich ebenfalls. Okay, vielleicht wird es eine Weile dauern, bis Tim sich einigermaßen erholt hat und sich vorstellen kann, wieder eine Beziehung einzugehen. Aber wenigstens sind wir hier auf der richtigen Spur, oder etwa nicht?
    Fiona schenkt Wein nach. »Tim, ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Was du durchmachst, ist … ich kann es gar nicht ausdrücken, es muss wahnsinnig schmerzhaft für dich sein. Wenn ich irgendetwas tun kann, um dir zu helfen …«
    Er

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