Einmal Paradies und zurück
er schließlich etwas ruhiger. Etwas mehr wie der Paul, den ich kenne. »Und ich hab nicht damit gerechnet, dass du plötzlich auftauchst.«
Gut. Danke, Gott. Das ist wenigstens ein kleiner Fortschritt.
»Aber …«, fährt er fort, was mir gar nicht gefällt. »Aber mal im Ernst, Kate, was willst du eigentlich von mir? Dass ich, wenn du bei meiner Familie bist, ständig deine Hand halte? In den seltenen Fällen, wenn du dich überhaupt dazu herablässt, sie zu besuchen.«
O Scheiße, neinneinneinnein.
Denn das bringt bei Kate das Fass zum Überlaufen. »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie gemein du bist?«, schreit sie und umklammert mit einer Hand krampfhaft das Geländer. Er steht auf der Treppe über ihr und betrachtet sie kühl von oben herab. Ich sitze zwischen den beiden und halte mir die Ohren zu, fühle mich leer und hilflos, wie ein Kind, dessen Eltern sich streiten. Hört auf, hört auf, bitte, hört sofort damit auf, ehe einer von euch etwas sagt, was er später bereut und nicht mehr zurücknehmen kann …
»Ich hab mich bei Rose und auch bei deinen anderen Schwägerinnen total angestrengt, aber sie haben offensichtlich beschlossen, dass ich nicht zu ihnen gehöre, und dagegen komme ich nicht an.«
»Na ja, vielleicht musst du einfach ein bisschen mehr Zeit mit ihnen verbringen. Mach dir die Mühe, sie besser kennenzulernen. Schließlich sind sie Familie, und Familie ist das Wichtigste im Leben.«
»Ich weiß. Natürlich weiß ich das.«
Ich blicke auf, denn ich kriege plötzlich wieder Mut, weil sie in diesem Punkt übereinzustimmen scheinen.
»Ich bin froh, dass du es so siehst, Kate. Denn angesichts der Tatsache, dass es zurzeit anscheinend nur Bauprojekte im Westen gibt, denke ich, es ist an der Zeit, dass wir uns um eine Bleibe da unten kümmern. In der Nähe meiner Familie, in der Nähe der Arbeit, damit ich nicht jedes Mal, wenn eine Gelegenheit sich auftut, diese lächerliche Dreistundenfahrt auf mich nehmen muss …«
»Warte, warte«, unterbricht sie ihn. »Was ist mit meiner Familie, hier in Dublin? Wie soll ich Mum besuchen, wenn wir drei Stunden von hier weg wohnen? Wie soll sie ohne mich zurechtkommen?«
»Dann besorge ich mir eben in Galway eine Wohnung für mich allein.«
Das kommt sehr schnell, und ich werde den Verdacht nicht los, dass er diese Möglichkeit schon lange in Erwägung zieht.
»Warum willst du so was machen, wenn du doch hier wohnst? Mit mir zusammen?«
»Ich weiß nicht, Kate, vielleicht weil ich die Farbe Creme hasse. Vielleicht weil ich die Nase voll davon habe, dass ich dauernd befürchten muss, ich mache deine makellose Villa dreckig. Vielleicht weil ich es leid bin, dass jedes Gespräch mit dir in letzter Zeit in Geschrei und Streit endet. Vielleicht weil ich einfach zur Abwechslung gern mal ein bisschen Ruhe hätte.«
Kate starrt ihn nur an, als hätte er ihr eine Ohrfeige verpasst.
»Aber … aber Paul, wenn du dir eine Wohnung in Galway besorgst, und ich bin hier in Dublin, dann …« Sie schluckt schwer, als müsste sie erst den Mut finden, den Satz zu Ende zu bringen.
»… was für einen Sinn hat es dann noch, dass wir verheiratet sind?«
»Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht mehr, Kate. Sag du es mir.«
Kapitel 20
Fiona
Ich musste einfach weg, ich konnte mir nicht länger mit anschauen, wie Kate und Paul sich zerfleischen. Ich will keinen Streit mehr, keine Vorwürfe, keine Bitterkeit. Es macht mich fertig, und ich denke immer nur … wo soll das alles hinführen? Als echter emotionaler Feigling muss ich möglichst weit weg von ihnen, zu einer Freundin, die glücklich und positiv ist und mit deren Leben es aufwärtsgeht … und wer wäre da besser geeignet als Fiona?
Ich sollte ergänzen: Tim hat sie nach dem Date ziemlich früh im Taxi nach Hause gebracht und versprochen, sie demnächst anzurufen. Okay, ich gebe zu, dass er ziemlich viel von Ayesha und der Möglichkeit einer Aussöhnung mit ihr gequasselt hat, aber das laste ich dem Umstand an, dass er ein Mann und deshalb in Herzensdingen ein Vollidiot ist. Wahrscheinlich braucht er einfach eine Weile, bis er kapiert, wie mies seine Frau ihn behandelt hat und dass Fiona nicht von ungefähr in sein Leben zurückgekehrt ist, sondern weil er sie früher geliebt hat und sie wieder lieben wird.
Menschen! Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie die Sterblichen ohne Engel wie mich zurechtkommen würden, die auf sie aufpassen, sie führen, lenken, manipulieren und so weiter. Aber glaubt
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