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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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durchdringender Klingelton, was die umstehenden Eltern mit einem tadelnden Murren quittieren. Es ist Fionas Handy. Sie wird knallrot und drückt den Anruf schnell weg. Aber es klingelt sofort wieder, und sie verlässt verlegen das Zelt.
    Tim. Ich weiß nicht, warum er sie schon wieder anruft, aber Fiona reagiert erneut mit einem Schwall von »O nein, das ist ja schrecklich!«. Dann sagt sie, er solle unbedingt versuchen, sich heute noch mit Ayesha zu treffen, vor dem Haus, ohne Rick … er kann sie doch fragen, ob sie bereit ist, einen Kaffee mit ihm zu trinken. Offenbar stößt der Vorschlag auf Gegenliebe, denn Tim lässt sie gehen, und sie saust zurück ins Zelt.
    16  Uhr 30
    Inzwischen befinden wir uns im Keogh’s Pub in Carlow, der rappelvoll ist. Fiona und Gerry sitzen gemütlich in einer Ecke, lachen und scherzen, und beide sind gerade dabei, die letzten Bissen ihres Essens zu verzehren – Roastbeef und Yorkshire Pudding mit allen Sonntagsbeilagen. Ich habe Fiona schon lange nicht mehr so entspannt gesehen. Auch Gerry scheint sich sehr wohl zu fühlen und erzählt Anekdoten von Bestechungsversuchen und anderen Intrigen, die bei den Haustierwettbewerben hinter den Kulissen stattfinden. Genau wie in der großen Politik.
    »Im Ernst«, sagt er gerade. »als ich mal eine Elfjährige gefragt habe, wie sie es schafft, das Fell ihres Hündchens so sauberzuhalten, hat sie mir erzählt, dass sie den Handstaubsauger ihrer Mutter benutzt. Dann hat die Mutter versucht, mich mit einem Zwanzigeuroschein zu bestechen, damit ich dem Mädchen mindestens eine Ehrenurkunde zukommen lasse. Und es hat ihr überhaupt nicht gefallen, als ich ihr erklärt habe, dass sie ausnahmsweise einen Richter vor sich hat, der sich nicht kaufen lässt, Handstaubsauger hin oder her.«
    Fiona hält sich den Bauch vor Lachen.
    »Und das war noch relativ harmlos im Vergleich zu einem anderen Fall, bei dem mir ein ungefähr zehnjähriger Junge erzählt hat, dass er seine Kätzchen taufen lassen will, weil er glaubt, das bringt Glück.« Die beiden prusten gleichzeitig los – und in diesem Moment klingelt wieder Fionas Handy.
    Natürlich ist es Tim, was für eine Überraschung. Ich habe keinen Schimmer, was jetzt schon wieder los ist, aber er schafft es jedenfalls erneut, Fiona etwa zwanzig Minuten ihrer kostbaren Zeit zu stehlen, obwohl er doch genau weiß, dass sie ein Date hat. Fiona ist zu nett, um ihn abzuwürgen, aber mich stört es umso mehr. Zum Glück scheint Gerry das Ganze total locker zu nehmen. Er lässt Fiona einfach telefonieren und steht auf, um Getränke zu holen, für sich selbst ein Mineralwasser, für Fiona ein Glas Pinot Grigio und dazu noch eine Tüte ihrer Lieblingschips. Ehrlich: Es ist das erste Date, und man könnte meinen, er kennt sie schon seit Jahren. Eine Weile bleibt er an der Bar stehen, plaudert mit ein paar Bekannten und kommt erst zurück, als sie ihr Handy zuklappt. Der perfekte Gentleman.
    »Alles in Ordnung?«, fragt er, stellt die Gläser vor ihr ab und gibt ihr die Chipstüte.
    Besorgt sieht sie zu ihm auf. »Hmm … nein, nicht wirklich.«
    »Wenn eine schöne Frau das sagt, gibt es für einen Mann nur zwei Antwortmöglichkeiten: Was ist das Problem? Und: Wie kann ich helfen?«
    Dankbar schauen Fiona und ich ihn an. Aber dann möchte ich vor Scham wieder mal im Boden versinken, weil mir einfällt, wie ich Fiona all die Jahre gepredigt habe, sie soll das Internet vergessen und sich in der realen Welt einen Mann suchen. »Liebe kann man nicht downloaden«, waren, glaube ich, meine Worte, die ich jetzt nur allzu gern wieder verschlucken würde. Merkt euch Folgendes: Wenn ihr jemals gezwungen seid, auf die beschissenen Ratschläge zu hören, die Charlotte Grey euch auftischt, dann tut danach einfach genau das Gegenteil von dem, was sie euch empfiehlt.
    »Gerry, es tut mir ehrlich leid«, beginnt Fiona. »Das könnte jetzt so aussehen, als wollte ich weg von dir, dabei ist das überhaupt nicht der Fall. Es war ein wunderschöner Tag heute, aber …«
    »… aber du musst jetzt weg«, vollendet er ihren Satz mit einem Lächeln.
    »Ja. Glaub mir, ich möchte nicht, es ist nur …«
    »Hat es etwas mit deinem Exfreund zu tun?«
    O nein, nein, nein, bitte Fiona, tu das nicht, bitte geh nicht! Nicht wegen Tim. Er ist ein erwachsener Mann und kann gut für sich selbst sorgen, bitte denk dieses eine Mal zuerst an dich!
    »Ich fürchte, ja. Er macht gerade eine total schwere Zeit durch und hat außer mir

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