Einmal Paradies und zurück
sein, der Tag des Sommerfests, zu dem er sie in seiner letzten Mail eingeladen hat. Mein Gott, hat sie ihm sogar ihre Adresse gegeben? Erstaunlich!
Dann fällt mir mein letztes grässliches Gespräch mit Regina wieder ein. Ich darf mich nicht einmischen, ich darf nicht in Fionas Gedanken rumpfuschen oder sie anderweitig manipulieren. Es muss sich alles ganz natürlich entwickeln, wenn es klappen soll mit den beiden. Also werde ich mich benehmen wie ein unbeteiligter Beobachter. So weit, so gut. Ich kann verschwinden, meine Arbeit hier ist erledigt. Nicht dass ich wirklich was getan hätte, aber ihr wisst ja, was ich meine.
Doch dann ertönt von oben plötzlich eine Männerstimme.
»Fiona, gibt es kein heißes Wasser? Ich wollte gern duschen.«
Ach du Scheiße.
Tim! Anscheinend ist er nicht gegangen, sondern hat nach seinem Faustkampf mit Rick dem Arschloch hier übernachtet.
»Sorry, Gerry«, sagt Fiona, plötzlich total durcheinander. Die ganze schöne Atmosphäre ist weg. »Das ist … äh … ein Freund von mir, der hier übernachtet hat.«
Also, ich bin überzeugt, dass Tim die Nacht im Gästezimmer verbracht hat, klare Sache, aber in diesem Moment erscheint er oben an der Treppe, bekleidet nur mit einem Handtuch um die Hüften. Was aus Gerrys Perspektive vermutlich keinen besonders guten Eindruck macht.
Fiona denkt wahrscheinlich etwas Ähnliches und reagiert entsprechend hektisch. »Oh, äh … Gerry, das ist Tim, der Freund, von dem ich gerade gesprochen habe«, stammelt sie verlegen.
»Hallo«, sagt Gerry und lächelt dem halbnackten Fremden höflich zu.
»Hallo«, antwortet Tim von oben, betrachtete die Szene interessiert und hat offenbar keine Eile zu verschwinden.
Geh doch einfach weg, Fiona. Mit Gerry natürlich. Setzt euch ins Auto und fahrt los. Dieses erste Date ist so enorm wichtig. Also macht, dass ihr wegkommt. Entscheide dich für die Zukunft, lass die Vergangenheit ruhen!
Ein unbehaglicher Moment, während die drei einander anstarren. Normalerweise habe ich Spaß an brenzligen Situationen und habe in letzter Zeit auch weiß Gott genug davon erlebt, aber in diesem Fall wäre es mir anders lieber.
»Woher kennt ihr zwei euch denn?«, erkundigt sich Gerry freundlich.
»Vom College«, antwortet Fiona ein bisschen zu schnell und legt die Tulpen zerstreut auf dem Flurtisch ab. »Also, wollen wir? Tim, wenn du gehst, kannst du einfach die Tür hinter dir zuziehen.«
Gut gemacht! Jetzt aber nichts wie weg hier!
»Wir waren im College mal zusammen«, erzählt Tim unnötigerweise und kommt gemächlich die Treppe herunter. Ich könnte ihn ohrfeigen. Ich meine, wen interessiert das denn? Warum legen manche Männer in solchen Situationen dieses seltsame Konkurrenzverhalten an den Tag, auch wenn sie sich gar nicht für die betreffende Frau interessieren?
»Ja, aber das ist eine Ewigkeit her«, ergänzt Fiona übermunter. »Inzwischen ist Tim nämlich verheiratet.«
»Nein, bin ich nicht.«
Um Himmels willen, Tim, dreh dich um, geh wieder nach oben, verschwinde in der Dusche und lass die beiden in Ruhe ihr Date genießen! Gib ihr mit dem Tierarzt wenigstens eine Chance, ja?
Als könnte er mich hören, macht Tim kehrt und steigt die Treppe wieder hinauf. Uff.
Fiona schnappt sich ihre Handtasche und ist schon auf dem Weg zur Tür, als Tim doch noch einmal losblökt. »Und was ist mit der Alarmanlage?«
»Ach, lass nur, hier gibt es sowieso nichts zu klauen!« Inzwischen ist Fiona draußen auf der Schwelle und hat nur noch den Gedanken im Kopf, sich so schnell wie möglich mit ihrem Tierarzt aus dem Staub zu machen.
»Na gut«, ruft Tim ihr nach und sieht mit seinem Handtuch auf einmal ganz verloren aus. »Na ja … vermutlich sehen wir uns dann später, ja?«
Aber Fiona ist schon weg. Gott sei Dank.
Lasst das Date beginnen.
11 Uhr 30
Es könnte überhaupt nicht besser laufen. Auf dem Weg nach Carlow haben sich die beiden in Gerrys großem Jeep nonstop unterhalten und schon jede Menge persönlicher Informationen ausgetauscht. So hat Fiona gestanden:
Dass sie nicht ohne ihre Heizdecke schlafen kann, selbst im Sommer, und dass sie ihre Decke überallhin mitnimmt, weil sie sonst im Hotel um mindestens ein halbes Dutzend Extradecken bitten muss, und dann wird sie angeschaut, als wäre sie irre.
Dass sie, wenn sie Kaugummi oder Chips von ihren Schülerinnen konfisziert, das Zeug später selbst futtert.
Dass ihr dunkelstes Geheimnis ein Ladendiebstahl ist, den sie mit vierzehn Jahren
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