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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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bei Boots begangen hat. Sie hat ein Haargummi geklaut und ist nicht erwischt worden, aber das schlechte Gewissen ist schlimmer als in Edgar Allen Poes
Das verräterische Herz
, und sie bekommt immer noch Schweißausbrüche, wenn sie die Schwelle von Boots überschreitet.
    Gerry seinerseits ist voll darauf eingestiegen und hat ebenfalls gebeichtet:
    Er ist nur deswegen Tierarzt geworden, weil ein Mädchen, das er in der Schule toll fand, einmal gesagt hat, Tierärzte hätten von allen Männern am meisten Sex-Appeal. Zwar hat er nie etwas mit diesem Mädchen angefangen, aber jetzt liebt er seinen Job. Allerdings hat er nur ein verächtliches Schnauben dafür übrig, wenn Leute meinen, dass man für so einen Beruf eine »Berufung« braucht.
Er hat mit seiner Schwester um zweihundert Euro gewettet, dass er mit dem Rauchen aufhört, und jetzt behauptet er zwar, dass er es geschafft hat, pafft aber gelegentlich trotzdem heimlich eine, vor allem, wenn er gerade auf Facebook ist.
Sein dunkelstes Geheimnis ist, dass er
Top Gear
blöd findet und nicht versteht, was der ganze Rummel soll, aber wenn er mit seinen Freunden im Pub ist, trotzdem so tun muss, als würde es ihm gefallen, weil alle Jeremy Clarkson göttlich finden.
    »Aber ich warne dich«, meint er und grinst Fiona an. »Diese Information darf unter gar keinen Umständen dieses Auto verlassen.«
    So klappt alles ganz wunderbar, und ich kaure auf dem Rücksitz wie eine Art unsichtbarer Engel-Anstandswauwau. Als sie tanken müssen, holen sie sich beide noch ein Käsebaguette, das sie im Auto mampfen. Mir entgehen Gerrys bewundernde Blicke nicht, mit denen er Fiona beim Essen betrachtet.
    Aber dann klingelt ihr Handy. Sie geht dran, und ich habe sofort den Verdacht, dass es Tim ist, denn sie sagt: »O nein, das ist ja schrecklich. Du meinst, du hast die Zwillinge heute überhaupt nicht gesehen? Und Rick will dich tatsächlich anzeigen?« Sie schaut Gerry entschuldigend an und versucht den Anruf rasch zu beenden, aber anscheinend lässt Tim sich nicht abwimmeln.
    Leg auf, Fiona, komm schon, zeig ein bisschen positiven Egoismus! Heute geht es um DICH , nicht um Tim!
    Nach ungefähr zwanzig Minuten mit beruhigenden Geräuschen und Sätzen wie »Aber Tim, ich bin ganz sicher, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt«, treffen wir endlich beim Sommerfest in Carlow ein. Auf einer Wiese vor der Stadt stehen Zelte, man hört Musik, eine Menge Kinder rennen herum und haben einen Riesenspaß. Gott sei Dank schafft Fiona es jetzt, das Gespräch zu beenden.
    »Ich will ja nicht neugierig sein«, sagt Gerry, »aber ist mit deinem Exfreund alles in Ordnung?«
    Fiona informiert ihn, und Gerry reagiert genau richtig: Er sagt, dass die Situation wirklich schrecklich ist und dass ein Freund von ihm vor kurzem etwas Ähnliches durchgemacht hat, allerdings ohne die Schwierigkeiten mit einem Rick im Hintergrund.
    »Weißt du, was seltsam ist?«, fügt Fiona dann noch hinzu. »Ich hab Tim seit seiner Hochzeit so gut wie nie gesehen. Wir haben einfach den Kontakt zueinander verloren, und bis letzte Woche hatte er überhaupt nichts mit meinem Leben zu tun. Wirklich komisch, oder nicht?«
    Da meldet sich natürlich sofort mein schlechtes Gewissen.
     
    14  Uhr
    Das Fest ist in vollem Gang, und noch immer läuft alles prächtig. Gerry und Fiona plaudern inzwischen wie zwei alte Freunde und kommen so gut miteinander zurecht, dass ich es schaffe, mich zu entspannen und den Dingen ihren Lauf zu lassen. Gerade befinden sie sich im großen Festzelt, und Gerry macht sich bereit, die Namen der Gewinner im Wettbewerb »Das beste Haustier« für unter Zwölfjährige zu verkünden. Im Zelt drängen sich die am Wettbewerb teilnehmenden Kinder mit ihren Kätzchen und Hündchen, alles in Transporttaschen oder ordentlich angeleint. Ein Mädchen hat sogar tatsächlich einen Papageienkäfig dabei, und der Vogel kreischt immer genau im falschen Moment seine Kommentare, was alle Anwesenden zum Lachen bringt.
    »Okay, dann legen wir mal los«, beginnt Gerry. Er steht in der Mitte des Zelts und spricht in ein unglaublich halliges Mikro. »Unser Qualitätsstandard ist dieses Jahr sehr hoch, dazu möchte ich alle Teilnehmer herzlich beglückwünschen.«
    Freundlicher Applaus brandet auf.
    »Kommen wir zur Sache«, fährt er fort. »Ich werde jetzt die Gewinner verkünden, in umgekehrter Reihenfolge. Auf dem dritten Platz mit den Bichon-frisé-Hunden Ollie und Charlie, liegt …«
    In diesem Moment ertönt ein

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