Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einsame Spur (German Edition)

Einsame Spur (German Edition)

Titel: Einsame Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
schlechter aus als damals, als du mit siebzehn diese Seuche hattest.«
    Die »Seuche« war eine besonders unangenehme Lebensmittelvergiftung gewesen. »Vielen Dank für die aufrichtenden Worte.« Adria sah die Sprecherin finster an, die seit Kindertagen ihre beste Freundin war. »Und nun hau ab.«
    Indigo verdrehte die Augen und setzte sich stattdessen zu ihr aufs Bett. »Martin bedrängt dich doch nicht etwa?«
    »Nein. Ich habe ihm sehr deutlich klargemacht, dass es aus ist.« Er hatte ihre Entscheidung nicht gut aufgenommen, keine Spur mehr von dem lustigen, sanften Mann, in den sie sich verliebt hatte; Jahre voller Bitternis hatten das alles zerstört. Doch um Martin ging es jetzt nicht. »Du hattest mal was mit Riaz, nicht wahr?«
    Indigo blinzelte erstaunt bei der direkten Frage. »Ja, aber das ist Jahre her, noch bevor er nach Europa ging. Wir waren gut befreundet.«
    Das war bei Gestaltwandlern nicht ungewöhnlich. Intime Berührungen waren ein Teil ihres Wesens, es war nichts Falsches daran, mit einem Freund zusammen zu sein, dem man so viel bedeutete, dass er einem Lust bereiten wollte. Dabei tat es nichts zur Sache, dass man wusste, die Freundschaft würde nie zu einer Liebesbeziehung werden – Wölfe schätzten den ganz eigenen Wert von Freundschaften sehr hoch.
    Indigo legte den Kopf an Adrias Schulter, als diese schwieg. Die blauen Augen, denen sie ihren Namen verdankte, blickten aufmerksam. »Riaz?«
    »O ja.« Adria wusste, dass sie nichts weiter erklären musste, sie fuhr sich mit den Händen durchs Haar und brachte damit ihren Zopf in Unordnung. »Schon eigenartig. Du bist doch meine Nichte.«
    Indigo schnaubte wenig elegant. »Ich bitte dich. Wir sind wie Schwestern aufgewachsen.«
    »Noch schlimmer.«
    »Lass den Quatsch.« Ein spitzer Ellenbogen in den Rippen. »Mal abgesehen von allem anderen sind wir zwei dominante Frauen in demselben Rudel, die beinahe gleich alt sind – überraschend ist doch nur, dass sich unsere Wege bisher noch nie bei einem Mann gekreuzt haben.«
    Obwohl sie es selbst zur Sprache gebracht hatte, interessierte Adrias Wölfin etwas lang Zurückliegendes nicht im Mindesten. Auch dem menschlichen Teil von ihr war klar, dass die alte Beziehung zwischen Riaz und Indigo nichts mit der jetzigen Situation zu tun hatte – es war so viel Zeit seither vergangen, und beide hatten offensichtlich kein Interesse mehr aneinander. Es wäre nur einfacher gewesen, den eigenen inneren Tumult nicht wahrzunehmen, wenn es eine Rolle gespielt hätte.
    »Ich weiß nicht mehr, was ich tue, Indigo.« Kein Mann hatte je Ähnliches in ihr ausgelöst wie Riaz heute. »Ich hätte mich fast auf ihn gestürzt.« Ihm die Kleider vom Leib gerissen, ihm zu Boden geworfen und ihre Lippen auf jede Stelle der bronzefarbenen Haut gedrückt. »Ich habe ihn blutig gekratzt.« Der Geruch nach Eisen war süß und stark gewesen … ungemein erregend.
    Indigo lachte voller Zuneigung. »Ist doch normal für eine Wölfin, die so verhungert war wie du!« Sie wackelte spielerisch mit den Augenbrauen. »Wie lange schon?«
    »Ein Jahr«, sagte Adria und bekam exakt den Moment mit, als Indigo begriff, was das bedeutete, denn ihre Nichte hielt den Atem an.
    »Dann wart ihr bei dem Abendessen, an dem ihr Drew kennenlernen solltet, schon …«
    »Ich hatte schon Monate zuvor Schluss gemacht.« Sie strich entschuldigend über Indigos Schulter, als sie den verletzten Ausdruck im Gesicht der anderen wahrnahm. »Ich war damals noch nicht bereit, mit jemandem darüber zu reden – musste mir erst selbst über alles klar werden.« Als Indigo ihre Hand drückte, sprach sie weiter. »Ich bin nicht stolz darauf, dass ich seine Versuche, mich zurückzugewinnen, an diesem Abend ausgenutzt habe, um ihn zu bitten, mich zu begleiten.«
    Martin hatte nicht lange gebraucht, um herauszufinden, dass die Einladung sich weder auf ihr Bett noch auf ihr Leben bezogen hatte, und er war stinksauer gewesen, als sie vor dem Haus von Indigos Eltern angekommen waren. Sie hatte sich schuldig gefühlt, weil sie einen Mann in die Irre geführt hatte, der einmal der Mann an ihrer Seite gewesen war, und versucht, ihm die Hand zur einer Freundschaft zu reichen, um ihn milde zu stimmen.
    Seine Antwort hatte sie einen schmerzhaften Augenblick lang zu den Trümmern ihrer Beziehung geführt und dann ihren Widerstand verstärkt. »Ich habe gedacht, dass du einen kapitalen Fehler begehst.« Sie war innerlich erstarrt, als sie begriffen hatte, dass sich Indigo mit

Weitere Kostenlose Bücher