Einsame Spur (German Edition)
orangeroten Strahlen der untergehenden Sonne auf. »Ich esse mit Walker und den Kindern. Vielleicht morgen.«
»Klar.« Riaz blieb zurück, als sein Offizierskamerad mit der Gruppe Soldaten in der Höhle verschwand. Dann würde er eben allein trainieren. Doch in dem Moment drang eine unerwartete Witterung in seine Nase.
Zerstoßene Beeren … und unerwartete Wärme.
Er presste die Zähne fest aufeinander, als Adria unter den Bäumen auftauchte, sein Wolf knurrte, aber sein Schwanz wurde steif. Das kam so schnell und entzog sich jeder bewussten Kontrolle, dass Zorn in ihm aufstieg.
Adria sagte nichts, sondern zog nur Schuhe und Strümpfe aus.
»Du bist nicht passend angezogen.« Es war beinahe ein Knurren.
Sie zuckte leicht mit den Achseln, man sah ihre Muskeln. »Die Jeans sind abgetragen.«
Sein Wolf nahm die unausgesprochene Herausforderung wahr und zeigte die Zähne. »Dann mal los«, sagte er und rannte den glatten Holzstamm hoch, der schon mehr als einen Wolf zu Fall gebracht hatte. Adria meisterte ihn mit fast katzenhafter Eleganz.
Statt einer Wand gab es nun am Ende eine Spezialanfertigung aus Seilen, die man nur mit äußerst kontrolliert eingesetzten Kräften überwinden konnte. Personen mit weniger Gewicht waren im Vorteil, und Adria stand als Erste an der Leiter aus Ringen, für die man ordentlich Muskeln in Oberkörper und Armen brauchte. Er war weit stärker als sie, und so waren sie am Ende wieder gleich.
Er ließ sich auf festen Grund fallen und schob sich durch den dunklen, engen Tunnel, der keine Angriffsfläche für Krallen und Fingernägel bot und dessen Wände so glitschig waren, dass sie jede Vorwärtsbewegung hemmten. Riaz hatte dieses Hindernis selbst entworfen, fluchte aber, als er endlich herauskam – neben einer Adria, der schwarze Strähnen an Schläfen und Wangen klebten. Dann wischten sie sich die glitschige Masse von den Fingern und krochen durch den Stangendschungel.
Er konzentrierte sich darauf, einen Weg durch das Gewirr zu finden, und blendete die Anwesenheit der Frau aus, deren Lust er noch immer an den Fingern spürte. Natürlich würde er eines Tages eine Geliebte haben. Lisette – allein ihr Name machte ihn vor Schmerz fast blind – war glücklich verheiratet und würde ihm nie gehören. Dieser Wahrheit konnte er sich nicht verschließen, er würde sie akzeptieren müssen, bevor ihn der Schmerz zerstörte.
Doch noch war er nicht dazu bereit.
Und selbst wenn, die Frau, mit der er das Zölibat beenden wollte, war in seiner Vorstellung stets warmherzig und ihm zugewandt gewesen, sie hatte verstanden, welche Wunde in seinem Herzen schwärte.
Und nicht eine beinahe Fremde, an der er sich blutig schnitt wie an einem scharfen Rasiermesser.
Mit schmerzenden Armen sprang er nach dem Stangendschungel wieder auf die Füße und sah zurück zu Adria, die an einem Abschnitt baumelte, der nach dem eingebauten Zufallsprinzip eingebrochen war, was auf der Hälfte des Weges fast auch dazu geführt hätte, dass er auf seinem Hintern gelandet wäre. Sie konnte ihn nicht mehr einholen, zog sich aber mit zusammengebissenen Zähnen an den Stangen hoch.
Trotz allem beeindruckt, wollte er sie nicht dadurch beschämen, dass er auf dem Rest des Parcours nicht alles gab. Seine bloßen Füße schlugen hart auf der festen Erde auf. Sein Atem beruhigte sich gerade, als Adria die Ziellinie überquerte und auf die Knie sank. »Sienna hatte recht«, japste sie, und der Zopf fiel ihr auf die Brust. »Du bist wirklich ein Sadist.«
»Auf einem leichten Parcours lernt man nichts.« Er ließ ihr Zeit, sich zu regenerieren, und holte aus einem Kühlschrank am Eingang zur Höhle zwei Flaschen Wasser.
Sie hatte ihr Stretching beendet und griff nach einer Flasche. »Vielen Dank.«
Man hörte nur Schlucken.
Dann drehte Adria den Verschluss zu, strich sich ein paar feuchte Haarsträhnen hinter die Ohren und sagte. »Was zwischen uns geschehen ist –«
»Ist vorbei.« Die Erinnerung an seinen Verrat ließ bittere Galle in ihm aufsteigen – trotz des heftigen Pulsierens in seinem Unterleib war er noch nicht bereit, das Unausweichliche zu akzeptieren und die Frau zu vergessen, die ihm hätte gehören sollen. »Tote soll man ruhen lassen.«
Die makellose, leicht gebräunte Haut über Adrias Wangenknochen war angespannt. »Nichts verschwindet dadurch, dass du den Kopf in den Sand steckst.« Ihrem Ton entnahm er, dass ihr das deutliche Zeichen seiner Erregung nicht entgangen war.
Nur mit Mühe hielt er
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