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Einsamen

Einsamen

Titel: Einsamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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um wen es sich handeln mochte. Er hatte ihn in der Kirche mit Handschlag begrüßt, aber sein leise gemurmelter Name war nicht zu verstehen gewesen.
    Die Zeremonie war barmherzig kurz. Der Pfarrer, der Silvergren hieß und hinkte, stellte fest, dass die beiden, die ihr Leben zusammen gelebt hatten, jetzt wieder vereint waren. Der Tod hatte nur vermocht, sie für wenige Wochen zu trennen. Was außerdem schon in der Kirche gesagt worden war. In Ewigkeit, Amen.
    Das war im Großen und Ganzen alles. Barbarotti wusste, dass der Pfarrer wusste, dass Rickard Berglund sich selbst in den Kopf geschossen hatte, und über einen abtrünnig gewordenen Selbstmordpfarrer konnten natürlich nicht viele Worte gemacht werden. Vielleicht hatte das Domkapitel Order gegeben, sich kurz zu fassen.
    Linderholm und Silvergren nickten den Übrigen zu und verließen das Grab. Die Frauen aus dem Gemeindebüro folgten ihnen; Barbarotti, Backman und der Krumme blieben zurück. Letzterer mit ein wenig Abstand und irgendwie unentschlossen, wie es schien.
    »Es sind zwei Mörder, die hier ruhen«, sagte Eva Backman und erschauerte. »So ist es.«
    »So ist es«, bestätigte Barbarotti. »Auch wenn sein Einsatz diskutiert werden kann. Er hat sein Opfer nie berührt.«
    »Das ist doch egal«, widersprach Backman. »Ich glaube, es könnte anfangen zu schneien.«
    »Nicht ausgeschlossen«, sagte Barbarotti. »Woran denkst du?«
    »An all die Toten. Aber in erster Linie denke ich an Germund Grooth.«
    »In erster Linie?«, wunderte Barbarotti sich.
    »In erster Linie an diese Aufzeichnungen, die Ribbing in seinen Unterlagen gefunden hat. Das über seine Eltern.«
    »Es fällt mir auch schwer, das beiseitezuschieben«, sagte Barbarotti. »Dass es damals schon angefangen hat.«
    »Er behauptet, sie getötet zu haben«, sagte Backman. »Glaubst du das?«
    Barbarotti dachte einen Moment lang nach.
    »Ich weiß es nicht. Wie sollte das denn abgelaufen sein? Er erklärt nichts.«
    »Vielleicht lügt er einfach?«
    »Warum sollte er lügen?«
    »Keine Ahnung. Und es stimmt mit dem überein, was Marianne berichtet hat. Nein, dahinter verbirgt sich eine Wahrheit. Aber ich frage mich, wie er es angestellt hat. Sie sind ja in einem Fluss ertrunken. Eingesperrt in ihrem Auto.«
    »Auf jeden Fall war es nicht einfach, allein zurückzubleiben«, sagte Barbarotti. »Zehn Jahre alt. Und wenn er dann noch die Finger mit im Spiel hatte, dann wird das Ganze noch schlimmer. Vielleicht ist es gar kein Wunder, dass er so geworden ist, wie er war.«
    »Absolut kein Wunder«, stimmte Backman zu.
    Sie schob die Hände in die Manteltaschen und zog die Schultern gegen die Kälte hoch. »Von diesem Uppsalasextett«, sagte sie, da ist nicht mehr viel von übrig.«
    »Nur das Ehepaar Winckler«, stellte Barbarotti fest. »Und die sind nicht zur Beerdigung gekommen. Weder zu ihrer noch zu seiner. Aber vielleicht war das auch gar nicht zu erwarten?«
    »Wollen wir gehen?«, schlug Eva Backman vor. »Wir müssen jetzt einen Strich unter die Sache ziehen.«
    »Das müssen wir wohl«, nickte Gunnar Barbarotti, doch bevor sie losgehen konnten, war der bucklige Mann bereits bei ihnen. Er räusperte sich nervös und lüftete seinen schwarzen Hut.
    »Entschuldigen Sie bitte. Dürfte ich mit Ihnen ein paar Worte wechseln?«
    Barbarotti schaute Backman an und nickte.
    »Mein Name ist Helge Markström. Ich war früher mit Rickard befreundet. Wir haben uns beim Militär kennengelernt. Ja, Anna habe ich auch gekannt …«
    »Das ist eine traurige Geschichte«, sagte Barbarotti. »Jetzt sind beide tot.«
    »Ich habe gehört, dass er sich erschossen hat«, sagte Helge Markström. »War der Grund, dass …?«
    Barbarotti warf Eva Backman einen Blick zu und beschloss, nicht zu antworten.
    »Es ist ja so lange her, dass ich einen von ihnen getroffen habe. Er konnte einfach nicht ohne sie leben, das war es doch, oder?«
    »Ich weiß nicht, ob …«, setzte Barbarotti an.
    »Ja«, fiel ihm Backman ins Wort. »Genauso war es.«
    Helge Markström nickte. »Mir war klar, dass sie einander tief und innig liebten. Rickard und ich haben uns im Laufe der Jahre immer mal wieder Briefe geschrieben. Nicht viele, aber den einen oder anderen. Ich war sogar dabei, als die beiden sich zum ersten Mal getroffen haben …«
    Ein Lächeln zog wie eine Schwalbe über sein Gesicht und verschwand wieder.
    »Sie lief bei einer Demonstration mit. Das war 1970. Sie verdrehte sich den Fuß und fiel aus dem Zug … direkt Rickard

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