Einsamen
Barbarotti.
Rickard Berglund sah ihn nicht an. Er saß da und betrachtete stattdessen seine gefalteten Hände. Einige stille Sekunden zogen vorbei auf dem Weg in die Ewigkeit, und Barbarotti dachte, dass es diese wortlosen Momente in einem Gespräch sind, die am interessantesten sind. Die Pausen, in denen die Gedanken eine Richtung suchen, eine Entscheidung treffen. Oder worum es auch immer geht, er spürte zu seiner Verwunderung, dass er Herzklopfen hatte.
»Dieser Abend«, sagte Berglund schließlich. »Es stimmt, was Sie sagen. Ich erinnere mich an ihn, und ich erinnere, dass es ein glücklicher Tag war. Dass ich glücklich war, vielleicht sollte ich es so ausdrücken, ich spürte auf irgendeine Weise die Nähe Gottes. Und ich weiß nicht, ob alles anders gekommen wäre, wenn wir dieses Treffen nicht organisiert hätten … ja, das wäre es natürlich.«
Barbarotti saß weiter schweigend da. Es waren Berglunds Gedanken, die eine Richtung suchten, nicht seine eigenen. Eine falsche Frage in dieser Situation würde wahrscheinlich alles zunichtemachen. Nicht, dass er genauer hätte sagen können, in welchen Raum die aktuelle Tür führte, aber irgend-
etwas passierte, das war klar. Er konnte dieses vertraute
Vibrieren in den Schläfen ganz deutlich spüren.
»Tatsache ist«, fuhr Berglund fort und öffnete die Hände, »Tatsache ist, dass jetzt alles geregelt ist. Die Unruhe der Erde weicht, um mit Wallin zu sprechen. Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen. Was ich eigentlich bedaure, denn ich habe unsere kleinen Gespräche geschätzt.«
»Ich auch«, sagte Barbarotti. »Aber ich bin mir nicht sicher, dass Sie die richtige Entscheidung getroffen haben.«
»Entscheidung?«, fragte Berglund.
»Ja, ich habe das starke Gefühl, dass Sie mit so einigem hinter dem Berg halten. Das ist mir eben gekommen, als Sie dasaßen und auf Ihre Hände geschaut haben. Ich glaube, Sie haben gebetet.«
Rickard Berglund betrachtete ihn verwundert. »Nein, ich habe nicht gebetet«, sagte er. »Aber es stimmt, ich habe in den letzten Tagen viel mit Gott gesprochen. Das heißt, seit sie gegangen ist, diese Woche. Sie selbst haben doch auch einen Glauben, so war es doch, nicht wahr? Oder haben Sie das nur gesagt, weil Sie meinten, es sei nützlich bei einer Person aus dem geistlichen Stand?«
»Nein«, erklärte Barbarotti und schüttelte den Kopf. »Das war keine taktische Äußerung, unterschätzen Sie mich da nicht.«
»Entschuldigen Sie«, sagte Berglund.
»Aber sprechen nur Sie zu Gott, oder lassen Sie ihn auch ab und zu zu Wort kommen?«
Rickard Berglund lachte laut auf. »Gute Frage«, stellte er fest. »Und ungewöhnliche Worte für einen Repräsentanten der Obrigkeit, wie ich annehme. Aber so wollen Sie sich vielleicht gar nicht selbst sehen?«
»Man sitzt oft zwischen mehreren Stühlen«, sagte Barba-
rotti. »Also?«
»Was – also?«
»Worauf ist Ihr Gespräch mit Gott hinausgelaufen? Wenn er auch zu Wort gekommen sein sollte, meine ich.«
Berglund antwortete nicht.
»Ich gehe davon aus, dass jemand, der so lange wie Sie Pfarrer gewesen ist, die Stimmen unterscheiden kann«, versuchte Barbarotti es weiter. »Welche Ihre eigene ist und welche die des Herrn. Und ich kann mir kaum vorstellen, dass er Sie aufgefordert hat zu schweigen?«
Doch genau das tat Rickard Berglund. Er schwieg. Noch eine stattliche Anzahl stiller Sekunden passierten Revue, ihre Blicke begegneten sich kurz über dem Tisch, und schließlich fasste Barbarotti einen Entschluss. Die Zeit für Zögerlichkeiten und Geduldspiele schien ihm abgelaufen zu sein. Er war schon immer ein Freund der Langsamkeit gewesen, aber es gab trotz allem eine Grenze.
»Ich sehe zwei Alternativen«, sagte er. »Entweder Sie erzählen mir hier und jetzt alles. Unter würdigen Umständen. Oder aber die Umstände werden alles andere als würdig. Ich bin dann gezwungen, Sie mit ins Präsidium zu schleppen und in einen Vernehmungsraum zu setzen. Es tut mir leid, aber ich sehe einfach keine andere Lösung. Es gibt keinen dritten
Weg.«
Jetzt habe ich alles kaputt gemacht, dachte er. Nur gut, dass ich das nicht aufgenommen habe, so muss sich das außer mir keiner anhören, wie ich hier herumtrample.
Berglund räusperte sich. Barbarotti fing seinen Blick auf, und Berglund hielt ihm stand. Seinen Augen war nichts abzulesen, nichts außer einer großen Ruhe.
»Ich hoffe, Sie entscheiden sich für die erste Alternative«, fügte Barbarotti hinzu. »Hier und jetzt.«
Berglund hob
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