Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
hätte er vermutlich einen gellenden Schrei ausgestoßen, denn die beiden Wesen, die sich ihm näherten, konnten nur einem Albtraum entsprungen sein.
Die Medo-Roboter zogen die viertausend Jahre alte Leiche behutsam herab, umfassten sie mit ihren metallenen Greifwerkzeugen und schoben sie durch eine eben entstandene Öffnung in die mit Sauerstoff angereicherte Vakuum-Kammer.
Die bio-medizinische Hauptabteilung war bereit, den längst verstorbenen Körper eines achtundzwanzigjährigen Mannes wieder zum Leben zu erwecken. Schweigend wurde der tote Astronaut von den vielfältigen Maschinen erwartet.
6
»Phase zwei!«, sagte eine metallische Stimme in die majestätische Stille hinein. Der Saal war in rotes Licht getaucht, die sechs anwesenden Medo-Roboter unterhielten sich in der Sprache des Angehörigen des Fünften Kosmischen Reiches, die sie seinen toten Gehirnzellen entnommen hatten.
Das Erwachen war immer mit einem Schock verbunden, ein Individuum sollte deshalb als ersten Eindruck eine vertraute Sprache hören, denn es konnte nach der Erweckung noch nichts sehen. Der Gesichtssinn wurde aus nahe liegenden Gründen immer zuletzt aktiviert.
Rex Harder schwebte in einem Meter Höhe über dem spiegelblanken Boden. Sein Körper war entkleidet, er ruhte auf einem Antigrav-Polster.
Das Programmband der Erweckungsphase glitt langsam durch die Laufschienen der Steuer-Positronik. Die Abtastköpfe übermittelten die vorprogrammierten Impulse telepathisch an die Gehirne der Medo-Roboter. Ein Zeit-Relais regelte die Raumtemperatur, die augenblicklich bei vierzig Grad unter Null lag. In jeder Stunde erwärmte das Z-Relais den Raum um zwei weitere Temperaturgrade. Bei Plus-Minus-Null musste der Zustand 32 Stunden lang konstant gehalten werden.
»Kristalle in den Vakuolen«, stellte die Stimme fest. »Funktionserinnerungen sind abgetastet worden. Teilweise Erneuerung ist erforderlich. Hohlräume der Zellen werden durch W-Elektroden kristallfrei gehalten.«
Von der hohen Decke senkte sich eine Apparatur herunter, die fast nur aus Nadeln bestand. Der nach menschlichem Zellmuster konstruierte Block ruckte nach unten. Millionen feiner Nadeln bohrten sich scheinbar in den Körper des toten Astronauten. Aber der Eindruck täuschte. Millimeterdicht davor hielten sie an. Ein Ultraschall-Generator jaulte kurz auf. In die Vakuolen, die Hohlräume der Zellen, wurde ein Gasgemisch gepumpt. Rex Harder würde, wenn er jemals erwachte, eine Belastung von 25 Gravos ohne jede Mühe ertragen können.
Die Struktur der Knochen wurde abgetastet und mit der Programmband-Schablone verglichen. Sie stimmte bis in die letzten Details.
»Telplast-Einspritzung. Widerstandsfähigkeit bei sechzig Einheiten prüfen! Unbeeinflussbarkeits-Zone im Rückenmark errichten, Verstärkung des Protoplasmas.«
Zwei der Medo-Robots stürzten sich in emsige Aktivität. Das Rotlicht wechselte in dumpf leuchtendes Blau.
Harders brettsteifer Körper schwebte ein paar Meter weiter. Neue, unbekannte Apparaturen senkten sich herab.
Die Erweckungsphase wurde in keiner Weise vernachlässigt, nur in der Behandlungsmethodik hatte man eine andere Richtung eingeschlagen. Sein Körper musste allen an ihn in nächster Zukunft herantretenden Anforderungen gerecht werden.
»Phase drei!«, ertönte es nach einer Weile.
Die Medo-Roboter verharrten bewegungslos. Das Schaltband klickte leise. Es war erst zu einem winzigen Stück durch die Abtastköpfe der Steuer-Positronik gelaufen. Die Zellen waren jetzt stahlhart geworden, sie würden Belastungen aushalten, die jedes normale Individuum erdrückten.
Zwei Stunden lang veränderte sich der Körper des Astronauten. Äußerlich war ihm nichts anzumerken, aber das Innere hatte sich gewandelt, obwohl die eigentliche Natur der Riesenzelle nicht sonderlich beeinflusst wurde. Die Natur des Zell eiweißes war erhalten geblieben, lediglich in der Carboxyanordnung waren einige Veränderungen eingetreten. Auf die schlummernden Erinnerungszentren hatte das jedoch nicht den geringsten Einfluss.
»Allesatmung !«, erklang der neue Befehl.
Ein unvorstellbar komplizierter Vorgang lief an. Das Phasen-Vorschaltband blieb elf Stunden lang stehen, die Abtastköpfe schlugen in die Endstellung und warteten , bis die telepathischen Sinneseindrücke der Medo-Roboter die Vollendung meldeten.
Rex Harder – noch immer tot und fern jeder Erinnerung – würde in der Lage sein, selbst in einer Chlor-Wasserstoff-Atmosphäre zu überleben,
Weitere Kostenlose Bücher