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Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wegener
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sein Metabolismus war immun gegen jede Giftgas-Welt.
    Dafür besaß er nun ans telle der Lungenflügel eine selbsttätig umschaltbare Atmungs-Positronik, die automatisch alle atmosphärischen Bedingungen ausglich und sich sofort auf das jeweilige Medium umstellte.
    Nach elf Stunden gab der Medo-Roboter den Impuls an die Positronik ab.
    »Atmungs-Phase beendet. Der Angehörige kann sich jeder Umweltbedingung anpassen.«
    Für Phase fünf, die nach einer kurzen Vorbereitungspause anlief, ertönte der Befehl: »Stimulans!«
    Die Raumtemperatur betrug zurz eit minus elf Grad Celsius. Der Körper des Astronauten schien entspannt, weicher geworden zu sein und hatte sich leicht verfärbt. Eben hatten die Medo-Roboter das Herzkammer-System mit einem intotronischen Impulsgeber versehen, der nur drei Millimeter groß war. Er diente gleichzeitig als Zellverbands-Stimulans, der durch kurze Impulsgebung ein Zellenreiz-System aufbaute und dem natürlichen Alterungsprozess entgegenwirkte.
    Die Zellen würden also erst nach Ablauf des Energieverbrauchs auf natürliche Weise altern. Die Kapazitätsgrenze des Reiz-Aktivators auf intotronischer Basis betrug annähernd hunderttausend Jahre. Dann erst würden sich die Energien langsam erschöpfen.
    Das bedeutete Unsterblichkeit im relativen Sinn, denn eine Aufladung konnte zu allen Zeiten durch die Medo-Roboter wieder vorgenommen werden.
    Sechs Grad unter Null.
    Probeweise hatte man Chlorgas in die ehemalige Vakuumkammer gepumpt. Der Sättigungsgrad war längst überschritten. Ein normaler Mensch wäre qualvoll gestorben. Es hatte jedoch keine Veränderung im derzeitigen Zustand des Astronauten hervorgerufen.
    Die Stimulans bestand vorerst aus einem kurzen gesteuerten Impuls , der in das intotronische Mikrogebilde fuhr. Die natürliche Farbe kehrte in das Gesicht des Raumfahrers zurück. Ein kaum merkbares Zucken des linken Augenlids erfolgte.
    Nebenan begann die Pumpe zu summen, eine andere schickte eine ozonhaltige Luft wie nach einem Gewitter in die Kammer, während gleichzeitig das Chlorgas-Gemisch abgesaugt wurde.
    Zwei schnelle Schläge – das Herz begann zu arbeiten. Aber der unterkühlte Körper streikte sofort wieder. Die über Lautsprecher verstärkten Herztöne erstarben flatternd, zuckten noch einmal auf und blieben dann endgültig aus.
    Das Programmband fädelte sich weiter an den Abtastköpfen durch die Laufschiene. Es gab keinen Grund zur Besorgnis. Der intotronische Impuls hatte seinen stimulierenden Zweck vorläufig erfüllt.
    Das Herz hatte geschlagen!
    Die komplizierte Behandlung ging unermüdlich weiter. Jetzt erfüllte kalkiges Licht die Erweckungs-Kammer. Harders Bartstoppeln in dem rosig angehauchten Gesicht hoben sich scharf von der Haut ab. Wieder zuckte das Augenlid , und für den Bruchteil einer Sekunde hob sich die braungebrannte Brust.
    Schweigen. Grabesstille. Die achte Phase, die endgültige Erweckung eines klinisch und biologisch Toten trat in ihr letztes Stadium.
    Schillernde Flüssigkeiten wurden in den gestreckten Körper gepumpt, ein Gerät begann mit systematischer Massage. Schwerelos hing der Körper unter den Strahlen einer seltsam konstruierten Lampe. Farben schienen zu explodieren. Gelb, grün, blutrot, blau und golden, schossen sie in die Augen des toten Mannes, dessen Finger krampfhaft zuckten.
    Vor viertausend Jahren hatten sie sich auf die Zündknöpfe des Sprengsatzes gesenkt , um ein Leben auszulöschen, das man jetzt dem Abgrund des Todes wieder entriss. Was mochte in den viertausend Jahren alles geschehen sein?
    Das Herz, Hauptorgan eines jeden Körpers, begann auf die hämmernden Impulse zu reagieren.
    Die Lautsprecher summten, dann pochten sie und schließlich erfüllte das dumpfe Dröhnen machtvoll den ganzen Raum.
    Bum, bum! Dumpf, stetig, grollend wie ein Ungeheuer, immer schneller: ein Stakkato wilden Lebens. Ein unendlich tiefer Atemzug hob die Brust, Augen, in denen nacktes Entsetzen stand, öffneten sich einen Spalt, schlossen sich jedoch sofort wieder.
    Die Medo-Roboter packten ihre Instrumente zusammen.
    Phase acht mit allen komplizierten Schaltvorgängen war beendet. Ein Toter würde wieder leben.
    Was jetzt kam, musste der Körper selbst schaffen – und der Geist, der ihn regierte.

 
    7
     
     
     
    Sein Erwachen war ein schmerzhaftes Erlebnis, es war eine Reise ins Licht mit endlosen Zwischenstationen, in denen er erwachte, unwissend um sich sah und wieder von der Woge tiefer Bewusstlosigkeit überrollt wurde. Und der

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