Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
Gockels.
» Jetzt können Sie etwas erleben«, flüsterte Xyx. »Er ist der Bevollmächtigte einer Sonne, um die ein uralter Planet kreist.«
» Bin ich nicht ein prächtiger Bursche?«, hauchte der Gockel verzückt und ließ sein Gefieder wieder in anderer Farbe aufleuchten.
» Wirklich prächtig«, sagte Harder grinsend. Das kleine, nur einen halben Meter große Geschöpf hüpfte über den Boden und stieß spitze Schreie aus.
» Ich bin der Schönste hier«, gackerte er weiter. »Niemand hat ein so farbenprächtiges Gefieder aufzuweisen wie ich. Oder kennen Sie jemanden?«, vergewisserte sich das Etwas misstrauisch.
» Bestimmt nicht«, versicherte Harder. »Ich jedenfalls nicht.«
» Wir sind die schönste Rasse im Universum und außerdem die intelligenteste.«
»Das weiß ich. Sie behaupten das ja. Und ich zweifle nicht daran, dass Sie die Wahrheit sagen.« Harder stimmte in die belustigte Stimmung ein. Dann bückte er sich vertraulich hinab.
»Sagen Sie ehrlich: W ie viele Eier legen Ihre Hennen pro Woche?«
Der Kleine geriet über die Frage völlig aus dem Konzept. Sein Gefieder schimmerte plötzlich nicht mehr. Es war grau und glanzlos.
»Welche Hennen meinen Sie ?«, flüsterte er tonlos. »Oder ist das mit einem abstrakten Witz identisch?«
» Kein abstrakter Witz«, verneinte Harder. »Aber den Sinn könnte nur ein Terraner begreifen.«
» Ach!«, empörte sich der Kleine. »Man muss wohl Terraner sein, um Intelligenz zu besitzen?«
» Nur in diesem Fall. Aber es würde zu weit führen, wollte ich Ihnen das alles erklären. Bei uns gibt es – hm – gewisse Vögel, die Eier legen.«
» Eier legen! Das ist eine biologische Herausforderung«, meinte der Kleine. »Sie wollen mich sicher lächerlich machen. Und ich kann Ihnen auch den Grund sagen. Über Ihre Knochenstruktur spannt sich lediglich eine bleiche Haut, und in Ihrem Gesicht wachsen schwarze Haare. Das ist der Neid gegenüber meinem schönen Gefieder. Sie haben nichts
derartiges aufzuweisen , und so versuchen Sie Ihre Schwäche ganz einfach zu verdecken, indem Sie über mich spotten. Ich warne Sie: Ich bin so schön, dass mir die anderen alle nachstarren. Sie alle sind auf meiner Seite.«
Harder winkte lächelnd ab. »Schon gut. Ich glaube es auch so. Auf Ihrem Planeten muss das eitle Stutzertum so stark vertreten sein wie nirgendwo anders in der Galaxis.«
Er ließ den verblüfften Angehörigen stehen und ging weiter.
Das Wesen sah ihnen wütend nach. Sein Kamm hatte sich steil aufgerichtet und leuchtete karmesinrot. Dann hüpfte es aufgeregt kreischend davon.
» Ich hatte Sie ja gewarnt«, meinte Xyx. »Diese kleinen Biester legen sich mit jedem an, der nicht von selbst ihre Schönheit lobt. Sie sind so ziemlich die streitsüchtigsten Individuen, die es unter den Angehörigen gibt.«
» Dabei sieht er einem Riesenhahn verblüffend ähnlich. Das ist eine Tierrasse auf dem dritten Planeten.«
»Wenn er das wüsste …« Xyx stieß wieder diese glucksenden Laute aus.
» Sie gehen also mit zum Pluto oder Ultas, wie Sie ihn nennen?«, wechselte Harder das
Thema.
»Wenn Sie mich mitnehmen. Ich bin ohnehin eine Zeitlang abkömmlich.«
» Gut. Hoffentlich gelingt es uns, den anderen Mann zu finden. Aber Pluto ist relativ klein. Möglich, dass unsere Aussichten günstig stehen.«
»Stellen Sie sich das nicht zu einfach vor. Ammonia kplaneten sind in der Regel grässlich. Sie dulden keine Besucher.«
»Wir werden es schon schaffen«, meinte Rex zuversichtlich.
Sie erreichten durch einen Nebengang den Raum, der zum Transmissionsfeld führte. Schneller als erwartet sah Harder wieder das Zucken und Leuchten des Transpon-Strahls vor sich, der sie zurückbringen würde. Er sah sich noch einmal um.
» Es ist fantastisch hier. Wenn ich meine Aufgabe auf Pluto gelöst habe, werde ich zurückkehren und mir das Zentrum genau ansehen. Jetzt habe ich nicht die innere Ruhe dazu. Können Sie das verstehen?«
»Zeit ist ein unwesentlicher Faktor für uns. Sie sind noch jung und temperamentvoll, Harder. Wenn Sie die ersten fünfzigtausend Standard-Jahre hinter sich haben, werden Sie das Gefühl der Eile und der Hast nicht mehr kennen. Sie sehen dringende Probleme dann mit ganz anderen Augen an.«
»Fünfzigtausend Jahre«, murmelte Harder. »Ich kann mir nicht vorstellen …« Er brach ab und starrte auf das Feld. Es leuchtete jetzt stärker als zuvor.
Wie viele Sonnen mochten schon erloschen und ausgebrannt sein, um den superlativen
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