Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
und der schmallippige Mund verriet neben dem ausgeprägten Kinn, Energie und Stärke.
Harder wunderte sich nur über die Größe des Fremden. Er maß nach seiner flüchtigen Schätzung fast drei Meter. Die Augenstellung verriet Harder allerdings deutlich, dass der Fremde kein Homo sapiens im herkömmlichen Sinne war. Er hatte senkrechte Augenschlitze, und seine Haut wirkte, als habe man sie mit Platin überzogen.
Der Fremde ruhte in natürlicher Haltung auf einem Antigrav-Polster. Jahrtausende lang musste die unbekannte Energiequelle ihn schon so halten, drei, vier Zentimeter über dem Boden schwebend, und scheinbar tief schlafend.
Harder streckte vorsichtig einen Arm aus. Sein Finger tastete an der energetischen Barriere entlang, aber er fühlte nur ein leichtes Kribbeln, das sich durch alle Körperfasern fortpflanzte.
»Berühren Sie die Schutzglocke nicht !«, warnte eine telepathische Stimme eindringlich.
Rex Harder sah sich verwundert um, aber er sah nicht den Urheber dieser Warnung. Die Stimme war plötzlich aus dem Nichts gekommen und ebenso plötzlich wieder verstummt.
Lange Zeit stand er vor dem Vertreter einer unbekannten Rasse. Über seinem Kopf schimmerte eine farbige Tafel, in der flammende Symbole eingestanzt waren.
Er wandte sich an Xyx, der ergriffen dastand und das Bild des ewigen Schläfers in sich aufnahm.
»Hat man schon versucht, diese Zeichen und Symbole zu entziffern?«
»Man hat es versucht. Doch hinter die Bedeutung der Zeichen ist noch niemand gekommen. Die Theorie, einen der letzten Erbauer dort zu sehen, hat sich in den Jahrtausenden immer mehr verdichtet. Bisher weiß auch n och niemand, ob der Fremde lebt oder schon immer tot ist.«
»Dagegen spricht sein gesundes Aussehen. Vermutlich schläft er.«
»Seit Jahrtausenden?«, meinte Xyx ungläubig. »Sein Aussehen hat mit der gesunden Farbe nichts zu tun. Vergessen Sie nicht, dass er unter einer Druckglocke ruht. Der Luftvorrat müsste sich längst erschöpft haben, und im Innern des energetischen Feldes kann nach logischen Gesichtspunkten nur ein absolutes Vakuum herrschen.«
» Dann hätte das Vakuum ihn praktisch konserviert. Aber ich kann mir das kaum vorstellen.«
»Alle Anzeichen sprechen jedoch dafür. Man hat vor viertausend Jahren einmal versucht, die Medo-Roboter zu aktivieren, die erstaunliche Fähigkeiten auf dem biologischen Sektor besitzen. Die Roboter waren jedoch zum ersten Mal völlig ratlos. Sie sahen sich vo r ein Problem gestellt, das sie nicht zu lösen vermochten.«
»Ich kenne sie«, warf Harder ein. »Klinisch und biologisch Tote vermögen sie in jedem Fall zu erwecken, selbst die Zeit oder ihr Zustand sind dabei unmaßgeblich. Ich bin auch erweckt worden …«
»Sie sind …«
Zum ersten Mal erlebte Harder, dass sein Begleiter keine Worte fand. Er erzählte ihm in kurzen Worten die Geschichte seines Abenteuers.
»Seltsam. Weshalb gelingt es den Medo-Robotern dann nicht, den Fremden zum Leben zu erwecken? Wir haben schon seit Jahrtausenden darauf gehofft, aber jedes Mal wurden die Versuche wieder eingestellt. Einige von uns, die sich schon seit Langem mit dem Problem beschäftigt haben, sind Ihrer Ansicht. Sie glauben, dass er schläft und erst zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt wieder erwachen wird.«
»Er hätte bestimmt eine Menge zu erzählen«, sann Harder. »Mich selbst würde seine Geschichte brennend interessieren . Wenn sich die Theorie seines Todes allerdings bewahrheiten sollte, wäre es sehr schade um das Geschöpf.«
»Es ähnelt einem Terraner«, meinte Xyx. »Nur in Größe und einigen kleinen Einzelheiten weicht er von ihm ab. Haben Sie noch nicht gewusst, dass Sie hier mit ganz besonderer Aufmerksamkeit behandelt werden? Jeder heißt Sie willkommen und begrüßt Sie in respektvoller Weise.«
»Ich dachte, das wäre hier üblich.«
»Einesteils schon. Andererseits galt der respektvolle Gruß zumeist Ihnen persönlich. Ich habe noch kein Wesen getroffen, das man mit solcher Ehrerbietung gegrüßt hat wie Sie.«
»Ich verstehe das nicht.«
»Die Ähnlichkeit wird dazu beitragen. Schätzen Sie sich glücklich, dass Sie ein Terraner sind.«
»Danke«, sagte Harder einfach.
Die ganze Zeit über hatte er den Fremden scharf beobachtet und ihn trotz des Gesprächs keine Sekunde aus den Augen gelassen. Insgeheim hatte er gehofft, ein Lebenszeichen zu erhalten, aber er sah sich in seiner Annahme getäuscht.
Der Fremde hatte sich um keinen Millimeter bewegt, ebenso wenig hatte
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