Einst und heute (German Edition)
mich – es war deine Hauptbedingung!“
„Richtig!“ Ich nickte bewusst hochmütig. „So lange ich
meinen Spaß daran habe, mache ich alles mit!“
„Nun, meine Liebe – ich werde dich später beim Wort nehmen!“
versprach er in vielsagendem Ton und wandte sich dann einer aufgetakelten
Blondine zu, die an ihn heran getreten war und ihn nun ins Gespräch zog. Er
schien mich schon wieder vergessen zu haben.
*
Ich beobachtete die beiden und rätselte an seiner
undurchsichtigen Bemerkung herum – bis ich plötzlich das Gefühl hatte, selber
beobachtet zu werden. Mein Instinkt sagte mir sofort, wer derjenige war – und
tatsächlich, ich musste den Kopf nur um eine Winzigkeit anheben und sah schon
wieder seinen Blick auf mich gerichtet. Hannes!
Als hätte ich ihn dazu aufgefordert, durchquerte er den Raum
und bahnte sich zielstrebig seinen Weg zu mir. Dachte ich. Doch er beachtete
mich gar nicht, sondern wandte sich direkt an Lorenz, der mittlerweile wieder
neben mir stand.
„Von mir aus können wir anfangen. Haben Sie Ersatz für meine
Partnerin besorgt?“
Ich erschauderte, als ich nach so langer Zeit seine Stimme
hörte … wie schon damals berührte sie mich tief drinnen und rührte an Gefühlen,
die ich sorgfältig gehütet hatte. Und so entging mir zuerst ganz, was da
gesprochen wurde. Erst als Lorenz nach meiner Hand griff und mich in Hannes
Richtung zog und dabei sagte: „Bitte – hier ist sie! Sie steht Ihnen voll und
ganz zur Verfügung!“ begriff ich erst, dass da etwas vor sich ging. Etwas, das
ganz und gar ungewöhnlich war.
„Entschuldigung – einen Moment!“ Ich riss meine Hand aus
Hannes Griff und sah meinen Begleiter forschend an. „Worum geht es hier
eigentlich?“
„Herr Reimer benötigt für seine Vorführung eine Partnerin!“
Bei dem Wort Vorführung starrte ich Hannes entgeistert an. „Die seinige ist abgesprungen,
sie wollte in der Show nicht mehr mitmachen. Deshalb habe ich dich für heute
Nacht gebucht … und wie wir vorhin ja bereits geklärt haben, ist der Vertrag
bindend. Ich habe bezahlt – und nun wünsche ich, dass du Herr Reimer bei seiner
Show behilflich bist!“
Ich verstand nur Bahnhof.
„Show? Welche Show?“ Doch da ergriff Hannes meinen Arm und
zerrte mich quer durch den Raum, hinter sich her … bis nach nebenan, in ein
kleines Zimmer. Erstaunt erkannte ich, dass es sich um ein Schlafzimmer
handelte – und dann riss ich mich ruckartig von ihm los.
„Zum Teufel noch mal – was ist hier los? Kann mir das mal
jemand erklären?“
Hannes baute sich lächelnd vor mir auf und sein türkisblauer
Blick umfing mich liebevoll.
„Ach, Süße – immer noch der gleiche Hitzkopf wie damals! Du
hast dich überhaupt nicht verändert!“ murmelte er. „Komm, ich will dich jetzt
endlich angemessen begrüßen! Wir haben uns lange nicht gesehen …“
Ich war so überrascht, dass ich gar nicht reagierte, als er
mich in seine Arme zog. Seine Umarmung war fest, aber nicht grob – und wie
gebannt starrte ich auf seine Lippen, die sich mir immer weiter näherten. Bei
seinem zärtlichen und unglaublich intensiven Kuss schloss ich mit einem Seufzer
die Augen und gab mich ihm einfach hin. Ihm – und meinen Erinnerungen an
damals. Die Welt um mich herum versank. Es war so selbstverständlich, sich in
seine Arme zu schmiegen. Alles vergessen … und die Gefühle von damals wieder
aufleben lassen. Mein Körper erinnerte sich an ihn. Ich fühlte es tief in
meinem Magen. Und in meinem Herzen. Und das Ziehen zwischen meinen Beinen
erkannte ich als das, was es war … Erregung. Lust. Verlangen!
Sein Kuss raubte mir schier die Sinne.
„Hannes … Hannes …“ wisperte ich immer wieder, wie im Fieber
– mit einer Stimme, die ganz rau und kehlig klang.
*
Ein letztes Mal stieß er mir seine Zunge tief in den Rachen.
Umschmeichelte meine bebenden Lippen. Dann zog er sich zurück und starrte mich
schwer atmend an. Sein Blick war verschleiert, war ganz dunkel vor Verlangen.
Oh ja, wie gut ich mich an diesen Blick erinnerte!
„Komm … lass mich dich lieben! Es ist so lange her …“
keuchte er. „Ich möchte wissen, wie sehr du dich verändert hast! Möchte
erleben, was du gelernt hast! Ich will wissen, wie dich die Männer in deinem
Leben geprägt haben!“
Seine Stimme war Verführung pur. Ich sprang darauf an, wie
die Katze auf die Schlagsahne. Ich konnte ihm nicht widerstehen – und das nicht
nur, weil sich in meinem Kopf alles drehte, seit er
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