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Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Titel: Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Moszkowski
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geblieben wäre. Und um solchen zu halten, besteigt ein Gelehrter lieber die Universitätskanzel, als daß er sich mit einem, wenn auch noch so aufmerksamen Zuhörer zusammensetzt.
    Daß sich aus den Gesprächen einmal ein Buch gestalten sollte,stand keineswegs von Anfang an fest. Erst in weiteren Verläufen entwickelte sich in mir der Wunsch, den flüchtigen Stunden das Wertvolle abzufangen, und ich muß ausdrücklich feststellen, daß mein Plan auf starken Einspruch stieß. Immer wieder meldete sich bei ihm die Befürchtung, er würde irgendwie den Text dieser Schrift zu vertreten haben, also Sätze und Ausführungen, die sich nur dem raschen Fluß einer Konversation anpaßten, ohne die für den Druck unerläßliche Strenge und Gediegenheit zu erreichen. Seine schließliche Erlaubnis fußte auf der Voraussetzung, daß alle Verantwortlichkeit, alle Sach- und Sinnvertretung bei mir allein verbleibe. Es sollte ein Buch werden, von mir geschrieben, entstanden aus jenen Gesprächen. Mein erweitertes Recht, alles nach eigenem schriftstellerischem Ermessen zu gestalten und zu redigieren, wurde begrenzt durch die Pflicht, die moralische Last der Verfasserschaft vor dem Leser ganz allein zu tragen.
    Diese Pflicht und jenes Recht gehören um so inniger zueinander, als die freie, nur auf eine Feder gestellte Gestaltungsform sich als eine Notwendigkeit erwies. Der Satz des Tübinger Philosophen: »Eine Rede ist keine Schreibe«, bleibt auch in der Umkehrung richtig. Eine Schreibe soll keine Rede sein, und dann erst recht nicht, wenn sie aus der Rede erwächst. Sie hat vor allem die Zwischenglieder zu berücksichtigen, die in der Wechselrede nur angedeutet, gestreift, wohl gar ausgelassen werden, die aber in der veränderten Perspektive vor der breiten Öffentlichkeit eine besondere Behandlung beanspruchen. Sie sind hier vielfach als Untergründe gestaltet worden, sozusagen mit Treppenstufen und Geländern, um den Anstieg zu erleichtern, wo etwa das thema probandum in unbequemer Höhe liegt. Ja, ich habe mir sogar erlaubt, erlauben müssen, es hier und da mit der Genauigkeit nicht allzu genau zu nehmen, wenn mir nur noch der ungefähre Sinn der Rede vorschwebte. In die Wahl gestellt zwischen Ungefähr und Garnichts, entschied ich mich lieber für den lückenhaften Bestand, als für den vollständigen Verzicht. Noch mehr sei verraten. Ich bekenne, daß Albert Einstein von der definitiven Wortfassung, besonders meiner eigenen Werturteile über seine Persönlichkeit, vor Drucklegung keine Kenntnis hatte. Hierauf habe ich als gestaltender Verfasser wiederum Wert gelegt, um gewisse nur von mir zu vertretende Urteile hinzustellen, die ich andernfalls in der von mir gewünschten Form nicht hättedurchsetzen können. In diesen Bekenntnissen liegt keine Sündenbeichte, und auch wenn sie darin läge, wäre mir Amnestie verbürgt. Selbst die Pythagoräer mit ihrem auf Exaktheit eingeschworenen »Autos epha, – Er selbst hat es gesagt«, vermochten die Gedankentreue nicht durchweg zu wahren; und mit einem geringen Opfer an solcher Genauigkeit lassen sich bisweilen Bedeutsamkeiten retten, die andernfalls verloren wären.
    Also ich hab's geschrieben und ich könnte rein werktechnisch mit leidlich gutem Gewissen sagen: das ist mein Buch. Wie ja auch ein fluoreszierender Körper sprechen dürfte: ich leuchte. Gewiß, er sendet Strahlen aus, nachdem ihn das Licht der Sonne beglänzt hat. Und ein Metallstück, von Gammastrahlen getroffen, vermag leuchtende Ionen abzuschleudern. Unphysikalisch gesprochen, bliebe zu diesem Vorspruch ein kurzer Nachspruch, wie er im Tasso steht. Ich wende mich mit dem Buch an den Meister und zitiere ganz ehrlich:
    O könnt ich sagen, wie ich lebhaft fühle,
Daß ich von Euch nur habe was ich bringe!

Erscheinungen am Firmament.
    Verkündung der neuen Mechanik. – Bewahrheitung theoretischer Ergebnisse. – Parallele mit Leverrier. – Neptun und Merkur. – Erprobung der Relativitätstheorie. – Die Sonnenfinsternis von 1919. – Das Programm einer Expedition. – Der gekrümmte Lichtstrahl. – Feinheit in Berechnung und Messung.– Sternphotographie. – Das Aequivalenzprinzip.– Sonnenmythus.
    Am 13. Oktober 1910 gab es im Berliner Wissenschaftlichen Verein ein Ereignis: Henri Poincaré , der eminente Physiker und Mathematiker, hatte sich zu einem Vortrag angekündigt, der im Raume des Instituts »Urania« eine an Personenzahl ziemlich bescheidene Hörerschaft versammelte. Noch sehe ich ihn vor mir, den

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