Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)
demzufolge weder unendlich viele Sterne noch unendlich viele Sandkörner geben kann. Nach meinem letzten Strandurlaub bin ich, abgesehen von einem flächendeckenden Sonnenbrand, unversehrt in mein Büro zurückgekehrt, um den Rest des Sommers mit dem Tippen dieses Buches zu verbringen, und nicht etwa in einem Schwarzen Loch verschwunden. Obwohl diese Herleitung vielleicht etwas plakativ anmutet, können wir daraus folgern, dass es endlich viele Sterne und endlich viele Sandkörner gibt - und auch nur endlich viel aller anderen Materie. Auch wenn wir nicht über die Ressourcen verfügen, um diese zu zählen, so wäre es zumindest prinzipiell möglich, da das Ergebnis endlich sein wird. Wir können also davon ausgehen, dass wir in einem endlichen Universum leben. Auch ein endliches Universum kann im Übrigen „unendlich“ erscheinen. Angenommen, es ist kugelförmig, dann könnte ein Raumschiff unendlich lange geradeaus fliegen und würde das Ende des Universums dennoch nie erreichen. Ein Flugzeug kann die Erde auch beliebig oft umrunden, ohne jemals am Ende der Erde anzugelangen, da unser Planet bekanntlich rund ist. Das kugelförmige Universum ist trotzdem nicht unendlich, da es ein bestimmtes, endliches Volumen hat.
22 Einige Beispiele: Riemann entwickelte die mathematischen Grundlagen der vierdimensionalen Raumzeit. Lorentz lieferte bereits in den 90ern des 19. Jahrhunderts Gleichungen, die die Verkürzung von Körpern in Bewegung postulierten. Maxwell erkannte, dass sein Backofen unendlich viel Energie produzierte. Die wirklich umfassenden Theorien, die die zeitgenössischen Ideen vereinte und Ansätze richtig interpretierte, entwickelte und veröffentlichte schliesslich Einstein.
Gibt es aber für uns Menschen irgendeine Möglichkeit, an die Grenze des Universums vorzustossen? Können wir irgendwie aus dem Universum flüchten, so wir das denn möchten, die nötigen Gerätschaften vorausgesetzt? Gibt es überhaupt eine Welt ausserhalb unserer Welt?
Ein futuristisches Raumschiff, das allen rationalen Grundsätzen trotzt, könnte mit annähernder Lichtgeschwindigkeit fliegen, fast 300‘000 Kilometer pro Sekunde. Natürlich ist es mit herkömmlichen Antrieben unmöglich, eine derart hohe Geschwindigkeit zu erreichen. Einsteins Relativitätstheorie verbietet zudem, dass die Lichtgeschwindigkeit exakt erreicht oder überschritten werden kann. Zumindest nicht, ohne das Universum zu überlasten. Angenommen, eine Weltraumorganisation in ferner Zukunft beordert einen waghalsigen Piloten in den Orbit, um in seinem futuristischen Raumschiff die Grenzen der Raumzeit zu erkunden. Dummerweise sind die meisten Notizen über die Allgemeine Relativitätstheorie im Laufe der Jahre verloren gegangen. Niemand kann sich daran erinnern. Der Pilot startet die Triebwerke und schickt sich an, die fernen Weiten unseres Universums zu erkunden. Damit ihm nicht langweilig wird und er schneller vorankommt, beschleunigt er sein futuristisches Raumschiff auf 99.999 Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Dadurch erreicht seine Energie extreme Sphären. Die davon ausgehende Krümmung der Raumzeit ist gewaltig. Auf der Folie unseres Beispiels ruht fortan nicht mehr eine Orange, sondern ein schwerer Stein, der eine tiefe Senke verursacht. Für den Piloten im Raumschiff geht alles gewohnter Dinge zu und her. Genüsslich pfeift er die Melodie eines urzeitlichen Folkloreliedes, das zeitgenössische Archäologen irgendwo ausgegraben haben. Angenommen, der Pilot hat noch einen Trumpf im Ärmel. Eine gigantische Energiequelle, die er auf Knopfdruck anzapfen und zu einem weiteren, allerdings nur noch sehr kleinen Geschwindigkeitszuwachs umsetzen kann. Den Knopf drückt er zwar nicht, aber das Raumschiff entscheidet sich, den Trumpf zu spielen, um der musikalischen Ertüchtigung schnellst möglichst zu entfliehen. Das Raumschiff fliegt nun mit Quasi-Lichtgeschwindigkeit. Der Pilot hat ein halbes Universum unter der Zapfsäule, womit er immer weiter beschleunigen und eine immer bessere Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit erzielen kann, ohne diese jemals zu erreichen. Das Raumschiff wird immer schneller und die Raumzeit krümmt sich aufgrund der höheren Energie immer stärker. Plötzlich wird alles dunkel. Das Pfeifen verstummt. Der Pilot erkennt keine Lichtpunkte mehr am Horizont. Keine fernen Sterne. Keine Galaxien, die sich um gefrässige Schwarze Löcher scharen. Auch die Milchstrasse, die er eben noch vor sich hatte, ist verschwunden. Ebenso das
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