Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)
des Universums
Lange Zeit waren Physiker und Philosophen von der Unendlichkeit des Universums überzeugt. Auch Einstein liess sich in den Bann ziehen und wurstete in seine Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie die Kosmische Konstante, um von einem stabilen Universum ausgehen zu können. Später bezeichnete er dies als die grösste Eselei seines Lebens.
Die Frage nach den Grenzen des Universums ist die neu aufgelegte Suche nach dem geografischen Ende der Welt. Wo Seefahrer früher einen Abgrund am Ende der Weltmeere fürchteten, fragen wir uns heute, was wir am Ende des Universums vorfinden. Was geschieht, wenn wir mit einem Raumschiff die Grenzen der Raumzeit überschreiten? Gibt es überhaupt eine Grenze der Raumzeit oder ist diese Vorstellung derart fantastisch wie der Abgrund jenseits des Atlantiks? Oder ist das Universum ganz einfach unendlich, so wie es am Strand scheinbar unendlich viele Sandkörner und am Nachthimmel unendlich viele Sterne gibt?
Der Unendlichkeitsbegriff ist in dieser Hinsicht stark geprägt vom menschlichen Horizont, der das Ende der Raumzeit ebenso verschleiert wie die Menge der Sandkörner am Strand, und damit den Unendlichkeitsgedanken überhaupt erst erzeugt. Tatsächlich können wir davon ausgehen, dass unser Universum nicht unendlich ist. Denn ein unendliches Universum führt zu zahlreichen erkenntnistheoretischen Beinschüssen. So können wir keine verlässliche Aussage über die Beschaffenheit eines unendlichen Universums machen, da wir diese höchstens für einen kleinen, lokalen Bereich verifizieren können. In einem unendlichen Universum aber gibt es auch unendlich viele dieser kleinen, lokalen Bereiche, was eine Generalisierung unserer Gesetze und Vorstellungen auf das gesamte Universum verunmöglicht. Ein lokal lebensfreundliches und stabiles Universum könnte dementsprechend im Ganzen betrachtet extrem lebensfeindlich und chaotisch sein. Zudem bewirkt ein unendliches Universum, dass sich auch höchst unwahrscheinliche, aber mögliche Ereignisse unendlich oft ereignen. So gibt es einen Ort, an dem aus einem kosmischen Zufall heraus eine starklare Boeing 747 entsteht. Da es in einem solchen Universum unendlich viele Gebiete gibt, gibt es sogar unendlich viele Gebiete, in denen dieser abstruse Zufall eintritt. Falls das Universum auch noch unendlich lange existiert, müsste der Nachthimmel hell erleuchtet sein. Denn dann gäbe es auch unendlich viel Licht, das von den Sternen ausgestrahlt worden ist, so dass die Nacht zum Tag wird. Wir dürfen daher vermuten, dass es eine endliche Anzahl Sterne und eine ebenso endliche Anzahl Sandkörner gibt. Es mag zwar sehr viele Sterne und Sandkörner geben und wir fühlen uns regelrecht ohmnächtig, wenn wir diese zählen wollten oder sollten. Tatsächlich wäre aber auch dieses Unterfangen früher oder später vom Erfolg gekrönt. Dass es nicht unendlich viele Sandkörner geben kann – und prinzipiell keine Masse in unserem Universum in unendlicher Zahl – lässt sich mit folgendem Beispiel schön ergründen: Am Strand haben wir zwar den Eindruck unendlich vieler, kleiner Sandkörner, die sich entlang der Küste ausbreiten, tatsächlich könnten wir die Sandkörner aber zählen und kämen zu einem Ergebnis. Sie könnten jetzt natürlich einwenden, es habe noch nie jemand ausprobiert, ob sich alle Sandkörner zählen lassen, und es daher durchaus möglich ist, dass es unendlich viele Sandkörner gibt. Sie könnten auch sagen, es gibt unendlich viele Sterne, und augenscheinlich sind es extrem viele, wenn wir beispielsweise die Aufnahme unserer Heimatgalaxie, der Milchstrasse, betrachten. Obwohl wir weder die technischen Möglichkeiten haben noch ein einzelnes Menschenleben ausreichen würde, um alle diese Sterne zu zählen, so wissen wir, dass es weder unendlich viele Sterne noch unendlich viele Sandkörner geben kann. Ja, wir können sogar noch einen Schritt weiter gehen und prinzipiell festlegen, dass es von keinem materiellen Ding in unserem Universum unendlich viel geben kann. Denn unendlich viel bedeutet, dass die damit verbundene Masse ebenfalls unendlich gross ist und damit eine derart hohe Gravitation erzeugt würde, dass die Raumzeit unter der Last regelrecht in sich zusammen bricht und zu einem gigantischen Schwarzen Loch kollabiert, das den gesamten Kosmos vernichtet. Getreu dem Grundsatz René Descartes „Ich denke, also bin ich“, können wir feststellen, dass uns bisher kein Schwarzes Loch aufgesaugt hat und es
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