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Einzelkaempfer

Einzelkaempfer

Titel: Einzelkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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Andy, »alles zu seiner Zeit. Wann und Wo?«
    »Heute Abend, 22:00 Uhr, Niewe Waterweg – wie gehabt«, kommt die Ansage ungerührt und souverän aus Ads Mund. Blacky erhält den Befehl unsere Hände wieder zu fesseln und zur Sicherheit soll er uns zudem knebeln. Doppelter Bullshit. Ich blas die Backen ein wenig auf, in der naiven Hoffnung, dass der Knebel nicht zu fest gezurrt wird. Es bleibt beim Wunsch. Zu allem Überfluss knotet Blacky auch noch meinen Zopf hinein. Aua, sagt Kalle als kleiner Junge in der Badewanne, dem die Mutter gleich die Haare waschen will – zack – jetzt kommt die Einblendung des neuen Kindershampoos als ultimativer Problemlöser aller Elternsorgen ›Nur-das-Beste-fürs-Kind‹.
    »Ganz ruhig, sonst: krrk«, gibt Blacky kund, wobei er sich mit einer minimalen Geste mittels seines überlangen Daumennagels die Halsschlagader durchtrennt, andeutungsweise. Der sollte aufpassen, steht er doch selbst auf der Abschussliste, murmelt der Advokat. Den gleichen Gedanken scheint Ad zu verfolgen, der vor der Knebelung Blacky eine Warnung zuraunt. Zum Dank bekommt er den alten Putzlappen zweimal um den Mund und beinahe auch die Nase gewickelt, doch in den Augen Blackys spiegelt sich ein wenig Unsicherheit wider.
     
    ›Ich benn allein, endlich – doch wat soll dat jetz? Ich benn allein, endlich – endlich allein ...‹ BAP, ’85, Ahl Männer-Tour, Siegerlandhalle. Ich 26, sie wunderschön, ›du häss mich ens gefrooch wat ich für’t bessre Levve heelt ...‹, rosiges Leben, ewige Liebe, pah. Hey Alter, es ist noch nicht soweit, als dass dein Film an dir vorbeiziehen darf. Wie ich das sehe, hast du noch ein paar Stunden. Kalle fühlt sich offensichtlich wieder besser. Die paar Stunden wollen genutzt werden. Ich frage mich, warum die uns nicht schon umgelegt haben. Klar, Ad weiß was, aber ich bin doch völlig wertlos für die. Ich summe und ruckle, spüre, dass sich der glatte Stoff der Bauchbinde lockert. Wenn die euch aushungern, kannst du vielleicht in einer Woche durchschlüpfen, spottet Kalle. Jetzt wäre eigentlich Zeit für eine Rettungsaktion von außen. Das Handy unterm Hubwagen hat keinen Saft mehr. Das Display ist tot. Der Psst-Melder könnte sich mal herbemühen. Doch so sehr ich meine Lauscher auf Empfang stelle, es rauscht nicht mal wie nach einem letzten Funkspruch aus dem Cockpit einer Passagiermaschine bevor sie haltlos abstürzt, über der Wüste. Lediglich mein eigenes Schnaufen dringt in mein Bewusstsein. Meine Nase juckt, ich habe eine Fluse inhaliert. Ad beginnt ebenfalls, sich zu rühren. Der Stuhl gerät ins Kippeln. Da er eben schon nicht durchgebrochen ist, versucht Ad sich so zu drehen und hinzuschmeißen, dass die Lehne erst gegen einen Pfeiler und dann auf den Boden knallen muss. Er scheint sich daraus Freiheit zu erhoffen. Für mich sieht es lediglich nach einem netten Versuch aus.
     
    Stopp! Wie auf Kommando halten wir inne. Da war ein Geräusch. Schritte nähern sich, ein Mann zieht hoch und spuckt. Blacky. Er guckt stirnrunzelnd, schiebt sich den Sack zurecht und pflanzt sich uns schräg gegenüber auf die Holzkiste. Kaum dass er Platz genommen hat, sehen wir über ihm kurz das glänzende Blatt eines Spatens die Luft zerteilen. Baff. Vollmundig satt das Geräusch, als rostgeschützter Stahl auf hohlen Schädel trifft.
     

34
    Der ewige Handlanger kippt wie ein Kartoffelsack von der Kiste. Hinterrücks hatte ihn der Spatenschlag hingestreckt. Als sein Mund den Boden küsst, sagt er so was Ähnliches wie Blubb, dann beginnen sich seine Haare rötlich zu verfärben. Wir reißen die Augen auf und halten die Luft an. Sind wir jetzt dran? Aus der Deckung kommt der Spatenschwinger. Er trägt einen schwarzen Overall und eine Sturmmaske, die nur Sehschlitze frei lässt. Auf jeden Holländer entfallen mindestens zwei Overalls, ergibt meine kleine, nicht signifikante geschweige denn repräsentative, Marktstudie. Mit geübten Griffen hat er den leblos scheinenden Körper Blackys hinter die Kiste geschleift und zipp, mit Blitzbindern verschnürt. Dann wird er die grobe Behandlung wohl überstehen, meint Kalle und fügt an, dass man Leichen gemeinhin nicht fesseln müsste. Jetzt hören wir nur noch ein schleifendes Geräusch mit einem abschließenden Plumps. Blacky wäre erst mal weg.
     
    Ad und ich blicken uns fragend an, als die Person auf uns zukommt. Gleichzeitig bemerken wir die Turn schuhe und in Ads Augen spiegelt sich meine Freude wieder – sicher auch umgekehrt.

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