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Einzelkaempfer

Einzelkaempfer

Titel: Einzelkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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Notsitz des Porsches, da muss das Zusatzgeschäft versteckt sein. Nur wer und was ... der Advokat beginnt an seiner Unterlippe zu nagen. Und das Problem von dem der Tote sprach wird jetzt auch klar. Ihm wurde das geklaute Bild geklaut – Lieferschwierigkeiten, sozusagen, rundet Kalle das Referat ab. Und Hanna? Die ist dem ganzen Kunsthehlerring auf die Spur gekommen. Wenn sie wirklich bei einer Versicherung arbeitet, musste sie mal stutzig werden, wenn Bilder ein und desselben Künstlers plötzlich aus Privatbesitz verschwinden und das in mehreren Ländern quasi gleichzeitig.
     
    82,5 Millionen, wer zahlt so viel Geld für ein Bild? Ich erinnere mich an einen kürzlich gesehenen Fernsehausschnitt, wo war das noch gleich? In dieser Bar, das Telefonat mit dem Kommissar, ja ... ob die da noch weiter ermitteln, will Kalle wissen. Wüsste ich auch gerne. Der Advokat saugt hörbar Luft in seine Lungenflügel und hebt an: über 150 Jahre Van Gogh – einer der berühmtesten Maler, geboren und aufgewachsen in Groot Zundert. Große Schaffensphasen in Arles im Süden Frankreichs. »Das Gelbe Haus« bewohnte er eine Zeit lang mit Gauguin. »Oh, dieses Gelb ...« – Vincent van Gogh, ein Meister der Farben. Er soll sie gar mal hat schlucken wollen während eines Anstaltsaufenthalts, gibt er mit gesenkter Stimme kund, ehrliche Betroffenheit schwingt darin, während mir die Füße einschlafen. Die Sonnenblumenbilder erscheinen auf meiner internen Mattscheibe, aber sonst ... Fragmente eines Vortrags einer Mitschülerin im Fach Gestaltung fallen mir ein. War da nicht was mit seinem Ohr, krame ich in längst vergessen geglaubten Gefilden meines Großhirns. Wahrlich, eine wahre Tragödie, das Leben dieses begnadeten Künstlers, der sich im Juli 1890 selbiges durch einen Revolverschuss in einem Feld nahe Auvers nahm, doch ..., bevor der Advokat weiter dozieren kann, lenke ich meine Aufmerksamkeit gen meine Fesselung. Wo ist Hanna oder die Figur, die ich dafür halte? Du stellst zu viele Fragen, belehrt mich Kalle – handle.
     
    Der Unternehmer unternimmt was. Unter diesem Vorzeichen war ich mit meinem Schild einst an den Start und in die freie Wirtschaft gegangen – am Ende haben sie ihn gehangen. Mit gegangen mit gefangen oder gehangen? Blöder Vers in der Kindererziehung. Da haste dir ja mal wieder was eingebrockt, konstatiert Marie, verschränkt die Arme über der Brust, reckt das Kinn vor und lässt mich mit dem Schlamassel allein. Und tu den Schlauch ins Waschbecken, bevor du die Waschmaschine anstellst, hatte sie auf einen Zettel geschrieben, bevor sie zum Wochenend-Schwitzen inklusive spiritueller Baumgespräche in den Harz fuhr. Selbsterfahrung, doch per französischem Kleinwagen. Wenn sie wenigstes hin gelaufen wäre, die Art Erfahrung wäre billiger gewesen. Geh! Sie schaut wie damals, nachdem sich die 70 Liter Wasser durch die Badezimmerdecke den Weg in die untere Wohnung gebahnt hatten. Geh doch! Tat sie auch, nicht ohne den freundlichen Hinweis, wo die Putzlumpen liegen. Als wenn ich das nicht selbst gewusst hätte. Apropos Lappen, um nicht Waschlappen zu sagen, murrt Kalle, willst du dich nicht endlich mal aus der albernen Bauchbinde befreien?
     
    Mit meinen halbtauben Händen gelingt es mir, den halbwegs gelockerten Knoten zu lösen. Etwas wacklig vertrete ich mir die Beine, nachdem ich den Knebel auf den Boden geworfen habe. Wohlan, war mein Ruf vor einigen Tagen, die mir wie Jahre vorkommen oder doch nur wie eine Nacht voller Albtraum. ›Was wie ewig schien ist schon Vergangenheit‹, zwischen meinen Ohren ein oft mitgesungenes Lied vertrauerter Tage. Mein Zeitgefühl ist komplett durcheinander. Ich tappe zu Ad herüber, wobei die Sohlen der geliehenen Schnösel-Slipper das typische Klappern von sich geben, entgegen meinen Bemühungen, leise aufzutreten. Mit Ad ist nicht viel los. Ich hebe vorsichtig seinen Kopf an, fühle seinen Puls und lupfe ihm ein Augenlied hoch, so wie die lassen-Sie-mich-durch-ich-bin-Arzt-Typen das im Fernsehen machen. Seine Pupillen regen sich noch, meine ich mal. Den kriege ich jetzt nicht wach, außerdem brauchen sie den noch und werden ihn nicht verrecken lassen. Sehen wir zu, dass wir Land gewinnen, raunt Kalle. Der Advokat hingegen würde zu gerne einen Blick in den Porsche werfen. Ich bin hin und hergerissen, stehe wie angewurzelt, bis die Figur sich hinter einem Regal zeigt und mich zu sich winkt. Ach komm schon, Adam, sei kein Spielverderber, beiß in den Apfel, er schmeckt

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