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Einzelkaempfer

Einzelkaempfer

Titel: Einzelkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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öffnen, dringen von Draußen gezischte Laute an meine Ohren. Mist, verflucht. Freund oder Feind? Du hast hier keine Freunde, klärt der Advokat mich netterweise auf. Unsere Neugier bleibt also unbefriedigt und schnell renne ich zur Chefin zurück. Tja, wenn ich das damals alles gewusst hätte, an der Spülstraße ... Was dann? Ich flüstere in Hannas goldige Ohrmuschel, dass sich da draußen was zusammenbraut. Aufsteigend vom Hals herauf bekommt sie wieder diese roten Flecken. Oha, das bedeutet nichts Gutes.
    »Okee, wir schlagen jetzt zu.«
    »Wer ist WIR?«
    »Du und ich, my darling.« Sie ist sehr gereizt. In ihrer Stimme schwingt so ein Unterton mit, so einen, wie ihn überforderte, unverheiratete Tanten in sich tragen, wenn sie einen Nachmittag mit dem Neffen in einem Spielzeugladen verbracht haben.
    Andy kommt zurück. In der Hand die Knarre, die er Blacky abgenommen hat. Der scheint wieder zu sich zu kommen. Es rumpelt in der Box im hinteren Bereich der Halle. Es bleibt keine Zeit mehr für Absprachen. Hanna hechtet wie eine Pantherin aus der Deckung, macht einen eleganten weiten Schritt auf eine Palette, die sie kaum mit den Zehen berührt und springt in einem hohen Bogen auf die Beute. Andy ist zu überrascht um auszuweichen oder den Colt zu benutzen. Schon wälzen sie sich über den staubigen Boden. Vorteil Hanna. Andy kann einen halbherzigen Schlag ausführen. Hanna verpasst ihm einen Aufwärtshaken. Heiner, jetzt du, hilf ihr. Schon klar, Junge. Ich ergreife einen 32er Schraubenschlüssel und springe ihr zur Seite. Ein trommelfellzerstörender Schuss löst sich. Die Zeit scheint still zu stehen. Ad jappst. Hanna und Andy unter ihr verharren. Als hätte einer die Stopp-Taste gedrückt. Über uns pfeift ein Querschläger durch die Luft, trifft in die Hallenwand. Putz bröckelt. Es kommt wieder Bewegung in die beiden. Mit einem Ellenbogenschlag in die weiße Zahnreihe Andys hat die Chefin sich zuerst gefasst und ihn ausgeknockt. Ich werfe meine Waffe beiseite, hole die Bauchbinde und gemeinsam verschnüren wir Andy. Von draußen wird etwas hereingerufen. »Alles goed«, antwortet Hanna. »Arbeiter, nur Arbeiter.« Sie scheint erleichtert darüber. Wir packen Andy zu Blacky in die Box und zwar so, als würden wir es jeden Tag tun – ich oben, sie unten die Füße – es läuft ohne Absprache, wie ein eingespieltes Team. Durch den Aufprall Andys, kommt auch Blacky wieder zur Ruhe. Klappe zu!
     
    Wir gönnen uns eine Pause, sitzend auf unserem Fang. »Alles okee?«, fragt sie. Ich nicke. Sie zeigt mir den Eintrag des Anrufers auf dem Handy-Display, mit welchem Ad gesprochen hat, vermeintlich, um die Übergabe Mammon gegen Meister zu verabreden: »Mama«. Es gab keinen Abnehmer für das Bild. Hanna wählt eine Telefonnummer und gibt eine kurze Beschreibung der Abläufe bekannt, ebenso unseren Standort und dass sie morgen fürs Protokoll zur Verfügung stünde – over and out.
    Sie geht zu Ad herüber, nimmt ihm den Knebel aus dem Mund. Er kriegt ein schiefes Grinsen zustande, sie wendet sich angewidert ab. Die hatten mal was, flüstert Kalle. Jetzt zu dem Bild, drängelt der Advokat. Nein, erst zu der Holzkiste, in die die willkürlich abgefeuerte Kugel der Peacemaker einschlug. Ich mache mich am Deckel zu schaffen. In Stroh gebettet liegt das Kästchen, das ich bei meinem ersten Besuch in der Halle gesehen hatte. Hanna scheint auch nicht zu wissen, was darin sein soll. Ihr Blick ist keinesfalls abgebrüht, mehr interessiert. Vorsichtig entnehme ich das Glas. Darin schwimmt ein Stück fleischliches Etwas ...
    »Haha ...«, Hanna bricht in schallendes Gelächter aus. Es ist ein Stück von einem Ohr. Van Goghs Ohrläppchen!? Jetzt schaut sie mir ins verdutzte Gesicht. Öffnet das Glas, schnuppert dran, fischt das Teil raus, geht wiegenden, leichten Schrittes zu Ad herüber, der sie in den losen Seilen hängend schief und unsicher lächelnd anstarrt, und stopft es ihm rüde in den Mund, immer noch lachend. Ein Duft von Kirschwasser und Marzipan erfüllt die Luft, Ad spuckt aus.
     
    Durch den Rückspiegel werfe ich einen letzten Blick auf das Stillleben: umgestürztes Glas vor splittriger Kiste, schräg dahinter ein zerschundener Mann, erloschen der natürliche Glanz seiner Augen, seine Gesichtszüge gleiten zu Boden. Kurz darauf vermischt sich das alkoholgeschwängerte Aroma mit den Abgasen des Porsches. Nachdem sie das Tor geöffnet hat, springt sie auf die Beifahrerseite des 911ers, auf dem Rücksitz das

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