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Eisberg

Titel: Eisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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weit ist. Gott und das Glück seien mit Ihnen.«
    Pitt winkte Dr. Jonsson einen letzten Gruß zu, drehte sich um und schritt die Stufen zur Straße hinunter. Bjarni hielt ihm die rechte Tür des Landrovers auf. Der Sitz stand fest auf dem Boden, und die Lehne war hart; aber Pitt spürte nichts davon: Sein ganzer Körper war taub. Er saß starr da, als Mundsson startete, den Gang einlegte und den Lastwagen auf die glatte, kurvenreiche Straße nach Reykjavik steuerte. Pitt war nahe daran, in einen todesähnlichen Schlaf zu versinken. Aber ein Funke, der in irgendeinem tiefverborgenen Schlupfwinkel seines Hirns glomm, wollte nicht verlöschen. Etwas, das er gesehen hatte, etwas, das gesagt worden war, etwas, das ihm undeutlich bewußt war, verhinderte, daß er sich beruhigte und entspannte. Es war wie ein Gedicht, an das er sich nicht richtig erinnern konnte, dessen Titel ihm jedoch auf der Zunge lag. Schließlich gab er es auf und nickte ein.

7. Kapitel
    Ein um das andere Mal – wie oft, ließ sich nicht genau feststellen – richtete Pitt sich zitternd in der rollenden Brandung auf und wankte mit Hunnewell im Arm den Strand hinauf. Ein um das andere Mal verband er den Arm des Wissenschaftlers, nur um danach wieder in Ohnmacht zu fallen. Er versuchte verzweifelt, so oft auch das Ereignis wie ein Film wieder vor seinen Augen ablief, diese flüchtigen Momente festzuhalten; aber immer wieder mußte er sich in die unvermeidliche Tatsache fügen, daß niemand die Vergangenheit ändern kann. Es ist ein Alptraum, dachte er unklar, als er versuchte, sich von der blutroten Küste loszureißen.
    Er sammelte all seine Kraft und zwang sich mit großer Anstrengung, die Augen zu öffnen. Er erwartete, ein leeres Schlafzimmer zu erblicken. Das Schlafzimmer war in der Tat da; doch es war nicht leer.
    »Guten Morgen, Dirk«, sagte eine sanfte Stimme. »Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, daß Sie je wieder aufwachen werden.«
    Pitt schaute in die lächelnden braunen Augen eines großgewachsenen Mädchens, das auf einem Stuhl am Fußende des Bettes saß.
    »Das letzte Vögelchen mit einem gelben Schnabel, das auf meinem Fensterbrett herumhüpfte, sah Ihnen nicht im geringsten ähnlich«, sagte er. Sie lachte, und ihre braunen Augen lachten mit. Sie strich sich die langen Strähnen ihres rehbraunen schimmernden Haares hinter die Ohren. Dann stand sie auf und ging zum Kopfende des Bettes. Sie trug ein rotes Wollkleid, das sich eng an ihren Körper schmiegte und dessen Saum knapp über zwei makellos ausgebildeten Knien endete und so den Blick auf diese freigab. Sie war keine ausgesprochene Schönheit, und sie war auch nicht übermäßig sexy; aber sie war attraktiv, verdammt attraktiv kein Mann, dessen Herz nicht vor ihren Reizen dahingeschmolzen wäre.
    Sie berührte den Verband um seinen Kopf, und ihr Lächeln ging in den mitleidig weiblichen Ausdruck einer Florence Nightingale über. »Sie haben eine böse Zeit hinter sich. Tut es sehr weh?«
    »Nur wenn ich auf dem Kopf stehe.«
    Pitt kannte den Grund für ihre aufrichtige Besorgnis; er wußte, wer sie war. Sie hieß Tidi Royal. Mochte ihr Name auch an einen Nightclub erinnern, so trog das ganz bestimmt. Sie konnte vierhundert Anschläge in der Minute tippen, und das, ohne auch nur einmal zu gähnen, acht Stunden lang. Bisweilen schrieb sie noch eine Spur schneller. Das war der Hauptgrund, weshalb Admiral James Sandecker sie zu seiner Sekretärin gemacht hatte – so jedenfalls behauptete er steif und fest.
    Pitt zog sich hoch, um sich aufzusetzen, und warf einen heimlichen Blick unter die Decke, um zu sehen, ob er etwas anhatte. Es war wenig genug – eine Turnhose. »Wenn Sie hier sind, kann der Admiral ja nicht weit sein.«
    »Fünfzehn Minuten, nachdem uns die Funkmeldung des Konsulats erreicht hatte, saßen wir schon in einer Maschine nach Island. Er ist über Dr. Hunnewells Tod arg erschüttert. Er macht sich ziemliche Vorwürfe.«
    »Da ist er nicht der erste«, erwiderte Pitt. »Ich habe längst vor ihm angefangen, mir Vorwürfe zu machen.«
    »Er weiß.« Tidi versuchte, ihre Stimme unbeschwert klingen zu lassen, doch es gelang ihr nicht richtig. »Ihr Gewissen sei mit Schuldgefühlen belastet, meint er, und wahrscheinlich würden Sie versuchen, das Ereignis in Ihrer Vorstellung immer wieder abrollen zu lassen.«
    »Die außersinnliche Wahrnehmungsfähigkeit des Admirals scheint Überstunden zu machen.«
    »O nein«, widersprach sie. »Ich meine nicht den

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