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Eisberg

Titel: Eisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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geraten und bemühte sich verzweifelt, sich auf die veränderten Umstände einzustellen. Alle seine bisherigen Wertvorstellungen waren auf den Kopf gestellt. Als Arzt konnte er nicht einfach zusehen, wie ein verwundeter Mann heftig blutete, ohne daß er ihm zu Hilfe kam.
    »Ich möchte mich um seine Hand kümmern«, sagte er zu Pitt.
    »Bleiben Sie hinter mir und rühren Sie sich nicht!« wies ihn Pitt scharf zurecht. »Ein Mensch, der sterben will, ist gefährlicher als eine in die Enge getriebene Ratte.«
    »Aber um Gottes willen, Sie können doch nicht einfach dastehen und zusehen, wie er Schmerzen leidet«, protestierte Jonsson.
    Pitt ignorierte ihn und wandte sich an den blutenden Killer: »Okay, machen wir ein Geschäft. Die nächste Kugel trifft dich ins Herz, wenn du mir den Namen deines Auftraggebers nennst.«
    Die haßerfüllten Augen hinter der Brille hingen unverwandt an Pitts Gesicht. Der Gangster schüttelte den Kopf und sagte nichts.
    »Wir sind hier nicht im Krieg, mein Freund. Du verrätst weder Gott noch dein Land. Die Treue zu dem, der dich bezahlt, ist dein Leben kaum wert«, erklärte Pitt.
    »Sie werden mich töten, Major. Ich werde Sie dazu bringen, daß Sie mich töten.« Er kam auf Pitt zu.
    »Das traue ich dir zu«, sagte Pitt. »Du bist ein hartgesottenes Schwein.« Er drückte ab und die Pistole krachte abermals. Die 38er Kugel schlug dem stämmigen Mann genau über dem Knie ins linke Bein.
    Selten hatte Pitt ein so ungläubiges Staunen auf einem menschlichen Gesicht gesehen. Der Killer sank langsam zu Boden, seine linke Hand preßte sich auf sein zerschossenes Bein und versuchte, das Blut zurückzuhalten, während die rechte schlaff auf dem gekachelten Fußboden lag, mitten in einer ständig größer werdenden roten Pfütze.
    »Es scheint, als hätte unser Freund uns nichts zu erzählen«, sagte Pitt.
    »Bitte bringen Sie ihn nicht um«, flehte Dr. Jonsson. »Sein Leben ist es nicht wert, daß wir unser Gewissen belasten. Ich bitte Sie, Major, geben Sie mir die Pistole. Er kann nichts Böses mehr anrichten.« Pitt zögerte, hin- und hergerissen zwischen Mitleid und Rache. Dann nickte er und reichte Jonsson die Pistole. Jonsson nahm sie und legte Pitt die Hand auf die Schulter, als hätten sie eine geheime Abmachung getroffen.
    »Ich bin sehr traurig, daß Landsleute von mir so viel Kummer und Schmerz verursacht haben«, sagte der Doktor müde. »Ich passe auf diese zwei auf und unterrichte sofort die Behörden. Sie fahren mit Mundsson nach Reykjavik und bleiben da. Ihre Kopfwunde sieht zwar übel aus, aber sie wird bald heilen, wenn Sie sich danach verhalten. Sie müssen wenigstens zwei Tage das Bett hüten. Das ist das mindeste, was ich Ihnen verschreibe.«
    »Es gibt leider ein kleines Hindernis«, erwiderte Pitt mit ernster Miene und deutete durchs Fenster hinaus ins Freie. »Sie haben zu hundert Prozent mit der Aufregung recht gehabt, die das Ganze hier im Dorf verursachen würde.« Er wies mit dem Kopf in Richtung Straße, wo wenigstens zwanzig Dorfbewohner still dastanden und mit jeder Art Waffe, vom Gewehr mit Zielfernrohr bis zum Kleinkalibergewehr, auf die Tür von Jonssons Praxis zielten. Mundsson hielt sein Gewehr ohne Mühe in der Armbeuge und stand fest mit einem Fuß auf der zweiten Treppenstufe, sein Sohn Bjarni neben ihm war mit einer alten Mauser bewaffnet.
    Dr. Jonsson ging zur Tür und stieß sie auf. Pitt hinter ihm streckte beide Hände aus, damit sie jeder sehen konnte, und sagte: »Ich glaube, jetzt wäre es an der Zeit, Doktor, daß Sie ein gutes Wort für mich einlegen. Ihre tapferen Dorfbewohner sind offensichtlich im unklaren, wer hier den Part der Guten und wer den der Bösen spielt.«
    Jonsson trat aus dem Haus und sprach einige Minuten lang auf seine Dorfgenossen ein. Als er zu Ende war, senkten sich die Gewehre eins nach dem anderen, und einige Männer gingen wieder zurück zu ihren Häusern, während die anderen auf der Straßen stehen blieben, um die weitere Entwicklung abzuwarten. Jonsson bot Pitt die Hand, und dieser ergriff sie.
    »Ich hoffe zu Gott, Sie finden den Mann, der für die sinnlosen Morde verantwortlich ist«, sagte Jonsson. »Wenn Sie ihn treffen, fürchte ich allerdings um Ihr Leben. Sie sind kein Killer. Wenn Sie einer wären, lägen jetzt zwei Männer tot in meinem Haus. Die Rücksicht, die Sie auf das Leben anderer Menschen nehmen, wird, fürchte ich, Ihre Niederlage bedeuten. Ich bitte Sie, lieber Freund, zögern Sie nicht, wenn es so

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