Eisberg
eingehandelt, als Commander Koski mit der Washingtoner Zentrale der Coast Guard Funkverbindung aufnahm, um sich unsere Angaben bestätigen zu lassen. Ich habe aber Hunnewell beobachtet; er blieb über seine Karten gebeugt, als ob nichts passieren könnte. Weder zitterte seine Hand, noch trat ihm der Schweiß auf die Stirn. Er war völlig gelassen, weil er wußte, daß Sie für alles gesorgt hatten, bevor wir Dulles verließen.«
»Nicht ganz.« Sandecker nahm die Zigarre wieder auf, steckte sie nun in Brand und warf Pitt einen scharfen Blick zu. »Der Kommandant inspizierte gerade so eine verdammte Hurrikan-Warnstation in Florida. Sie waren bereits über Neu-Schottland, bevor ich ihn besuchen konnte.« Er blies eine dicke Rauchwolke gegen die Decke. »Bitte fahren Sie fort.«
Pitt lehnte sich in seinen Stuhl zurück. »Die verschwommenen, fast nicht zu erkennenden Umrisse eines Schiffes tauchen in einem Eisberg auf. Die Coast Guard hat nicht die leiseste Ahnung, wo es registriert ist. Doch es vergehen vier Tage, und niemand stellt irgendwelche Nachforschungen an. Die
Catawaba
ist nur vier Stunden von dem Fundort entfernt, wird aber nie über die Entdeckung unterrichtet. Warum nicht? Weil im Kapitol irgend jemand mit den nötigen Befugnissen – großen Befugnissen – befohlen hat: Hände weg von der Sache!«
Sandecker spielte mit seiner Zigarre. »Ich nehme an, Sie wissen, wovon Sie reden, Major?«
»Zum Teufel, nein … Sir«, antwortete Pitt. »Ich bin auf reine Vermutungen angewiesen. Aber Sie und Hunnewell waren das nicht. Sie hegten nicht den geringsten Zweifel, daß das Wrack in dem Eisberg die
Lax
war, ein Schiff, das schon länger als ein Jahr als vermißt geführt wird. Sie verfügten über sichere Beweise. Woher Sie sie hatten, kann ich nicht sagen; aber Sie besaßen sie.« Pitts grüne Augen funkelten Sandecker an. »Leider trübt sich nun die Kugel, mit deren Hilfe ich wahrsage. Ich selbst war überrascht, aber Hunnewell fiel richtig aus allen Wolken, als er entdeckte, daß die
Lax
zu Schrott verbrannt war. Das hatten Sie nicht erwartet, nicht wahr, Admiral? In der Tat ging von da an alles schief, einschließlich Ihres fein eingefädelten Planes. Jemand, mit dem Sie nicht gerechnet hatten, arbeitete gegen Sie. Jemand, dem Mittel zur Verfügung standen, die Sie, oder welche Behörde auch immer, die mit Ihnen zusammenarbeitet, nie in Betracht gezogen hatten. Sie verloren die Übersicht.
Selbst die Russen wußten nicht mehr, was gespielt wurde. Ihr Feind ist ein kluger Kopf, Admiral. Und er – das steht als Menetekel mit großen Leuchtbuchstaben an die Wand geschrieben – spielt nicht auf einer Geburtstagsparty um Eis und Kuchen. Er tötet Menschen, wie ein Kammerjäger Ameisen tötet. In diesem Spiel geht es, wie bekannt, um Zirkonium. Ich kaufe es nicht. Ich kann mir vorstellen, daß manche Leute ein oder zwei Menschen umbringen, um ein Vermögen zu machen – aber nicht, daß jemand gleich im Dutzend mordet.
Hunnewell war viele Jahre lang Ihr Freund, Admiral. Ich war nur ein paar Tage lang mit ihm befreundet, und ich habe ihn verloren. Ich war für ihn verantwortlich, und ich habe versagt.
Seine Leistungen für die Gesellschaft übersteigen alles, was ich zu leisten je fähig bin. Es wäre besser gewesen,
ich
wäre an seiner Stelle gestorben.«
Sandecker zeigte nicht die kleinste Reaktion. Seine starren Augen ließen Pitts Gesicht nicht los. Er saß hinter seinem Schreibtisch und trommelte nachdenklich mit den Fingern auf die Glasplatte. Dann erhob er sich, kam um den Tisch herum und legte Pitt seine Hände auf die Schultern. »Verdammte Scheiße«, sagte er leise, doch mit fester Stimme. »Es ist ein Wunder, daß Sie beide es bis zur Küste geschafft haben. Es gibt keinen Buchmacher auf der Welt, der einem unbewaffneten Helikopter die winzigste Gewinnchance darauf einräumen würde, einen mit einem Maschinengewehr bewaffneten Düsenjäger vom Himmel zu holen.
Ich
bin derjenige, der sich Vorwürfe machen muß. Ich hatte einen Hinweis erhalten, was sich ereignen könnte, und war nicht schlau genug, den Wink zu deuten. Ich hätte Sie aber nicht in die ganze Sache hineingezogen, wenn es nicht nötig gewesen wäre. Sie waren der beste Mann, dem ich einen riskanten Chauffeursposten anvertrauen konnte. Sobald Sie und Hunnewell wohlbehalten hier in Reykjavik angekommen wären, hätte ich Sie mit der nächsten Maschine nach Kalifornien zurückgeschickt.« Er unterbrach sich, um auf seine Uhr zu
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