Eisige Umarmung (German Edition)
Beweis gestellt. Dennoch blieb er ein Außenseiter.
Diese Ungerechtigkeit verstieß gegen ihren Sinn für Gerechtigkeit, aber sie konnte ihren Rudelgefährten keine Vorwürfe machen, denn Judd schien es förmlich darauf anzulegen, ihre ablehnende Haltung zu unterstützen. Der Mann war so reserviert, dass es fast schon unhöflich war.
Sie klopfte leise an seine Tür. „Schnell, machen Sie auf!“ Es war niemand auf dem Flur, aber sie hörte Schritte herannahen. Bei ihrem Glück war es bestimmt einer ihrer überbehütenden Brüder.
Die Tür ging auf. „Was –?“
Sie duckte sich und ging unter seinem Arm hindurch ins Zimmer. „Machen Sie schnell die Tür zu, bevor jemand kommt.“ Im ersten Moment glaubte sie, er würde sich weigern, aber dann schlug er die Tür zu.
Er drehte sich um und kreuzte die Arme vor der bloßen Brust. „Wenn Ihre Brüder Sie hier finden, kommen Sie hinter Schloss und Riegel.“
Plötzlich nahm sie überdeutlich wahr, wie eng der Raum war, Judds Haut glänzte, und es roch nach Männerschweiß. Angst stieg in ihr hoch, aber sie beförderte sie sofort in den fest verschlossenen Teil ihres Kopfes. „Machen Sie sich keine Sorgen darüber, was sie Ihnen antun könnten?“ Trotz der Furcht zuckte in ihren Fingerspitzen das Verlangen, dieses gefährliche Wesen zu berühren.
„Ich kann selbst auf mich aufpassen.“
Daran zweifelte sie nicht. „Ich ebenfalls.“
Judds Augen, dunkelbraun wie bittere Schokolade und mit goldenen Punkten, starrten sie unverwandt an. „Was wollen Sie hier, Brenna?“
Sie schüttelte ihre Befangenheit ab. „Ich musste mit einem Medialen reden, und Sie sind einer.“
„Warum nicht Sascha?“
„Sie würde es nicht verstehen.“ Brenna mochte und respektierte Sascha Duncan, die mit ihren medialen Kräften Geist und Seele heilen konnte, und ihren Mann, Lucas Hunter, der das Alphatier der DarkRiver-Leoparden war. Aber … „Sie ist zu gut, zu liebevoll.“
„Das ist ein Nebeneffekt ihrer Fähigkeiten“, sagte Judd mit seiner stählernen Stimme.
Der Klang dieser Stimme ließ viele Männer grollen, aber Brenna wusste, dass sie nicht die einzige Frau war, die überlegte, wie sie diesen Eisblock zum Schmelzen bringen könnte. Sie spürte ihre Krallen unter der Haut, als ein unerklärliches sexuelles Verlangen in ihr hochstieg. Sie wehrte sich dagegen, denn sie war sich nur allzu sehr bewusst, dass niemand ihn würde ändern können.
„Sascha spürt die Gefühle anderer“, fuhr Judd fort, „wenn sie jemandem etwas antun würde, träfe es sie selbst.“
„Das weiß ich.“ Brenna ballte die Fäuste, drehte sich auf dem Absatz herum und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen. Es roch überall nach ihm, der dunkle und eindeutig männliche Geruch packte ihre Gestaltwandlersinne. „Hier sieht es wie in einer Zelle aus. Hätten Sie nicht wenigstens ein Poster aufhängen können?“ Das Zimmer war genauso groß wie das der anderen unverheirateten Soldaten, aber selbst die schlimmsten einsamen Wölfe gaben ihrer Umgebung ein individuelles Aussehen.
Im Gegensatz dazu wirkte Judds Zimmer vollkommen leer, das einzige Möbelstück war ein Bett, auf dem ein weißes Laken und eine graue Anstaltsdecke lagen. Und dann gab es noch eine etwa anderthalb Meter unterhalb der Decke hängende Eisenstange für sein Körpertraining.
„Ich wüsste nicht, warum.“ Er lehnte sich gegen die Tür, was ihre Aufmerksamkeit auf seinen festen, muskulösen Oberkörper lenkte. „Sagen Sie mir, was Sie hergeführt hat.“
„Ich habe Ihnen doch schon erzählt, dass ich Dinge sehe. Ich habe gesehen, dass – dass –“ Sie konnte sich nicht überwinden, den Albtraum erneut zu erleben.
Natürlich kam Judd nicht auf den Gedanken, ihr zu helfen. „Wie ich Ihnen schon erklärt habe, ist das wahrscheinlich nur der Widerhall des Traumas, das Sie unter Enriques Händen erlitten haben.“
„Sie irren sich. Es ist Realität.“
„Beschreiben Sie, was Sie sehen.“
„Es sind schlimme, sehr schlimme Dinge“, flüsterte sie und schlang die Arme um ihren Körper. „Tod, Blut und Schmerzen.“
Judds Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. „Mehr Einzelheiten, bitte.“
Blinde Wut fegte die Angst weg, die mit den Erinnerungen hochgekommen war. „Manchmal könnte ich schreien. Würde es Ihnen sehr wehtun, wenn Sie versuchten, ein wenig menschlich zu wirken?“
Er antwortete nicht.
„Walker ist doch auch anders.“
„Mein Bruder ist ein Telepath und fühlt sich besonders zu
Weitere Kostenlose Bücher