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Eisige Umarmung (German Edition)

Eisige Umarmung (German Edition)

Titel: Eisige Umarmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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als entginge ihm etwas Entscheidendes, aber so sehr er auch grübelte, er kam nicht darauf, was es war. „Soll ich Ihnen helfen?“
    Riley zögerte. „Nein. So ein einziger Scheißkerl rechtfertigt es nicht, in die Köpfe loyaler Männer und Frauen Einblick zu nehmen.“ Aber er machte den Eindruck, als hätte er es doch gerne getan. „Sie sorgen für Brennas Sicherheit, und ich kriege den Kerl.“
    Judd würde diesem Befehl keinesfalls Folge leisten – denn Brennas Leben stand auf dem Spiel –, aber er nickte trotzdem. Er verabschiedete sich von Riley und zog sein Handy heraus. „Es tut mir leid“, teilte er Sascha mit, „aber ich kann heute nicht kommen.“
    „Keine Sorge – ich wollte das auch schon vorschlagen“, sagte sie zu seiner Überraschung. „Gestern haben wir schon alles getan, was getan werden konnte – die Hirsche müssen sich erst einmal erholen. Ihre Heilung geht nur langsam voran.“
    Nachdem sie sich auf einen Zeitpunkt geeinigt hatten, an dem sie wieder auf seine Unterstützung zurückkommen wollte, kehrte Judd in seine Unterkunft zurück. Er musste jetzt erst einmal in Ruhe nachdenken, obwohl sein Geist größtenteils mit der Suche nach dem Mörder beschäftigt war – allerdings beschritt er einen anderen Weg als Riley, damit sie nicht unnötig Energien verschwendeten.
    Die Klimmzüge an der Eisenstange halfen ihm, sich zu konzentrieren, während sein Geist auf mehreren Ebenen gleichzeitig arbeitete. Etwas war sonnenklar – er wollte weiterhin mit Brenna in intimer Vertrautheit zusammen sein. Es ging ihm dabei nicht nur um Sex, obwohl er etwas dermaßen Erstaunliches noch nie erlebt hatte. Es war die Art und Weise, wie er sie zum Lachen bringen konnte, ihr ein Lächeln entlockte, wie sie sich von ihm umarmen ließ, wenn sie betrübt war. Sie fühlte sich sicher bei ihm, die Stärke ihrer Bindung gab ihr Kraft.
    Niemals würde er ihr dieses Gefühl wieder nehmen wollen. Und er würde sie auch keinesfalls einem anderen Mann überlassen, um ihr das zu geben, was sie brauchte. Allein bei diesem Gedanken hätte er gern etwas zerschlagen. Doch ganz egal, was er sich in der Hitze der Leidenschaft vorgestellt hatte, er konnte nicht andauernd Blackouts provozieren, um Brenna vor seinen tödlichen Fähigkeiten zu schützen. Was ihn zu einer Frage und der Entscheidung zurückbrachte, die er schon einmal mit einem klaren Nein beantwortet hatte. Konnte er Silentium und insbesondere auch die Dissonanz ausschalten, ohne den tödlichen Zorn seiner Gaben freizulassen?
    Sein Handy läutete. Er ließ sich von der Stange auf den Boden fallen und drückte die Antworttaste. „Judd.“
    „Hawke hier. Können wir uns am Wasserfall treffen?“
    Der Leitwolf wollte wahrscheinlich etwas über die Umprogrammierung der Hyänen erfahren. „Bin schon unterwegs.“ Auf dem Weg zum Ausgang traf er mehrere Gestaltwandler. Das war nicht weiter ungewöhnlich. Allerdings reagierten sie anders als sonst auf seine Gegenwart. Sie lächelten, winkten ihm zu, riefen Hallo und schlugen ihm sogar auf die Schulter, wenn er nicht rechtzeitig auswich.
    Kurz bevor er sein Ziel erreichte, stellte Indigo sich ihm in den Weg. „Ich hab da was für Sie.“

 
    35
    Sie zog ihn in eine Nische. „Einer von Tims Freunden ist heute von einem Ausflug in die Stadt zurückgekehrt und hat auf dem Anrufbeantworter seiner Kommunikationskonsole eine Nachricht von Tim vorgefunden. Stammt aus der Nacht, in der man ihn ermordet hat. Wollte Hawke über eine sichere Quelle Informationen zukommen lassen. Offenbar hatte er vor, den Dealer zu verraten.“
    Das war nicht viel, aber Judd speiste es sogleich in das laufende Programm in seinem Kopf ein. „Konnten Sie noch weitere Abhängige ausfindig machen?“
    „Schon“, sagte sie, „aber sie haben keine Scheißahnung – der Kerl ist clever, sie haben ihn nie zu Gesicht bekommen. Feige Sau. Wenn Sie nicht gewesen wären, würden wir heute um Drew trauern. Sobald wir den Kerl haben, werde ich ihm mit Freuden die Luftröhre rausreißen.“
    Judd schätzte es, dass Indigo ihn auf dem Laufenden hielt, aber er fragte sich nach ihren Beweggründen. Trotz aller Sympathien stand er immer noch außerhalb der Hierarchie des Wolfsrudels, und sie trauten nur den eigenen Leuten. Aber im Moment konnte er sich nicht mit diesem Problem beschäftigen.
    Er verließ die Höhle und ging durch den eisigen Wintertag zum eingefrorenen Wasserfall. Hawke stand bereits dort und hatte die Arme über der Brust gekreuzt.

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