Eisige Umarmung (German Edition)
Dalton hatte.
„Stimmt.“
„Ich habe schon einmal einen Rang gehabt.“ Als Pfeilgardist hatte er zur Elite gehört. „Damals habe ich begriffen, dass blindes Vertrauen in einer Hierarchie Blödsinn ist.“ Mit neunzehn war ihm klar geworden, wie rücksichtslos sie verraten und benutzt worden waren.
„Wir sind keine Medialen“, sagte Hawke finster. „Haben Sie Indigo oder Riley je katzbuckeln sehen?“
Also stimmte es – Raubtiergestaltwandler stellten strenge Anforderungen an ihre Anführer. Parrishs Hinrichtung war ein grausames Beispiel dafür gewesen. Kein einziger aus dem Rudel hatte für ihn um Gnade gebeten. Und das neue Alphatier hatte sogar das Todesurteil vollstreckt. Blutig, aber gerecht.
Dieses genau ausbalancierte und immer wieder überprüfte System war über ein Jahrhundert lang vor den Medialen geheim gehalten worden. „Selbst wenn Sie mich zu einem Soldaten machen, werde ich nicht jedem Ihrer Befehle folgen.“
„Wenn ich stummen Gehorsam wollte, hätte ich mir eine Herde Schafe zugelegt“, knurrte Hawke beinahe wütend. „Sind Sie nun dabei oder nicht?“
Er würde Brenna niemals verlassen. Oder sich illoyal gegenüber seiner Familie verhalten. „Ja, ich mache mit.“ Er hätte sogar einen niedrigeren Rang als im Medialnet akzeptiert, obwohl es ihn geärgert hätte. Stolz. Sein wunder Punkt. Aber Vollkommenheit hatte er nie für sich in Anspruch genommen. Denn der Wunsch nach eisiger Perfektion hatte seinem ganzen Volk die Menschlichkeit genommen.
Hawke grinste. „Sie hätten vorher fragen sollen, welchen Rang Sie bekommen. Jetzt ist es zu spät.“
„Wahrscheinlich werde ich einen unteren oder mittleren Rang als Soldat bekleiden.“ Mediale stellten nie grundlose Vermutungen an.
„Meinen Sie, ich hätte diesen ganzen Zauber über Ihre Stärke, und dass man Sie nicht alleine herumstreunen lassen dürfte, nur veranstaltet, um Ihnen einen Rang zuzuweisen, der das ganze Scheißrudel in Aufruhr bringt?“ Hawke trat vor und ließ seine Krallen so schnell ausfahren, dass Judd nicht mehr reagieren konnte. Es wäre nur logisch gewesen, sich telekinetisch zu verteidigen, aber sein Geist schätzte Hawkes Körpersprache nicht als Angriff ein. Er griff sich an den Hals und spürte vier dünne Linien, oberflächliche Kratzer, aber er hatte Blut an den Fingern.
Hawke schnitt sich auch in die eigene Handfläche und ließ das Blut in den Schnee tropfen. Instinktiv streckte Judd seine blutigen Finger aus und fing einen Tropfen Blut auf. Es brannte heiß auf seiner Hand, als hätte er ins Feuer gefasst. Etwas in ihm klinkte ein, aber als er einen Blick ins Laurennetz warf, fand er keine neue Verbindung.
Das Brennen hielt weiter an. „Was ist denn jetzt passiert?“
„Der Blutbund wurde geschlossen.“ Hawke ballte die Faust und brachte die Blutung damit zum Stillstand. „Du bist jetzt Offizier der SnowDancer-Wölfe.“
Judd betrachtete die rosa Flecken im Schnee und blickte dann wieder in die blassen Augen. „Du verachtest doch Mediale.“ Er kannte den Grund für diesen Hass nicht, aber er spürte ihn.
„Ich wäre ein Heuchler, würde ich euch alle grundlos hassen.“ Hawke verzog den Mund. „Und in dieser Rolle sehe ich mich eigentlich auch nicht.“ In der Stimme des Alphatieres schwang ein tieferes Gefühl mit, das Judd nicht zuordnen konnte.
„Hat es mit Sascha zu tun?“ Hawke mochte Lucas’ Frau offensichtlich sehr gern.
Der grimmige Ausdruck wich einem Lächeln. „Sie hat meine Ansichten über Mediale über den Haufen geworfen, aber –“ Hawke schüttelte den Kopf, als wolle er sich davon abhalten, zu viel zu verraten. „Ich vertraue denjenigen, die mir ihre Loyalität gezeigt haben. Und das hast du oft genug getan – das reicht aber jetzt! Bei mir muss es nicht sentimental und gefühlvoll zugehen. Herzlich willkommen im Rudel.“
Judd bückte sich, um seine Hand im Schnee abzuwaschen. Hawke tat dasselbe. Der Schnitt in seiner Hand hatte sich schon geschlossen. Judds Wunden heilten aufgrund seiner Fähigkeiten als TK-Zelle, Hawkes wegen seiner Stärke als Gestaltwandler, der Stärke eines Leitwolfs.
„Also“, sagte Judd, „was ist die Aufgabe von Offizieren?“
„Scheißviele Dinge.“ Hawkes Grinsen sah ein wenig boshaft aus.
„Na, dann sind die Ferien also vorbei.“ Die Dissonanz flammte auf, als er Zugehörigkeit und Stolz spürte und an die Frau mit den blauen Strahlen in den Augen dachte.
Brenna schnappte nach Luft, als sie die Tür des
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