Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
Wohnzimmer, wo sie nach ihrem Notizbuch griff und hektisch die Seiten durchblätterte. Fündig geworden, wählte sie sofort Mary Ortons Nummer. Sie ließ es ewig läuten, doch niemand ging ran. Etwa nach dem fünfzehnten Mal brach sie den Anruf ab. Fast eine Minute stand sie wie gelähmt in ihrem Wohnzimmer, weil sie nicht wusste, was sie tun sollte. Schließlich steckte sie das Notizbuch in ihre Tasche, eilte aus dem Haus, winkte sich in der Cavendish Street ein Taxi heran und nannte dem Fahrer Mary Ortons Adresse. Er zog ein Gesicht.
»Ach, du meine Güte!«, stöhnte er. »Welche Strecke nehmen wir denn da am besten? Was meinen Sie?«
»Ich bin nicht der Taxifahrer«, gab Frieda zurück. »Wie wäre es mit Park Lane, Victoria und dann auf der Südseite den Fluss entlang? Um diese Tageszeit staut es sich sowieso überall.«
»So machen wir es, meine Liebe«, antwortete der Fahrer und fuhr los.
Frieda wählte eine weitere Nummer. Sie hatte gehofft, Karlsson zu erreichen, aber statt seiner ging Yvette ran.
»Es tut mir leid, dass es für Sie so dumm gelaufen ist«, sagte diese.
»Das ist schon in Ordnung. Kann ich kurz Karlsson haben?«
»Der ist gerade nicht verfügbar.«
»Ich muss ihn aber dringend sprechen. Es ist wirklich sehr, sehr wichtig.«
»Ich richte ihm gern etwas aus.«
Frieda starrte einen Moment wütend auf ihr Telefon. Am liebsten hätte sie es auf den Boden des Taxis geschleudert. »Vielleicht können Sie mir weiterhelfen.« Sie bemühte sich um einen ruhigen Ton. »Ich habe gerade eine Nachricht von Josef erhalten – meinem Freund, dem Bauarbeiter, der Mary Orton bei den Reparaturen in ihrem Haus geholfen hat. Mary Orton hat ihr Testament doch geändert. Sie wollte ein Drittel ihres gesamten Vermögens Robert Poole hinterlassen.« Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. »Yvette, sind Sie noch dran?«
»Es tut mir leid, Frieda, aber haben Sie die Memo nicht bekommen? Sie arbeiten nicht mehr für uns.«
»Das ist doch völlig egal! Verstehen Sie denn nicht? Das ändert alles. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Poole vorhatte, Mary Orton zu töten, nachdem er wusste, dass er im Fall ihres Todes Hunderttausende Pfund erben würde.«
»Na, dann kann man ja von Glück sagen, dass jetzt stattdessen er tot ist.«
»Aber Beth Kersey ist nicht tot.«
»Keine Sorge, Frieda, auf ihre Eltern passen wir schon auf.«
»Die Eltern waren nie in Gefahr. Ich habe mit Lorna Kersey gesprochen. Beth hat ihre Eltern nie bedroht. Sie versucht es allen Leuten recht zu machen. Nur wenn sie jemand daran zu hindern versucht, wird sie gewalttätig – sogar sehr gewalttätig. Sie müssen dafür sorgen, dass Mary Orton sofort Polizeischutz bekommt.«
»Dieses Testament war doch nur von Bedeutung, so lange Poole noch lebte.«
»Nein. Begreifen Sie denn nicht? Bestimmt versucht sie, seine Wünsche zu erfüllen. Und wenn er Mary Orton den Tod wünschte … Yvette, werden Sie Karlsson ausrichten, was ich Ihnen gesagt habe?«
Wieder herrschte am anderen Ende Schweigen. »Ich werde ihm von Ihren Bedenken berichten. Aber könnten Sie dann bitte Ruhe geben, Frieda? Dieser Mistkerl Newton hat uns reingelegt, und wir versuchen gerade, die Situation wieder in den Griff zu bekommen. Der Fall ist abgeschlossen. Bitte. Es tut mir leid, dass Sie so unschön ausgebootet wurden, aber wir haben unsere eigenen Probleme.«
»Hauptsache, Sie geben Karlsson Bescheid«, entgegnete Frieda.
Aber die Leitung war bereits tot. Sie versuchte es erneut unter Mary Ortons Nummer, aber wie zuvor läutete es endlos. Wen konnte sie sonst noch anrufen? Arbeitete Josef vielleicht noch dort? Oder in der Nähe? Als sie es bei ihm versuchte, ging sofort seine Mailbox ran. Sie starrte aus dem Fenster. Der Verkehr war gar nicht so schlimm wie befürchtet. Während sie den Fluss überquerten, rief sie ein weiteres Mal Yvette an.
»Haben Sie Karlsson schon erreicht?«, fragte sie.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich mich mit ihm in Verbindung setze, sobald ich kann. Jetzt, bitte …«
Die Leitung war schon wieder tot. Benommen starrte Frieda auf ihr Telefon hinunter. Es gab nichts mehr, was sie noch tun konnte. Doch, eine letzte Möglichkeit fiel ihr noch ein. Was spielte das jetzt noch für eine Rolle? Sie wählte die Notrufnummer.
»Notfalldienst. Bitte sagen Sie mir, welchen Dienst Sie benötigen.«
»Polizei.«
In der Leitung war erst ein Klicken zu hören und dann ein Surren, gefolgt von einer weiteren weiblichen
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