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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Stimme. »Hallo, Sie sprechen mit der Polizei. Um welche Art Notfall handelt es sich?«
    Frieda nannte Mary Ortons Adresse. »Ich habe einen Einbrecher gesehen.«
    »Wann war das?«
    »Vor ein paar Minuten.«
    »Können Sie mir eine Beschreibung geben?«
    »Nein … Doch, ich habe ein Messer gesehen. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Wir schicken einen Wagen vorbei. Bitte nennen Sie mir Ihren Namen.«
    Frieda konnte sich genau vorstellen, wie Karlsson und Yvette darauf reagieren würden. Sie hatte das Gefühl, gerade den letzten dünnen Strang des Fadens zu durchtrennen, der sie noch mit ihnen verband. Aber die Dinge, die man unterließ, fielen mehr ins Gewicht als die, die man tat.
    Als das Taxi in Mary Ortons Straße einbog, rechnete Frieda fest damit, bereits einen Streifenwagen mit Blaulicht vor dem Haus zu sehen, aber da war keiner. Jake Newton hatte recht, dachte sie. Ein hoffnungsloser Fall. Sie reichte dem Fahrer eine Zwanzig-Pfund-Note.
    »Ich habe kein Wechselgeld«, behauptete er.
    »Behalten Sie es ruhig.«
    Während sie auf das Haus zusteuerte, wurde ihr bewusst, dass sie sich keinerlei Gedanken darüber gemacht hatte, wie sie sich jetzt verhalten solle. Sie war gerade im Begriff, auf den Klingelknopf zu drücken, bemerkte dabei jedoch, dass die Tür nicht ganz geschlossen war. Als sie dagegendrückte, schwang sie auf. War bereits ein Streifenpolizist eingetroffen? Oder arbeitete Josef hier irgendwo? Sie trat in die Diele.
    »Mary?«, rief sie. »Misses Orton?«
    Keine Antwort. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie hatte einen säuerlichen Geschmack im Mund. Ihr war klar, dass es sich dabei um Milchsäure handelte, die sich bildete, wenn man schnell rannte oder wenn … Sie rief noch einmal nach Mary Orton. Was sollte sie tun? Die Polizei hatte sie ja schon verständigt. Wo, zum Teufel, blieben die? Wahrscheinlich wurden sie durch irgendeinen falschen Alarm aufgehalten. Das hier war vermutlich auch ein falscher Alarm. Während sie in die Küche ging, hatte sie das Gefühl, dass ihre Schritte schrecklich laut klangen, als wollten sie ihr dadurch mitteilen, dass sie sich an einem Ort aufhielt, an dem sie eigentlich nichts zu suchen hatte.
    Die Küche war leer. Auf dem Tisch stand eine Tasse mit Tee oder Kaffee neben einer aufgeschlagenen Zeitung. Frieda beugte sich darüber und berührte die Tasse. Sie war warm. Nicht so heiß wie frisch aufgegossener Tee, aber doch wärmer als die Umgebungstemperatur. Vielleicht war Mary Orton weggegangen und hatte nur die Haustür nicht richtig geschlossen. Frieda machte kehrt und verließ die Küche. Brachte es etwas, wenn sie eine Runde durchs Haus drehte? Als sie die Tür zum Wohnzimmer öffnete, wurde ihr vor Schreck fast schwindlig. Sie schluckte. Auf der anderen Seite des Raums lag Mary Orton neben dem Bücherregal auf dem Teppich. Frieda, die sich mit den Vorgängen im menschlichen Körper auskannte, registrierte bewusst, wie sich ihre eigene Wahrnehmung verengte. Sie hatte das Gefühl, Mary Orton wie durch ein langes Rohr zu sehen. Ihr erster Gedanke war, dass Mary gestürzt war. Bei Leuten in diesem Alter keine Seltenheit, ging ihr durch den Kopf: Sie fallen hin, brechen sich die Hüfte, kommen unter Umständen nicht mehr hoch, haben niemanden, der sie findet, und sterben. Dann aber wurde ihr auf eine seltsam langsame und dumpfe Weise klar, dass der Fleck auf dem cremefarbenen Teppich, den sie im ersten Moment für einen Schatten gehalten hatte, in Wirklichkeit Blut war – das Blut von Mary Orton. Während sie zu ihr hinüberstürmte, versuchte sie sich die Druckpunkte für das Stillen von Blutungen ins Gedächtnis zu rufen. Es war schon so lange her, dass sie sich mit Anatomie beschäftigt hatte.
    Mary Orton lag da, als hätte sie vergeblich versucht, sich auf den Rücken zu drehen.
    »Mary«, krächzte Frieda. »Mary, ich bin da!« Frieda schaute ihr in die Augen. Sie sah darin etwas aufglimmen, das sie verwirrte.
    »Mary«, wiederholte Frieda und nahm erneut eine winzige Bewegung in den Augen der alten Dame wahr. Schlagartig begriff Frieda, was diese Bewegung bedeutete: Kaum noch am Leben, blickte Mary Orton nicht Frieda an, sondern über ihre Schulter hinweg, und Frieda dachte: O nein. O nein. In dem Moment spürte sie einen harten Schlag seitlich am Rücken, und von da an schien sie alles nur noch in Zeitlupe und wie durch einen Nebel wahrzunehmen. Ihr blieb sogar Zeit für den Gedanken: Wie langsam das alles geht. Wieder spürte sie einen Schlag,

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