Eisiger Schatten
beide Seiten. Die Leviathane umlagerten den Eisdrachen in sicherem Abstand. Dieser wiederum spie manchmal eine blaue Feuerwolke oder wischte mit seinem langen Schwanz um seinen Körper herum, sodass sich ihm seine Feinde nicht weiter nähern konnten.
„Ich glaube, da stehen sich zunächst zwei gleichstarke Kräfte gegenüber“, stellte Thamandor fest. „Wenn Jarandil gedacht hat, dass der Eisdrache für ihn einfach die Eisfestung niederwalzen kann, hat er sich wohl verschätzt.“
„Es wird nicht mehr lange so bleiben“, war Sarwen überzeugt. „Wenn es stimmt, was der Kristallene gesagt hat, und das Eis magisch vergiftet wurde, werden die Eismenschen schon bald nicht mehr genügend Kraft haben, um die Leviathane zu lenken und ihre Magie einzusetzen.“
„Oder auch nur ihren freien Willen zu behalten“, fügte Daron hinzu.
„Und wo geht es jetzt hin? Einfach nur nach Norden? Dass kann ja wohl nicht die Lösung sein!“, beschwerte sich Thamandor.
„Ein blitzendes Metallschiff müsste uns eigentlich schon aus größerer Entfernung auffallen“, sagte Daron ruhig, und Rarax stieß einen kurzen, durchdringenden Laut aus, so als wollte er die Worte des Elbenprinzen bestätigen. „Und dort werden wir dann sicherlich auch Lirandil und Sandrilas antreffen.“
„Ich will gern meine Augen offen halten“, grummelte Thamandor. „Aber für mich hört sich das alles ziemlich ungenau an.“
„Das silberne Schiff vermag durch dickes Eis zu fahren, aber es ist nichts davon bekannt, dass es sich über Land bewegen könnte“, stellte Daron klar. „Wenn wir der Küste folgen, ist die Wahrscheinlichkeit am größten, es zu finden.“
„Fragt sich nur, was wir dann tun werden“, wandte sich Sarwen mit einem Gedanken an ihren Bruder.
Magischer Sturm
Die Nacht brach herein, und helles Mondlicht ließ die weite Fläche aus Schnee und Eis leuchten.
In der Ferne sahen die Elben manchmal immer noch bläuliche Lichter oder Blitze flackern. Das musste das Feuer des Eisdrachen ein. Offenbar kam es doch hin und wieder zu kleineren Kämpfe zwischen den Leviathanen und Kemroor.
Daron ließ Rarax auf einer Anhöhe in der Nähe der Küstenlinie landen. Er glaubte nämlich, eine magische Spur entdeckt zu haben. Es war zwar nur ein schwacher Eindruck, aber Sarwen war ganz seiner Ansicht, dass da etwas war, was es zu untersuchen galt.
Sie stiegen von Rarax' Rücken, und Daron nahm noch einmal das Amulett des Fährtensuchers hervor. Es begann zu leuchten.
„Lirandil war hier“, stellte Daron fest. Er blickte sich um. Eine breite Spur war im Schnee zu sehen.
Sarwen kniete nieder und berührte den Boden mit der Hand. Ihre Augen wurden vollkommen schwarz, und Blitze zuckten aus ihren Fingerspitzen in die Tiefe des Eises. „Hier hat ein großes Gewicht auf dem Schnee gelastet“, stellte sie fest.
„Ein Leviathan!“, entfuhr es Emwén.
Sarwen nickte, „Ja, das könnte sein. Und dieser Leviathan scheint genau in die Richtung gezogen zu sein, in die wir auch wollen.“
„Und was ist mit Sandrilas und Lirandil?“, fragte Thamandor.
Doch darauf gab niemand eine Antwort. Daron und Sarwen wirkten plötzlich wie erstarrt.
„Spürst du es auch?“, wandte sich der Elbenprinz mit einem Gedanken an seine Schwester und streckte die Hände in Richtung des nördlichen Horizonts aus.
„Ja.“
„Eine vertraute Art magischer Kraft.“
„Elbenmagie.“
„Jarandil!“
„Jetzt haben wir Gewissheit. Er ist ganz in der Nähe.“
Sie rasteten kurz und bereiteten sich mithilfe eines der mitgeführten Glutsteine etwas zu Essen aus ihrem Proviant zu. Zwar konnten Elben notfalls sehr viel länger als Menschen ohne Nahrung auskommen, aber Thamandor fand, dass dies nicht unbedingt sein musste, zumal sie für den Kampf mit einem so mächtigen Magier wie Jarandil gestärkt sein sollten.
Daron und Sarwen hatten jedoch kaum Appetit. Sie begnügten sich mit einer Suppe, die Emwén aus Heilkräutern aufbrühte und von ihr behauptete, sie würde die magischen Sinne stärken.
„Als ob wir das nötig hätten“, flüsterte Sarwen ihrem Bruder zu.
„Es wird auf jeden Fall nicht schaden“, erwiderte Daron, dann wechselte er das Thema und sagte laut: „Ich frage mich die ganze Zeit über, was Jarandil eigentlich vorhat.“
„Ich verstehe nicht, was du meinst“, gestand Thamandor. „Er will die Macht über das Elbenreich und wahrscheinlich noch weit darüber hinaus. Und nun hat er bei seinem Eroberungsfeldzug
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