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Eisiger Schatten

Eisiger Schatten

Titel: Eisiger Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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auf zwei daumennagelgroße Stücke aus einem sehr dichten schwammartigen Moos. „Das soll helfen?“, wunderte er sich. „Was soll das sein?“
    „Ohrenstopfen“, antwortete Emwén. „Ich habe in Meergond ja viele Menschen, Zentauren und Zylopier behandelt, allesamt magisch unbegabt. Und bei denen haben sich diese Dinger bewährt.“
     
     
    Der Eisdrache Kemroor hob einen seiner gewaltigen Füße und setzte ihn donnernd ein Stück vor. Das gebirgsgroße Wesen schob sich langsam, Schritt für Schritt, auf die Festung der Eismenschen zu. Immer wieder brachen Stücke aus seinem gefrorenen Körper und fielen zu Boden, und schon im nächsten Moment formten sich daraus Eisdrachenläufer, die blaues Feuer spuckten und die Sicheln an ihren Schwanzenden drohend durch die Luft schwangen.
    Zudem kamen Tausende von Eisdrachenläufern überall über die Hügel am Horizont, wobei selbst für ein scharfes Elbenauge nicht leicht auszumachen war, was von diesen vereisten Anhöhen nun eigentlich zur Landschaft gehörte oder Teil des Eisdrachenkörpers war.
    „Gegen so einen Gegner hätte es wohl selbst mein Flammenspeer schwer“, gestand Thamandor ein.
    Auf breiter Front und von allen Seiten stürmten die Eisdrachenläufer heran. Es war offensichtlich ihre Absicht, die Eisfestung zu umzingeln.
    Immer mehr Stücke fielen von dem Eisdrachen, zumal wenn er sich schüttelte oder heftig bewegte. Manche der Bruchstücke formten sich zu weiteren, etwas kleineren Eisdämonen.
    Rarax stieß einen Ruf aus, mit dem er dieser ungeheuren Streitmacht wohl drohen wollte. Aber das war natürlich vollkommen sinnlos.
    „Ist das wirklich dein Ernst, Daron?“, fragte Thamandor. „Sollen wir die Eismenschen tatsächlich im Stich lassen und in aller Seelenruhe nach Norden fliegen, um Sandrilas und Lirandil zu suchen?“
    „Wir lassen die Eismenschen nicht im Stich, sondern begeben uns wie geplant auf die Suche nach Lirandil und Sandrilas“, erwiderte Daron. „Darum sind wir doch hergekommen, werter Thamandor. Und davon abgesehen war es der Wunsch des Kristallenen, dass wir uns aus diesem Kampf heraushalten.“
    Daron blickte in die Tiefe und sah, was sich in den Mauern der Eisfestung trat. Überall drängten Kolonnen ihrer gefrorenen Bewohner durch die Gassen. Viele wuchsen aus den Eismauern der Gebäude und dem eisigen Untergrund heraus.
    Außerdem war zu beobachten, wie kleinere Eismenschen zu dritt oder viert miteinander verschmolzen, um auf diese Weise größere Exemplare zu bilden.
    Auf dem großen Versammlungsplatz leuchtete der Kristallene auf. Blitze zuckten von der glasklaren Eiskugel über die ganze Stadt.
    In den Außenmauern der Eisfestung hatte es bisher kein Tor gegeben. Nun aber bildeten sich gleich ein halbes Dutzend davon. Sie formten sich einfach aus dem Eis der Mauern.
    Unter den Torbögen schritten lange Kolonnen von Eismenschen hinaus. Sie zogen den Angreifern entgegen, die sich in breiter Front der Eisfestung näherten.
    Die ersten Eismenschen-Kolonnen bezogen Stellung, und aus den Armen formten sich lange, schwertähnliche Eisklingen. Obwohl es Tausende waren, die sich schützend vor der Stadt aufstellten, war ihre Zahl im Vergleich zu den heranrückenden Eisdämonen doch äußerst gering.
    Vielleicht konnten sie dennoch gegen die Eisdämonen im Kampf bestehen. Aber bei dem riesenhaften Eisdrachen schien das völlig ausgeschlossen.
    „Ich glaube, die wissen sehr genau, was sie tun“, sandte Sarwen ihm einen Gedanken.
    „Das können wir nur hoffen“, gab Daron zurück. „Denn wenn der Eisdrache wirklich weiter nach Süden zieht, fällt das bisschen Eis, das Meergond im Moment bedroht, schon gar nicht mehr ins Gewicht.“
    „Ich habe so meine Zweifel, ob er nach Belieben in den Süden vordringen kann“, erklärte Sarwen. „Das wird sich bei ihm so ähnlich verhalten wie bei den Eismenschen. Die können sich auch nicht beliebig vom Eis entfernen.“
    „Und wenn das Eis selbst ebenfalls vorrückt? Ich nehme an, dass Jarandil deshalb das Eis vergiftet hat, sodass es sich entgegen aller Naturgesetze verhält.“
    Die Eismenschen begannen, mit ihren Eisschwertern auf den hart gefrorenen Boden zu klopfen, und das in einem stampfenden Rhythmus.
    Gleichzeitig spürten zumindest Daron und Sarwen ungewöhnlich starke Gedanken, die offenbar von den Eismenschen ausgingen. Sie bestanden aus einer raschen Folge Bildern, doch weder Daron noch Sarwen konnten damit etwas anfangen: Farben, Formen, Licht, Dunkelheit – all das

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